Sonstige Berichte
Mineralienfunde bei der Fossiliensuche
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- Kategorie: Vermischtes
- Veröffentlicht: Freitag, 13. Dezember 2019 13:31
- Geschrieben von Norbert Wannenmacher
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Ist man auch eigentlich auf der Suche nach Fossilen, wird im Aufschluss doch manchmal das eine oder andere Mineral entdeckt und aufgelesen. Dabei gehören die formenreichen Modifikationen von Kalzit sowie auch Pyrit in den Sedimentgesteinen zu den häufigen Funden. Einige dieser zufällig gefundenen Mineralien zeigen besonders schöne Kristallausbildungen, andere erzählen etwas über die Fossilisation, die Gesteinsbildung oder die Ablagerungsbedingungen. Ohne die Mineralien wären die meisten Fossilien gar nicht vorhanden. Ursprüngliche organische Bildungen wurden durch sekundäre Mineralisationen ersetzt. Durch mineralische Bildungen in Hohlräumen von Fossilien entstehen hübsche Kristalldrusen.
Aus gelegentlichen Aufsammlungen kann leicht eine kleine Spezialsammlung anwachsen. So wird der mineralische "Beifang" im Laufe der Zeit zum eigenen Sammlungsthema.
Ein paar typische Beispiele aus den Juraschichten – vorwiegend von der Schwäbischen Alb – mögen als Anregung dienen, auch die Welt der Mineralien bei der Fossiliensuche zu beobachten. So manches unvollkommene oder zufällig aufgeschlagene Fossil kann bei genauer Betrachtung ästhetische Schätze und aussagekräftige Informationen in sich bergen:
Abb. 1: Stängeliger Dolomit und Kalzit in einer Kammer eines Arietenbruchstücks aus dem Unterlias von Wellendingen, Bildbreite: 30 mm.
Abb. 2: Kalzitgefüllter Ammonit Psiloceras aus dem Hettangium (Unterjura, ø 45 mm) von Bebenhausen. Bei diesem Phragmokon zeichnen sich die Lobenlinien sehr schön ab. Foto vergrößern.
Abb. 3: Bei diesem Nautilus aus den Arietenschichten (Unterjura, Sinemurium, ø 50 mm) von Hechingen lohnte sich die Präparation nicht. Im Schnittbild offenbarte sich dann aber einiges Interessantes im Inneren. Gut zu sehen ist hier der zentral im Gehäuse verlaufende, sedimentgefüllte Siphonalkanal, der sich gegen die kalzitgefüllte Kammerung abzeichnet. Foto vergrößern.
Abb. 4: Seidenglänzender Dolomit in einer Ammonitenkammer aus den Amaltheenschichten (Oberes Pliensbachium, Bildbreite 50 mm) von Geislingen am Riedbach.
Abb. 5: Aufgeschlagener Brachiopode im Arietenkalk von Rosenfeld mit Kalzit, Dolomit und Ankerit im Drusenhohlraum (Länge 32 mm).
Abb. 6: Pyritisierter Steinkern eines Crucilobiceras densinodum (Unterjura, Oberes Sinemurium, ø 27 mm) von Wessingen. Pyriterhaltung verleiht Ammoniten und anderen Fossilien edlen Glanz. Pyritbildungen zeigen Sauerstoffarmut im Sediment an.
Abb. 7: Tafelige Barytkristalle, Dolomit und Ankerit in Ammonitenkammern (Phylloceras zetes, Oberes Pliensbachium, Bildbreite 125 mm), Baustelle B 27 bei Bisingen. Foto vergrößern.
Abb. 8a-b: In den Kalkmergeln der Costatenkalke (Oberes Pliensbachium) der Schwäbischen Alb sind gelegentlich herrliche kleine Schwefelkieskristalle (ø 8a : 10 mm, 8b: 14 mm) zu finden. Oft treten Pyrite auch im Zusammenhang mit fossilen Grabgängen auf. Die Pyrite aus Dormettingen zeigen durch beginnende Limonitisierung bronzene Anlauffarben.
Abb. 9a-b: Pyritisierter Belemnit aus dem Wilden Schiefer (Toarcium), Länge 55 mm, von Bisingen. In der Detailaufnahme ist die Pyritbildung zu sehen, die mit kleinen Fleckchen beginnt und dann flächig das ganze Belemnitenrostrum überzieht.
Abb. 10: Versteinertes Holz (Gagat) mit gipsgefüllten Schrumpfrissen, Posidonienschiefer, Toarcium, Länge 105 mm, Bisingen. Aus dem schwarzen Gagat wurden früher auch Schmucksteine geschliffen. Foto vergrößern.
Abb. 11: Eine bunte Mischung von Kalzit, Dolomit, Ankerit und Baryt in einer aufgebrochenen Ammonitenkammer eines Lytoceras jurense von Schömberg (Oberes Toarcium, Bildbreite: 60 mm). Die Färbungen entstehen oft durch Einlagerungen von Fremdstoffen in das Kristallgitter der Mineralien. Foto vergrößern.
Abb. 12: Hellblauer Coelestin in einer Ammonitenkammer eines Procerites aus dem Bathonium (Mitteljura) von Blumberg (Bildbreite 60 mm). Coelestin findet sich als Seltenheit in Ammonitenkammern des mittleren und oberen Mitteljura der Schwäbischen Alb.
Abb. 13: Aufgeschlagener Brachiopode aus dem Mitteljura von Blumberg mit erhaltenem Armgerüst, das vollständig von Kalzitkristallen überwachsen ist, Bildbreite 35 mm.
Abb. 14: Ein sehr kurioser Zufallsfund: An einer Baustelle im Unterjura bei Balingen wurde ein Eimer vermischter Präparationsabfall von einem unbekannten Sammler abgeladen. Im entsorgten Material lag ein Bruchstück eines Ammoniten (Oxycerites) mit eisenoolithischer Matrix, der in für die Fundstelle Sengenthal typischem roten Gestein (Parkinsonienoolith) vorliegt und ein ebenso typisches Kalzitrhomboeder (ø 10 mm) beinhaltet.
Abb. 15: Ardescia aus dem Oberjura von Obernheim (Handstückbreite 95 mm). Für puritanische Ammonitensammler ein "Wegwerficeras", doch gerade die Unvollkommenheit hat für andere wieder etwas an sich. Foto vergrößern.
Abb. 16: Amoeboceras vom Plettenberg (Oberjura, Oxfordium, Bildbreite 35 mm). Vor der Mündung des Ammoniten ist eine striemige Drucklösungsfläche ausgebildet, auf der sich ein „Schwarm“ von kleinen Dendriten gebildet hat.
Abb. 17: Die bäumchenförmigen Dendriten sind bekannt aus plattigen Kalkgesteinen und werden des Öfteren als Pflanzenfossilien fehlgedeutet. Ausgehend von einer sekundären Dolomitbildung im Kalkstein der Wohlgeschichteten Kalke-Formation (Unteres Kimmeridgium, Plettenberg) entstand dieses Dendritenbild entlang einer hauchdünnen Kluftfläche, Bildbreite 95 mm.
Die Mineralien im Schwäbischen Jura bilden oft Mischkristalle zum Beispiel von Kalzit, Dolomit, Ankerit und Siderit oder von Pyrit und Markasit. Die Bestimmungen sind nur mit Vorbehalt zu verstehen, da eine genaue Untersuchung nicht vorgenommen wurde.
Alle Abbildungen: Foto und Sammlung Norbert Wannenmacher.
Norbert Wannenmacher für Steinkern.de
Fragen, Anmerkungen und Diskussion zum Bericht im Forum:
https://forum.steinkern.de/viewtopic.php?f=3&p=262117
Weitere Abbildungsbeispiele von Mineralien in Fossilien liefern die Berichte "Schliffpräparate vom Feinsten" von Sönke Simonsen (1. Teil) und Roger Furze (2. Teil):
SIMONSEN, S. (2009): Der letzte Schliff: Schliffpräparate vom Feinsten - Teil 1, Steinkern.de, Rubrik: Sonstige Berichte.
FURZE, R. (2009): Der letzte Schliff: Schliffpräparate vom Feinsten - Teil 2, Steinkern.de, Rubrik: Sonstige Berichte.