Sonstige Berichte

Von Lias bis Malm – das Anlegen einer Steinwüste im Garten

Das Thema hat zwar nur sekundär mit Fossilien zu tun, doch viele Fossiliensammler sind gleichzeitig Naturliebhaber und manche von uns zudem leidenschaftliche Gärtner. Und wer wenn nicht wir hat schon solche Möglichkeiten an mitunter toll geformte, schöne oder bizarre Steine zu gelangen?
Mit Gesteinen lässt sich so mancher Garten aufwerten. Nicht zuletzt entstehen Kleinbiotope, die wertvollen Lebensraum für selten gewordene Insekten bieten. Seit einigen Jahren verwerte ich nahezu alles was an Gestein anfällt – selbst Präparationsabfälle lassen sich auf diese Art und Weise hervorragend recyceln. So entstanden in meinem Garten mit den Jahren mehrere Wüsten- und Steingärten.
In der nachfolgenden Bilderserie möchte ich Ihnen ein Beispiel für die Anlage eines solchen Wüstengartens zeigen. Beim Anlegen des Gartens im Sommer 2015 wollte ich alle wichtigen Gesteinsarten der Region um Neumarkt (Oberpfalz) integrieren.

 

 

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Abb. 1 und 2: Das Verwenden von Unkrautvlies beim Anlegen von Steinwüsten ist auf lange Sicht äußerst sinnvoll. Direkt auf das Vlies wird eine Drainage in Form von groben Gesteinsbrocken aufgebracht, denn die vorgesehene Wüstenbepflanzung duldet keine Staunässe. Sie benötigt daher ein möglichst durchlässiges Substrat.

 

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Abb. 3: Einbringen von mineralischem Substrat. Hier kann nahezu alles verwendet werden, was gerade verfügbar ist – bis hin zu Präparationsabfällen. Je nach gewünschter späterer Bepflanzung kann man auch normale Gartenerde mit beigeben. In diesem Beet lag der Erdanteil beispielsweise bei etwa 15 %. Bei der Gestaltung sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Hier wurde mit Dolomit und Kalktuff aus dem Malm gamma der Region gearbeitet.

 

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Abb. 4: Durch regelmäßige Unregelmäßigkeiten entstehen natürlich wirkende Landschaften.

 

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Abb. 5

 

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Abb. 6: Erste Bepflanzung mit verschiedenen frostharten Opuntien-Arten. Die „Ohren“ müssen erst noch Wurzeln ausbilden, was im Sommer recht schnell erfolgt. Etwa zwei Wochen später hatten die ersten Opuntien bereits kleine Wurzeln gebildet.

 

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Abb. 7-9

 

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Abb. 10


Es wurden nach und nach zusätzliche trockenheitsverträgliche und sukkulente Pflanzen eingepflanzt.

 

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Abb. 11


Kurze Zeit später sollte auch die angrenzende sterile Basaltfläche Leben eingehaucht bekommen.

 

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Abb. 12

 

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Abb. 13-15

 

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Abb. 16

 

Neben Material aus dem Malm sollten diesmal auch Gesteine aus Lias und Dogger Verwendung finden. Zum Errichten kleiner Trockenmauernn wurden Schillkalkbänke und Dactyliocerasbänke aus dem Altdorfer Lias benutzt.

 

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Abb. 17-19

 

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Abb. 20


Nun fehlte es noch an regionalen Gesteinen aus dem Dogger. Die Wahl fiel auf Eisensandstein aus dem Dogger beta der Umgebung.

 

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Abb. 21

 

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Abb. 22

 

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Abb. 23


Nach dem Transport von mehreren Kubikmetern Gestein war alles soweit fertig und konnte nun ebenfalls bepflanzt werden.

 

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Abb. 24

 

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Abb. 25: Trockenheitsverträgliche kleinwüchsige Gräser wie Festuca setzen Akzente.

 

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Abb. 26

 

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Abb. 27: Kakteen wie dieser Echinocereus triglochidiatus wirken besonders exotisch.


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Abb. 28

 

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Abb. 29-31

 

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Abb. 32

 

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Abb. 33

 

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Abb. 35-36

 

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Abb. 37


Die Flora etablierte sich rasend schnell.

 

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Abb. 38

 

Ein Vorteil solcher Anlagen besteht darin, dass sie keiner Bewässerung bedürfen. Ihre Pflege beschränkt sich auf das Jäten von Spontanvegetation.

 

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Abb. 39

 

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Abb. 40

 

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Abb. 41

 

Man konnte fast beim Wachsen zusehen.

 

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Abb. 42

 

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Abb. 43: Kriechender Thymian in Blüte.

 

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Abb. 44

 

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Abb. 45

 

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Abb. 46

 

Im Winter sieht die Anlage dann etwas unscheinbarer aus. Einige der Exoten (Agaven) wurden vor Nässe mit einem Dach geschützt. Der Winter 2016/17 hatte es in sich, es herrschten in Berg bei Altdorf zeitweilig Temperaturen bis - 23 ° C und es gab fünf Wochen Dauerfrost. Ein Großteil der exotischen Pflanzen hat selbst diesen harten Winter problemlos gemeistert. Für viele Pflanzen ist weniger die Kälte als vielmehr die winterliche mitteleuropäische Nässe problematisch.

 

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Abb. 47

 

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Abb. 48

 

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Abb. 49

 

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Abb. 50: Arenaria lithops wirkt beim Überwachsen der Felsen fast wie eine Koralle.

 

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Abb. 51

 

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Abb. 52-53

 

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Abb. 54

 

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Abb. 55

 

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Abb. 56: Aus der Raritätenecke – Zwergpolster nebst Echinocereus coccineus.

 

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Abb. 57

 

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Abb. 58

 

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Abb. 59: Die kleinsten Yuccas der Welt: Yucca nana bzw harrimaniae, Herkunft San Juan County (Utah, USA).

 

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Abb. 60: Farbenfeuerwerk von Delosperma (Mittagsblumen). Die in Südafrika heimischen Pflanzen sind im Beet mit mehreren Arten und Hybriden vertreten.

 

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Abb. 61: Die Hauswurz Sempervivum ist für die Bepflanzung von Spalten und Ritzen hervorragend geeignet.

 

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Abb. 62

 

Bild80 Delosperma Fire Spinner

Abb. 63

 

Bild83 Kriechender Thymian

Abb. 64


Die Wüste ist zum Leben erwacht. Insekten haben sich angesiedelt oder kommen als Gäste zu Besuch. Es gibt stets etwas Interessantes zu beobachten.

 

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Abb. 65 (links): Orostachys spinosus in Blüte.

Abb. 66 (rechts oben): Auch das gehört dazu: Kampf auf Leben und Tod im Wüstenbeet. Ein „Tarantulafalke“ (Wegwespe) mit betäubter großer Wolfsspinne im Schlepptau.

Abb. 67 (rechts unten): Blüte einer Opuntie mit Besucher.

 

Vielleicht konnte ich den einen oder anderen mit diesem Thema erreichen oder sogar inspirieren. Mit Steinen, Fossilien und selbst mit Präparationsabfällen lässt sich fantastisch Gartengestaltung betreiben.


Gerne beantworte ich etwaige Fragen zu Pflanzen, zur Anlage der Beet usw. im Steinkern.de Forum. Auch bin ich gerne bereit weitere Fels- oder Steinbiotope – teils mit integrierten Fossilien – aus meinem Garten zu zeigen.

 

Matthias Weißmüller, Berg bei Altdorf