Sonstige Berichte

Rezension: Mecklenburg-Vorpommerns Schätze im Feuerstein

Feuerstein, auch Flint genannt, ist im ehemaligen Vereisungsgebiet das häufigste und bekannteste Gestein bzw. Geschiebe. Jeder, der im nördlichen Teil Deutschlands wohnt, ist irgendwann und irgendwie schon einmal in Berührung mit den vielfältigen Formen dieses Gesteins gekommen, als Sammler sowieso. Gerade die Häufigkeit im Geschiebe, verbunden mit der zwar teilweise äußerst schwierig nachzuweisenden, aber noch längst nicht vollständig untersuchten Fossilienbandbreite hat den Autoren dieser Zeilen zu einem wahren Geschiebe-Feuerstein-Anhänger werden lassen. Das vorliegende Buch erwartete er daher mit allergrößter Spannung.
„Mecklenburg-Vorpommerns Schätze im Feuerstein“ von Reinhard Braasch und Holger Menzel-Harloff (Eigenverlag, 2020) richtet sich an die Allgemeinheit, um dieser das Thema Feuerstein im Anstehenden sowie im Geschiebe näherzubringen und zur Beschäftigung damit anzuregen. Allerdings soll auch der fortgeschrittene Sammler als Leser angesprochen werden.

 

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Reinhard Braasch & Holger Menzel-Harloff:

 

Mecklenburg-Vorpommerns Schätze im Feuerstein

 

Umfang: 161 Seiten

 

Erscheinungsjahr: 2020

 

Eigenverlag

 

Das Cover des Buches zieren die Kreideküste im Nationalpark Jasmund (Rügen) und ein 59 mm großer regulärer Seeigel der Art Trochalosoma taeniatum.

 

 

Nach einer geologischen Einordnung von Flint per Zeittafel erfolgt eine kurze Einleitung zur Bildung, Verbreitung und Bearbeitung von Feuerstein. Hervorzuheben ist dabei der kurze Einblick in die Präparation von seltenen Feuersteinfossilien. Hier hat sich Autor Reinhard Braasch unter Kennern einen Namen gemacht. Die Qualität der Präparation von filigranen Feuersteinfossilien (insbesondere Seesternen) ist durch seine Arbeit auf ein neues Level gehoben worden und eröffnet vorher nicht dagewesene Einblicke in den Aufbau dieser Flintfossilien (siehe u.a. S. 12 f. im Buch).

 

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Seite 13 aus Braasch & Menzel-Harloff 2020 mit einem Flint-Seestern vor und nach der Präparation. Vorschauseite vergrößern.

Weiterführende Literatur zu diesem Thema wird genannt, das Thema Präparation selbst aber nicht in der Tiefe behandelt. Das macht Sinn, da sich sonst der Fokus des vorliegenden Werkes schnell in Richtung Präparation verschoben hätte. Ab Seite 14 geht es direkt zum Kern der Publikation: Funde im Feuerstein, unterteilt in Tiergruppen plus Mineralien. Nach jeweils ein bis zwei Seiten Einleitung werden Bilder besonders gut erhaltener Vertreter der jeweiligen Tiergruppen bzw. Mineralien gezeigt und, soweit möglich, bestimmt. Dabei fokussiert sich das Buch auf Funde aus dem Geschiebe und der anstehenden Kreide Mecklenburg-Vorpommerns.


Zusammenfassend ergibt sich folgender Inhalt, ergänzt um einige Beispielbilder besonders schöner Funde:

Porifera (Schwamme): 35 Bilder

Cnidaria (Nesseltiere): 6 Bilder

Mollusca (Weichtiere): 42 Bilder

Annelida (Ringelwürmer): 6 Bilder

Arthropoda (Gliederfüßer): 10 Bilder

Tentaculata (Kranzfühler): 20 Bilder

Echinodermata (Stachelhäuter): 58 Bilder

Vertebrata (Wirbeltiere): 15 Bilder

Mineralien: 35 Bilder

 

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S. 33 des Buches von Braasch & Menzel-Harloff 2020 zeigt einen Kieselschwamm mit Kristallen im Inneren.

 

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Abbildungsbeispiel einer vorzüglich erhaltenen Octokorallenbasis auf S. 44.

 

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S. 51 zeigt eine bestachelte Muschel der Gattung Spondylus.

 

 

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Den Mineralien widmen sich etwa 20 Seiten mit zahlreichen Abbildungen am Ende des Buches. Das Abbildungsbeispiel an dieser Stelle ist eine Citrin-Druse (S. 135 aus Braasch & Menzel-Harloff 2020).

 

Das Verhältnis zwischen Funden aus dem Anstehenden und Geschiebe ist recht ausgewogen. Die Autoren sprechen sowohl Fossilien- als auch Mineraliensammler an. Feuerstein bietet für beide Sammlergruppen ästhetisch ansprechende Stücke, soweit die Präparation professionell durchgeführt wird. Nach Abschluss der Mineralien endet das Buch mit dem Literaturverzeichnis und Bildnachweisen.
Insgesamt zeigen die Autoren gelungen die Bandbreite von Fossilien und Mineralien im Feuerstein auf, hier in einer tollen Kombination aus dem Anstehenden (die nach oben gedrückte Kreidescholle Rügens kann auch anders interpretiert werden, das soll hier aber kein Thema sein) und dem Geschiebe. Die Autoren haben ihr Ziel sehr gut erreicht: Der Wunsch nach mehr und „haben wollen“ wird geweckt.

 

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Krabbe Litoricola sp., Breite des Thorax: 30 mm, Dan-Flint-Geschiebe (von S. 76 in aus Braasch & Menzel-Harloff 2020).

 

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Schlangenstern Ophiomusium sp., Körperscheibe 13 mm, Dan-Flint-Geschiebe (von S. 99 aus Braasch & Menzel-Harloff 2020).


Grundsätzlich wäre es schön, wenn, orientiert am vorliegenden Werk, weitere Arbeiten mit Fokus auf Feuerstein-Fossilien angefertigt würden. Alle Bundesländer mit Feuersteinvorkommen haben eine ganze Reihe besonderer Funde hervorgebracht. Es ist schade, dass die meisten seltenen Stücke nur wenigen Sammlern bekannt sind. Allerdings kostet die Erstellung eines solchen Werks natürlich viel Mühe und Zeit. Damit zusammenhängend der nächste Punkt: Erfahrene Sammler würden es sicherlich begrüßen, mehr Hintergrundinformationen und Details zu Feuerstein selbst, Fundumständen, Präparationsthemen, ähnlichen Funden in anderen Bundesländern, besonderen Sammlungen etc. zu erfahren. Auf diese Weise ist solch ein Buch dann allerdings schnell 300 und mehr Seiten lang, der Mehraufwand immens und die Leserschaft aufgrund höherer Druckkosten auch eingeschränkter.

 

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Seeigel zählen zu den unter Fossiliensammlern beliebtesten Fossilien im Flint, sind jedoch selten so schön erhalten wie die beiden Abbildungsbeispiele aus dem neuen Buch. Links ein 30 mm großes irreguläres Exemplar eines nicht näher bestimmten Wabenseeigels aus dem Geschiebe (von S. 121 aus Braasch & Menzel-Harloff 2020), rechts ein 40 mm großer regulärer Seeigel der Gattung Stereocidaris aus der Kreide Rügens (von S. 114 aus Braasch & Menzel-Harloff 2020). Fotos vergrößern.


Mit einem Preis von 20 Euro ist die vorliegende Publikation günstig und schnell gekauft. Allerdings ist die Qualität von Papier und Bildern im Vergleich zu Top-Publikationen etwas eingeschränkt. Die Fossilien verdienen aus Sicht des Autors dieser Zeilen Hochglanzqualität („Offset-Druck“) plus Hardcover. Aber da spielt natürlich auch wieder das Abwägen eine Rolle, welche Klientel erreicht werden soll. 50 Euro für solch ein Buch will man dann eventuell doch nicht ausgeben. Die überwiegende Ziel-Leserschaft für das vorliegende Werk wird u.U. eher die günstigere Bepreisung vorziehen.

 

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Dieser 20 mm große Zahn von Mosasaurus sp. (S. 135 aus Braasch & Menzel-Harloff 2020) ist der einzige im Buch enthaltene Reptil-Nachweis.

 

Fazit

Insgesamt liefern die Autoren einen wirklich ansprechenden Einblick in die Welt der Flintfossilien und erzeugen absolut Hunger auf mehr. Es gelingt ihnen zu einer tieferen Beschäftigung mit dem Thema anzuregen. Für den Einsteiger in das Thema Flint-Fossilien, aber auch für den erfahrenen Sammler, möchte ich daher eine deutliche Kaufempfehlung aussprechen.
Die Autoren hoffen auf eine sehr große Nachfrage als Basis für ein umfassendes Nachfolgewerk im Offset-Druck und damit nochmals gesteigerte Bildqualität. Aber natürlich steht über Allem der Wunsch: Bitte mehr davon!

 

Das 161-seitige Werk hat eine Auflage von 1.000 Stück und ist direkt bei Reinhard Braasch bestellbar.

 

Der Preis beträgt 20,00 € zuzüglich Versandkosten in Höve von 1,55 €.

 

Bestellung:

Per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder telefonisch unter 03860 – 247.

Das Buch ist auch vor Ort im Geologischen Museum Raben-Steinfeld (Ringstraße 11, 19065 Raben Steinfeld) erhältlich (geöffnet jederzeit nach Vereinbarung). Website: www.geologisches-museum.de

 

 

Mein Dank gilt den Autoren für die Bereitstellung der Vorschaubilder für die Besprechung auf Steinkern.de.

 

 

Buchbesprechung: René Kautz für Steinkern.de

 

 


 

Zum Buch und zur Rezension kann im Steinkern-Forum diskutiert werden:

https://forum.steinkern.de/viewtopic.php?f=3&t=30550