Kleine Muschelkalkexkursion 2005

„Männer allein im Bruch“ – die Novembertour in den Muschelkalk 12./13. Nov. 2005

 

 

 

Es war um 05:00 Uhr in der Frühe, als mich am 12. November 2005 der Wecker aus dem Schlaf riß. Kein Problem - MUSCHELKALK war angesagt für Matthias, Andreas und mich und das hieß Abfahrt in Wetzlar gegen 06:30 Uhr, denn im November sind die Tage kurz und wir wollten unsere Zeit nutzen. Pilot war diesmal Andreas und nach angenehmen Hinflug über eine freie Piste verließen wir gegen 09:00 Uhr, wie verabredet, die A 81 an der Ausfahrt Mundelsheim.

Am Treffpunkt angekommen, waren unser „Exkursionsleiter“ Jörg und die Steinkerne Fritz und Uwe bereits dort. Das Wetter versprach (man beachte den Monat!) absolut prächtig zu werden. Jörg gab einen kurzen Überblick über das, was kommen sollte, bekam noch einen ordentlichen Hammer von den Steinkernen und ab ging´s in den ersten Aufschluss.

 

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Im BMK Steinbruch in Ilsfeld angekommen, trafen wir den Steinbrucheigentümer, der einem vernünftigen Sammeln gegenüber sehr aufgeschlossen scheint. Ein „Stein-reicher“ Mann, wie wir von ihm erfuhren und für dessen Zustimmung zum Sammeln wir uns hiermit noch einmal recht herzlich bedanken! Jörg führte uns durch das Schichtprofil des Bruches, es ging „von oben nach unten“, also zuerst ein Blick in den Lettenkeuper. Es gab Pflanzenfossilien in großer Zahl zu bestaunen, für eine Bergung hätten wir aber eine Motorflex gut brauchen können.
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Es folgte das Muschelkalkgrenzbonebed, hier fanden sich Zähnchen und ein Knochenfragment, das Jörg (wie alle anderen Funde der Tour) zielsicher bestimmte, es handelte sich demnach um eine kleine Rippe. Uwe fand diese Kauleiste und einen Saurierzahn:

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Letztlich endeten wir im Muschelkalk in der Spinosus Zone. Hier wurde mit großem Einsatz Gestein bewegt (Fritz und Uwe hatten mit Ihren langen Brechstangen genau das richtige Gerät zur Hand) und einige schöne Ceratiten kamen zum Vorschein.

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Man beachte den süßen, kleinen Nautilus in Jörgs Hand...

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Hier Bilder von Funden, die Uwe mit Stichel und Strahler, wieder einmal, perfekt präpariert hat:

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Nachdem er uns schon den ganzen langen Tag geführt hatte, ließ Jörg ließ es sich dann dennoch nicht nehmen, in seiner Gaststätte auch noch für uns zu kochen. Eine perfekte Adresse, die wir Sammlern wärmstens für einen Besuch an´s Herz legen wollen. Denn während man auf Jörg´s wirklich sensationelle 5-Sterne-Pizza wartet, kann man eine Menge seiner Funde bewundern. Hier ein paar Bilder aus seinen Vitrinen:

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Wer bei Jörg einkehren möchte, hier ist die Adresse:

Tennisanlage Großbottwar, Gaststätte zum "Sonnenschein", Heilbronner Str. 61 in 71723 Großbottwar, Telefon 07148-162333 tägl. ab 17:30 Uhr, sonntags durchgehend ab 11:00 Uhr geöffnet.

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Unser Nachtquartier bezogen wir dann „wildromantisch“ im Örtchen Prevorst, im „Ochsen“, dem Geburtshaus einer Seherin, gelegen in luftiger Höhe der Löwensteiner Berge. Da alle als Frühaufsteher gestartet waren, kamen wir „für Steinkern-Verhältnisse zeitig“ in unsere Betten. Der „Ochse“ ist auf Wanderer u.ä. eingerichtet und somit auch für uns Sammler jederzeit zu empfehlen.   

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Nach einem guten Frühstück, ging es mit großen Erwartungen wieder zu Jörg und dann nach Zwingelhausen in den Steinbruch Gläser. Jörg versprach uns excellente Chancen, dort im Muschelkalkgrenzbonebed zum unteren Keuper Zähne, Knochenfragmente usw. zu finden. Dazu gab es Tips zur späteren Präparation mit Säure, um zuhause noch mehr aus den Bonebed-Platten herauszuholen.

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Während der Rest der Gruppe sich von oben in Richtung Bonebed herabgrub, nahmen Matthias und ich gerne mit der Untersuchung der massenhaft herumliegenden Bonebed-Fragmente vorlieb. Es gab reichlich Knochenteilchen und Mini-Zähnchen zu entdecken, wobei ich meinen schönsten Knochenfund aufsitzend auf einem großen Gesteinsquader machte, der mit einer Gruppe anderer Blöcke vermutlich zur Abholung oder Befestigung bereit stand.

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Nur durch entsprechende Drohungen ließ ich mich davon abbringen, auch die hübschen Kristalle zu bearbeiten, die hier und da im Gestein zum Vorschein kamen.

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Das Wetter war weiter traumhaft und so war man in der Sonne fast zu schläfrig geworden, noch einmal den Aufschluss zu wechseln. Andererseits hätten alle gerne noch bei den Ceratiten zugeschlagen und so wurde beschlossen, das letzte Tageslicht mit dem Besuch eines abgelegenen Naturaufschlusses  in der Nähe zu nutzen. Hier galt es, an einem recht steilen Hang, noch einmal richtig zu hämmern. Leider sind die Fotos, der Dämmerung halber, nicht optimal. Aber der kleine Aufschluss hatte es richtig in sich und in Rekordzeit füllten sich unsere Rucksäcke mit spinosen Ceratiten, sogar einem Germanonautilus und diversen Muscheln (Entolium), Brachiopoden (Coenotyris) sowie Turmschnecken (Loxonema).

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Es war deutlich steiler, als es aussieht...

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Beim Abgang kam es so zu eleganten Rutschpartien...

Viel zu schnell wurde es dunkel und wir mussten Jörg dann leider schon wieder Adieu sagen. Unser Sammelwochende ließen wir bei einem leckeren Essen in einem von Jörg empfohlenen Lokal würdig ausklingen.

Unser herzliches Dankeschön geht an Jörg, der sich alle Mühe gemacht hat, damit wir Spaß hatten. Insgesamt war es wieder eine feine Tour in sehr harmonischer Runde – ein Steinkernwochende halt...

PS: vielen Dank an Uwe für die guten Fotos
und hey, hier wären noch meine Vorschläge an Jörg – spezielle Pizzacreationen für den Sammler! Spaß muß sein...

Pizza „Ceratit“           (sehr dunkel gebacken, dicker Rand, innen platt mit Käse, Bedornung aus Erbsen und Möhren, Restbelag abgeschliffen)
Pizza Steinkerne“      (extrem scharf, 19 frische Oliven (nicht entkernt), eine durchblutungsfördernde und muskelaufbauende Pizza)
Pizza Kalchreuth“      (knallharte Konkretionspizza, jede 4. Pizza hat eine bemerkenswerte Füllung mit Tintenfisch, jede 1000. mit Krebsfleisch)
Pizza Bonebed“        (leicht matschige, braune Pizza, mit Knochensplittern vom schlecht zerhackten Kotelett aber interessanten Gewürzen, speziell für den Keuper-Freund)