Sonstige Berichte
Wissenswertes über Windkanter
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- Kategorie: Vermischtes
- Veröffentlicht: Donnerstag, 25. August 2022 01:30
- Geschrieben von Eckhard Schütz
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Wenn man nicht speziell auf sie achtet, fallen sie uns bei Strandspaziergängen oder Feldbegehungen im ehemaligen Vereisungsgebiet in Norddeutschland gar nicht auf – Windkanter. Hat man sich dann einmal mit diesem Phänomen beschäftigt, werden einem Windkanter künftig allerdings des Öfteren ins Auge stechen. In diesem Sinne soll der vorliegende Artikel vor allem die Aufmerksamkeit derjenigen Leser wecken, die sich bislang noch nicht mit Windkantern auseinandergesetzt haben.
Abb. 1: Windkanter mit mehreren Schliffkanten.
Entstehung der Windkanter nach der Eiszeit
Die wissenschaftliche Literatur (z.B. Zessin 2006: Windkanter, interessante Zeugen der Eiszeit aus Westmecklenburg) geht gemeinhin davon aus, dass die Formgebung der Windkanter während und nach der Abtauphase des Eises in der kargen Stein- und Sandwüste, welche die zurückweichenden Eisdecke hinterließ, durch Windschliff entstanden ist, also in den letzten rund 10.000 Jahren seit dem Rückgang des Eises.
Die für klassische Windkanter charakteristischen Schliffkanten entstehen, wenn die Steine über längere Zeiträume sandtragenden Winden ausgesetzt werden, die zudem für lange Zeit aus derselben Hauptrichtung wehten. Voraussetzung für die Entstehung einer Kante ist, dass der Stein seine Liegeposition über längere Zeit nicht verändert. Bei nach längeren Zeiträumen erfolgenden Umlagerungen entstanden mehrere klar umrissene Kanten (siehe Abbildungsbeispiele oder Zessin 2006).
Abb. 2 a bis c: Weitere Beispiele von Windkantern aus dem Geschiebe Norddeutschlands.
Eine weitere Form von Windschliff
Wir finden zwei typische Formen von Windschliff an den als Glazialgeschiebe aus dem Norden zu uns gelangten und dadurch abgerundeten Steinen: solche mit sichtbaren Kanten (wie oben beschrieben) und andere, die Windausblasungen aufweisen.
Auch die Windausblasungen werden hauptsächlich nach Ablagerung seit Ende der Kaltzeit und Rückgang der Eisbedeckung in den letzten 10.000 Jahren entstanden sein.
Abb. 3 a und b: Geschiebe mit Windausblasungen.
Fazit
Windkanter und Windausblasungen begegnen dem Geschiebesammler immer wieder und auch mit dem Phänomen vertrauten interessierten Laien wird hin und wieder einmal ein solcher Stein auffallen. Grund genug, diesen geologischen Besonderheiten einen Steinkern-Artikel zu widmen, zumal das Phänomen des Windschliffs von Gesteinen keineswegs auf das Geschiebe beschränkt ist – die hiesigen Windkanter sind lediglich spezielle Ausformungen.
Fotos und Bericht:
Eckhard Schütz für Steinkern.de
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