Präparation eines Thrissops cf. formosus aus den Plattenkalken von Eichstätt

Für Jahre im Keller lagernd, wurde der ca. 30 cm lange Fisch aus den Solnhofener Plattenkalken bei Eichstätt, um den es in diesem Artikel geht, kürzlich aus seinem Dornröschenschlaf geweckt. Bereits der Rohling ist eine Schau! Er liegt verteilt auf Liegend- und Hangendplatte vor. Der größte Teil der Fossilsbstanz befindet sich auf einer der beiden Platten. Nur einen Teil des Schädels gilt es zu transferieren.

 

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Abb. 1

 

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Abb. 2

 

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Abb. 3

 

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Abb. 4: Foto vergrößern.

 

Sauber geklebt, wird dieser Fisch ganz sicher ein Prachtstück werden. Lediglich der Kopf ist kompliziert, das „Heck“ dagegen eine einzige Verheißung!

 

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Abb. 5: Foto vergrößern.

 

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Abb. 6: Foto vergrößern.

 

Die Vorbereitungen zur Klebung nehmen Stunden in Anspruch, da die Steine nicht spiegelsymmetrisch geschnitten sind. Erst wird alles sorgsam gereinigt, dann werden kleine Bereiche vorsichtig gesichert. Nachdem die Steine getrocknet wurden, folgt achtsames Rangieren und Justieren, hierbei immer darauf bedacht nichts kaputt zu machen. Damit es bei der Verklebung auch so gut passt wie bei der „Trockenprobe“, wird mit Bleistift angezeichnet, wie die Steine aufeinander gehören.

 

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Abb. 7

 

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Abb. 8

 

Dann wird geklebt. Der Kleber wird verdünnt, um den Fugenschluss zu optimieren. Beide Seiten werden eingestrichen und dann auf die Markierungen gelegt. Dann werden sie vorsichtig von Hand mit ruckelnden Bewegungen verpresst, bis man ein Schaben spürt. Schließlich rasten die Steine aufeinander und es lässt sich nichts mehr verschieben. Damit das so bleibt, werden etwa 25 bis 30 Kilogramm Gewicht flächig auf die obere Platte gelegt. Andernfalls könnten sich die Platten wieder anheben, wenn beispielsweise während des Klebevorgangs irgendwo eine Luftblase entstehen würde.

 

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Abb. 9 und 10

 

 

Mit einer gehörigen Portion Respekt wird nach dem Aushärten des Klebers zwei Tage später vorsichtig die oberste Schicht über dem Fisch heruntergestichelt.

 

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Abb. 11

 

Dann werden Überstände der beiden Platten eingekürzt, die vor dem Abspalten der obersten Schicht für die Zange noch zu dick dazu gewesen waren. Jedenfalls erschien zunächst das Risiko zu hoch, dass beim Knipsen mit der Zange etwas schiefgeht. Durch das Entfernen der Überstände wird die Platte zudem um einiges handlicher.
Die nächste Lage über dem Fisch wird vorsichtig abgetragen. Der Anfang wird am „Heck“ gemacht. Langsam werden von dort aus die Arbeiten über den Körper in Richtung Kopf fortgesetzt. Dieser wird dann in einem Zug mit der Brustflosse partiell freigelegt und „umgraben“.

 

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Abb. 12

 

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Abb. 13

 

Um beim späteren Vorhaben die Platte auf die Ebene des Fisches abzuspalten das Wirken von Scherkräften auf die Brustflosse auszuschließen, wird sie auf der freigelegten Seite mit Sekundenkleber gesichert und auf der gegenüberliegenden Seite als Sockel stehen gelassen.

 

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Abb. 14

 

Erst nachdem die Konturen des Fisches freiliegen, wird der Rest der Platte sachte abgespalten. Das Ergebnis ist besser als erwartet. Einen solchen (Fast-noch-)Rohling sieht man im Solnhofener Plattenkalk nur alle paar Jahre einmal. Er ist so schön, dass man ihn eigentlich im zwischenzeitlichen Istzustand schon in die Sammlung aufnehmen könnte.

 

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Abb. 15: Animation: Vor- und nach dem Spalten der Platte auf die Ebene mit dem Thrissops.

 

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Abb. 16

 

Nun gilt es! Vorsichtig werden zwei Fenster gesetzt. Das erste Fenster an der Rückenflosse, das zweite an der Schwanzflosse. Alles sieht gut aus, was aber noch nicht garantiert, dass es überall so gut weitergeht. Anschließen werden die Rückenflosse und der obere Teil der Schwanzflosse freigelegt.
Es folgt der untere Teil der Schwanzflosse. Schwierig gestaltet sich lediglich der Bereich, in welchem ein Koprolith über den Schwanzlobus verläuft. Hier ist die Flosse etwas uneben.

 

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Abb. 17

 

Damit es, wenn es an den Körper geht, nicht zu unvorhergesehenen Unfällen kommen kann, wird nun die Afterflosse freigelegt.

 

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Abb. 18

 

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Abb. 19

 

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Abb. 20

 

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Abb. 21

 

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Abb. 22

 

Nach den viel Konzentration erfordernden Arbeiten an den Flossen, kommt der Körper als eine Art präparatorische Entspannungsübung an der Reihe. Über der Wirbelsäule geht es mit dessen Freilegung auch tatsächlich gut voran.

 

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Abb. 23

 

Unterhalb der Wirbelsäule zeigen sich allerdings Mazerationserscheinungen am Ende der Afterflosse. Das ist zwar nicht schön, lässt sich aber nicht ändern – immerhin zeigt sich, dass noch Muskelsubstanz vorhanden ist. Die Präparation des Körpers gestaltet sich zunehmend schwieriger. Durch eine leichte Konkretionsbildung um das Fossil herum, wird der Stein härter. Gleichzeitig weist der Fisch hier hohle Bereiche auf. So muss im „Terrassenbau“ Lage für Lage nach unten gearbeitet werden, um die mechanischen Belastungen gering zu halten.

 

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Abb. 24

 

Zwischendurch wird die Genitalflosse freigelegt, da der "Terrassenbau" sich dieser langsam nähert.

 

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Abb. 25

 

Weiter geht es an an der Afterflosse. Die Flossenwurzeln müssen "auf Lücke" präpariert werden, damit man die Knochen härten kann, sonst platzen sie ab.

 

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Abb. 26

 

Mittlerweile nimmt der Thrissops Konturen an.

 

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Abb. 27

 

Es folgt eine Probegrabung am Kopf. Die Kiefer kommen dabei gut heraus, was mehr und mehr auf ein sehr schönes Gesamtergebnis hoffen lässt.

 

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Abb. 28

 

Die Arbeiten schreiten immer weiter voran.

 

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Abb. 29

 

Schließlich ist der Übergang am Körper zwischen Genital- und Brustflosse geschafft.

 

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Abb. 30

 

Zwischenzeitlich liegt fast der ganze Körper frei.

 

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Abb. 31

 

Nun geht es nochmals an den Kopf und die Wirbelsäule. Mit dem Fräser werden an den Wirbeln Kalzitanhaftungen entfernt. Im Bereich des Kopfes geht es mit Nadeln weiter.

 

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Abb. 32

 

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Abb. 33

 

Schließlich ist der Fisch weitgehend von Gestein befreit. Jetzt gilt es noch die Zähne zu putzen, die Kontur zu finieren und den Sockel der Brustflosse zu reduzieren.

 

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Abb. 34

 

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Abb. 35

 

Es ist annähernd geschafft. Mittlerweile steckt aber auch bereits über eine Woche Arbeit in Vollzeit im Fisch, welcher nun vom Werkstattstaub befreit wird.

 

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Abb. 36

 

Nach einer Kontrolle auf letzte Klebstoffgrate werden diese entfernt. Danach wird der Fisch mit Zaponlack versiegelt, wodurch sich der Kontrast gegenüber dem Gestein nochmals erhöht hat. Am Ende der Präparation sehen Fisch und Stein folgendermaßen aus:

 

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Abb. 37: Foto vergrößern.

 

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Abb. 38: Foto vergrößern.

 

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Abb. 39: Foto vergrößern.

 

 

Angaben zum Fossil im Überblick

Fossil: Thrissops cf. formosus

Länge: zirka 30 cm

Fundort: Eichstätter Bruchrevier Solnhofener Plattenkalk

Stratigrafie: Tithonium, Oberjura

Zeitaufwand: über 50 Stunden

Verwendete Werkzeuge: HW-1, Nadeln, Dental-Hartmetallfräser in Mikrobohrmaschine.

Sammlung: Privat

 

Den Bericht über die Freilegung des Thrissops gibt es auch als Video:

 

Das Video wurde von meinem Vater Klaus Resch gestaltet. Die Gitarrenmusik stellte freundlicherweise Steinkern-Mitglied Elias Bentlage bereit.

 

Udo Resch für Steinkern.de