Sonstige Berichte

Und was kommt danach?

Im Steinkern-Heft 23 (erschienen im Oktober 2015) findet man auf der ersten Seite den Nachruf auf Oliver Schmid, der im Steinbruch von einem Stein getroffen wurde – und verstarb. Dies ist für mich der Anlass, eine Bemerkung prinzipieller Art zu machen, da ich auch schon mit 72 Jahren am „Rande“ stehe. Was geschieht eigentlich mit der Sammlung nach dem Tod des Sammlers? Nun, für mich habe ich seit langer Zeit alles eingeleitet: sollte mich morgen der Schlag treffen, hat meine Frau Telefonnummern dreier Museen, die sofort meine noch im Haus befindlichen Bücher, Fossilien usw. abholen können. Schließlich will ich meine „Sammlung“ gut untergebracht wissen. Meine Frau und meine Kinder sind informiert, sie haben kein Interesse an den besagten Objekten.

Leider habe ich als Freier Sachverständiger und „Museumsmann“ in der letzten Zeit diverse unangenehme Dinge erlebt, die ich einigen Sammlern zum Vorwurf machen muss (Näheres siehe unten)! Viele Sammlerfreunde und Kollegen haben mich gefragt, was man tun kann, um eine klare Linie in die „Weitergabe“ von Sammlungen zu bringen. Eine wichtige Voraussetzung dabei ist allerdings eine in letzter Zeit immer problematischere Finanzsituation von Museen. Wenn Erben eine Sammlung verkaufen wollen, gilt das im Folgenden gesagte nicht – dann wird eben eine Sammlung irgendwohin verkauft.

Will der Sammler seine Sammlung gut untergebracht haben (nach seinem Ableben), dann kann er sich als erstes ein Museum seiner Wahl suchen und anfragen, unter welchen Bedingungen Interesse an der Sammlung besteht, was ausgestellt werden kann (beste Exemplare), was in die systematische Sammlung kommt und was evtl. zum Tausch oder Museumsverkauf ausgeschieden wird.

Eine Art Vorvertrag mit dem Museum sichert dem Sammler zu, dass er bis an sein Lebensende die Sammlung behalten kann, dass sie aber bei Todesfall das Museum übernimmt. Ich habe als freier Mitarbeiter im Naturmuseum Augsburg mehrfach solche Verträge vorgeschlagen, die dann vom Leiter des Museums verifiziert und juristisch abgesegnet wurden – zur beiderseitigen Zufriedenheit.

Seit vielen Jahren haben wir so z. B. eine reiche Sammlung Kieselhölzer aus Süddeutschland übernommen, wobei der Hauptteil noch beim Sammler liegt – der Rest wurde aus Platzgründen schon übergeben. Das Gegenteil ist passiert bei einem Herrn aus Neuburg, dessen Erben die gesamte Sammlung weggeworfen oder Teile davon in alle Winde verkauft haben – der Wusch des Sammlers wurde aus Geldgier völlig negiert! Aber – der Sammler hat selbst schuld, da er jahrelang zwar einen Vertrag unterschreiben wollte – aber nicht hat. Auf dem Totenbett noch hat er unterschrieben – die Unterschrift war aber wegen Entmündigung nicht mehr gültig – schade!

Wenn die Erben weitersammeln wollen, ist klar, dass die Sammlung in der Familie bleibt – alles wunderbar. Aber was passiert bei plötzlichem Tod, bei der Nachricht „Demenz“ (habe ich soeben erlebt!) oder bei Siechtum, wobei man als Sammler die Sammlung nicht mehr betreuen kann?

Man kann auch eine Spendenquittung für die Sammlung beantragen – dann muss die Sammlung begutachtet werden. Näheres wird im Einzelnen zwischen Museum und Sammler abgesprochen.

Nach meiner Erfahrung nehmen manche Museen nur bestimmte Fossilien oder Mineralien, was durchaus richtig sein kann – oder man hat eine systematische Sammlung und stockt in jeder Richtung auf. Wie auch immer, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Sammler und Museum hat für beide Seiten Vorteile: die Sammlung wird gut gepflegt – und wird weiter betreut; die Sammlung wird ergänzt und verbessert (denn jeder Sammler hat Interesse am „besseren Stück“) und die Sammlung wird z.T. ausgestellt unter dem Namen des jeweiligen Sammlers.

Meine Beobachtung, dass viele Menschen den Tod „wegschieben“, gilt besonders auch bei Sammlern. Klar, wer denkt gerne ans Ableben, aber – es kommt und meist früher als man denkt. In der letzten Zeit sind leider eine Reihe von Kollegen und Sammlerfreunden im „zarten“ Alter von 49 bis 67 Jahren ganz plötzlich verstorben – und ich hatte manchmal noch Probenmaterial usw. bei ihnen – alles kaputt, da das Material weggeworfen wurde.

Warum ich diesen Artikel schreibe? Ich bin Wissenschaftler und „bewahre“ Naturalien. Meine eigene reiche Sammlung ist schon vor Jahrzehnten an die Bayerische Staatsammlung für Paläontologie gegangen, meine jetzige Sammlung Bücher usw. geht an das Naturmuseum Augsburg, Kuriosa etc. an das Naturhistorische Museum Dillingen.

Ich bin jederzeit als „Freier Sachverständiger“ zur Beratung bereit – einfach anfragen bei:

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In diesem Sinne Glückauf und langes Leben, ein „alter Sammler“

Hans-Joachim Gregor