Für Sammelanfänger

Sammlungskatalogisierung - wenig geliebt, aber notwendig!

Fossilien sammeln - das machen wir zweifelsohne alle gerne.
Beim Präparieren der Funde scheiden sich bereits die Geister: die einen beherrschen es brillant, für andere gehört es einfach dazu und für wieder andere ist es ein Graus, was z.B. in der Anhäufung erheblicher Rohmaterialberge Ausdruck finden kann, für die bisweilen aber auch schierer Zeitmangel der eigentliche Grund ist.
Neben dem Sammeln und Präparieren ist die Dokumentation der eigenen Sammlung ein weiterer Aspekt, der zum anspruchsvollen und nachhaltigen Fossilien sammeln dazugehört.
Ich möchte kurz darstellen, wie man eine einfache Sammlungsdokumentation aufbauen und durchführen kann.

Datenbank mit Angaben zum Fossil
In meiner Sammlungsdatenbank vermerke ich zu der auf dem Fossil aufgebrachten, fortlaufend vergebenen Nummer, folgende Angaben:

1) Gattung (soweit bekannt)
2) Art (soweit bekannt)
3) Fundort
4) Auf einige Meter genaue Koordinate (die lässt sich z.B. über Google Maps ermitteln)
5) Jahr des Fundes
6) Fundschicht (so genau wie möglich!)
7) Bei Abbildungsoriginalen die Publikation
8) Größenangabe
9) Anmerkungen (z.B. zu besonderen Fundumständen, Ergänzungen am Fossil)

Entscheidend sind vor allem der Fundort (ggf. mit Koordinate) und die Fundschicht, da sich diese im Nachhinein nicht mehr (oder nur unter besonderen Umständen bei sehr charakteristischen Fossilien) rekonstruieren lassen, während sich eine Art- oder Gattungszuordnung jederzeit nachholen lässt.

Die Daten werden in einer OpenOffice Tabellenkalkulation (OpenOffice Calc) erfasst und gelegentlich ausgedruckt und in einem Ordner abgeheftet. Damit die digitalen Daten nicht verloren gehen, lege ich eine Kopie davon auf einer externen Festplatte ab.

Auf dem Fossil selbst wird einzig die fortlaufende Sammlungsnummer notiert. Andere Sammler bauen hier Kürzel mit Fundortinformationen ein, wodurch ein längerer Code entsteht. Immerhin lassen sich dann auch ohne die dazugehörige Dokumentation Informationen direkt am Fossil ablesen, aber viele Fossilien bieten nicht genügend Platz für eine komplexe Beschriftung. Daher und weil mir bei meinen Fossilien (zumeist Eigenfunde) die Fundorte, Fundschichten und Namen ohnehin in aller Regel präsent sind, habe ich auf ein solches System verzichtet.

Wie lässt sich die Beschriftung auf den Fossilien dauerhaft aufbringen?
Während meines Zivildienstes in der archäologischen Bodendenkmalpflege durfte ich über Tausend römische Scherben katalogisieren (das mag erklären warum ich mit der freiwilligen Dokumentation meiner Privatsammlung etwas in Rückstand bin), die dabei verwendete Technik, lässt sich auch auf Fossilien übertragen:

Es wird ein farbloser Nagellack auf der zu beschriftenden Fläche, an einer möglichst unauffälligen Stelle des Fossils, aufgebracht (unpräparierte Rückseite, Gesteinsuntergrund). Nach dessen Trocknung (einige Minuten) ist die oft rauhe Gesteinsoberfläche besser zu beschriften. Die Beschriftung wird beispielsweise mit einem wasserfesten und lichtbeständigen Edding vorgenommen. Kurze Zeit später kann zur Versiegelung eine weitere Schicht farblosen Nagellacks aufgetragen werden.
Für dunkle Fossilien empfiehlt sich zur besseren Leserlichkeit der Schrift ein weißer Edding, bei helleren Fossilien ein schwarzer Edding. Je feiner der Stift, desto kleinräumiger lässt sich logischerweise auch die Beschriftung aufbringen.

Tipp: Für männliche Nachahmer empfiehlt es sich, um an der Supermarktkasse fragenden Blicken zu entgehen, den Nagellack-Einkauf wahlweise durch Frau, Freundin oder sonstige weibliche Familienangehörige oder anderweitig extern durchführen zu lassen.

Zumindest bei trockener Lagerung lässt sich erwarten, dass die Sammlungsnummer den Sammler (gleich welchen Alters) überdauern wird.
Das Risiko das z.B. zu einem Fossil gehörige Zettel verschwinden ist aus meiner Sicht ungleich größer als das Abhandenkommen der gesamten Sammlungsdokumentation. Fossil und Nummer sind jedenfalls ziemlich beständig miteinander verbunden.

beschriftung.jpg
Utensilien zur Beschriftung: Farbloser Nagellack und ein lichtbeständiger, wasserfester Edding sowie einige Fossilien mit rückseitig bzw. seitlich aufgebrachter Beschriftung.

Trotz einer inzwischen sicherlich vierstelligen Anzahl von Makrofossilien in meiner Sammlung bin ich erst bei Nr. 150 (Stand: 6. 1. 2011) der Beschriftungen angelangt, was auch daran liegt, dass ich erst vor kurzem mit dem Katalogisieren angefangen habe. Es ist vorerst nicht schlimm, weil meine Sammlungsbestände derzeit in einer Fundortsystematik in Schubladen und Vitrinen lagern. Aber man sollte längerfristig denken und – wenn man schon nicht alles schafft – zumindest entscheidende Stücke mit den wichtigsten Daten katalogisieren.. Sicherlich muss man nicht für jedes massenhaft vorkommende Fossil eine eigene Nummer vergeben. Insbesondere für die Sammelanfänger gilt der Appell: Früh mit dem dokumentieren anzufangen lohnt sich, dann muss man hinterher nicht alles nachholen und es ist auch besser, wenn die Informationen noch präsent sind. Es mag sein, dass man sich am Anfang gerade mit der Fossilbestimmung schwer tut, aber die kann man in einer digitalen Tabelle auch Jahre später noch ohne weiteres korrigieren. Man muss nur aufpassen, dass die Software dauerhaft mit neu erscheinenden Betriebssystemen kompatibel bleibt oder entsprechend konvertiert wird.

Der Kanon der Informationen lässt sich natürlich beliebig erweitern, z.B. um den Aufbewahrungsort in der Sammlung. Je nach Vorlieben des Sammlers und Zweckrichtung seiner Dokumentation können mit den Tabellenkalkulationsprogrammen auch Statistiken / Diagramme generiert werden. Andere Programme erlauben es, zusätzlich zu dem Datensatz ein Fossilfoto zu platzieren.
Diesen Zweck hat meine Sammlungsdokumentation jedoch nicht, sie dient im Wesentlichen der dauerhaften Abspeicherung der Informationstrias Fossil / Fundort / Fundschicht.

Im Internet werden übrigens verschiedene Datenbanken zur Sammlungsverwaltung angeboten, die mitunter einen höheren Bedienkomfort bieten als eine herkömmliche OpenOffice Tabelle. Die Anschaffungskosten sind nicht allzu hoch und es sind mitunter Testversionen verfügbar. Letztlich muss hier jeder seinen persönlichen Königsweg finden. Für meine Ansprüche genügt die kostenfreie OpenOffice Tabelle.

Sönke Simonsen


Weiterführendes
Eine Diskussion mit zahlreichen Beispielen und Tipps zum Thema "Sammlungskatalogisierung" gibt es im Steinkern.de Forum unter diesem Link nachzulesen:
http://www.steinkern.de/forum/viewtopic.php?t=10182