Trilobiten

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 5. Teil: Ceratarges sp.

Bisher wurden in der aktuellen Serie über die marokkanischen Trilobiten drei Ceratarges ziregensis und eine Koneprusia vorgestellt, fahren wir also mit etwas anderem, ebenfalls „Haarigem“ fort.

Auch dieses Individuum gehört zur Gattung Ceratarges und stammt aus dem Devon von Zireg. Die Form ist der in meinen Augen schönste Vertreter von Ceratarges aus Marokko. Sie ist vermutlich noch nicht beschrieben und weicht in mehreren Merkmalen von C. aries ab.

Der Stein besteht vor Beginn der Präparation aus vier Teilen. Es ist ersichtlich, dass die rechte Wange nicht dort liegt, wo sie sein sollte - sie war weg und konnte auch bei der Präparation nicht disartikuliert wiedergefunden werden.

Das erste Bild entsteht in einem schon fortgeschrittenen Stadium. Drei Steine sind bereits zusammengefügt und es ist auch schon wild formatiert worden.

Hier liegt ein sogenannter Cluster vor, eine Ansammlung mehrerer Trilobiten. Unten links erkennt man einen phacopiden Trilobiten, der mit auf der Stufe dargestellt werden soll. Zwischen dem Kopf des Ceratarges und dessen Schwanzschild liegt auf der rechten Seite noch ein Cyphaspis. Vor dem Kopf des Ceratarges lagen noch zwei weitere, teils sehr disartikulierte Phacopiden, die aber nicht darstellbar waren und so in die „Kollekte“ fielen.

 

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Abb. 1

 

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Abb. 2

 

Beim Beschlagen des Deckelsteins zerbrach dieser. Somit war es nötig, eine zusätzliche Klebung auszuführen, zum Glück kam es aber zu keinen Verlusten von Fossilsubstanz.

 

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Abb. 3

 

Da der Ceratarges irgendwie ungewöhnlich aussieht, wird munter gebuddelt. Die rechte Wange fehlt bekanntlich. Ob die linke Wange vorhanden ist, ist zunächst unklar - sie wird schließlich beim Entdecken voll auf dem Auge erwischt, da sie nach vorne verlagert eingebettet wurde.

 

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Abb. 4

 

Dann geht es auf den Occipitalring, von dem zwei zwei sehr lange Nackenhörner abzweigen. Nun geht es am linken Kopfhorn weiter und auch dieses wird immer länger. Es folgen Arbeiten am Schwanzschild, das einen Zentralstachel trägt. Dieser und die vier Hauptstacheln laufen alle in den Deckelstein.

Der vorhandenen Wange folgend wird immer klarer, dass es an der Ecke, die aus dem Stein herausgeschnitten wurde, sehr knapp wird.

 

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Abb. 5

 

Manchmal sieht man im Deckelstein nicht genau, wo alle Stacheln hinlaufen. So arbeitet man mit einem Trick: Spuckeperlen werden auf die endenden Stacheln der Unterseite gelegt (die haben eine bessere Oberflächenspannung als Wasser) und dann der Deckel aufgelegt. Wieder abgenommen, hat man Flecken auf dem Deckelstein, die man mit der Nadel oder dem Stichel einkreist. Da ist man dann hinsichtlich der Orientierung am Fossil auf der sicheren Seite.

 

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Abb. 6

 

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Abb. 7

 

Da die Unterseite durch die Präpariermarken sehr unübersichtlich geworden ist, muss sie überarbeitet werden. Im nächsten Schritt gilt es Flächen zu glätten und die Thoraxsegmente weiter auszugraben.

 

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Abb. 8

 

Jetzt wird klar, was wir vorliegen haben, es ist eine „Gurke“. Es wird kein perfekt erhaltenes Tier, dafür aber ein tolles Stück, das eine Geschichte erzählt. Linke Wange weg, Körper beginnt zu disartikulieren und das Pygidium liegt verstellt. Letzteres wahrscheinlich wegen des in diesem Bereich befindlichen Phacopiden.

 

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Abb. 9

 

Wollen wir doch mal sehen, wie die Schwanzstacheln weiterlaufen! Der Deckelstein wird geteilt, nachformatiert, der Phacopide anpräpariert, sodass man ihn wiederfindet und dann kann der Deckelstein aufgeklebt werden.

 

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Abb. 10

 

So schnell wie er aufgeklebt ist, kann er auch gleich wieder entfernt werden. Ich hatte einen Krümel übersehen, die Klebung war durch diesen verstellt und das Fugenmaß eine Katastrophe – also ab ins Lösungsmittel.

 

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Abb. 11: Die misslungene Klebung.

 

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Abb. 12

 

Nachdem die Steine wieder getrennt sind, müssen die Flächen vorgereinigt werden und dann nochmals in Lösungsmittel gebadet werden.

 

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Abb. 13

 

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Abb. 14

 

Nachdem die Flächen wieder sauber und durchgetrocknet sind, kann neu verklebt werden. Und dieses Mal sehen die Fugen deutlich besser aus.

 

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Abb. 15

 

Ein flüchtiger Blick in den Bottich, in dem die Klebungen aufgelöst wurden, zeigt ein Stachelfragment, das sich sowie auch die Basis des rechten Kopfhorns gelöst hat. Auch diese Teile werden wieder angesetzt.

 

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Abb. 16

 

Jetzt ist der verbliebene Deckelstein an der Reihe. In diesem steckt der Rest des rechten Kopfhorns, das nun freigelegt wird, bevor nachfolgend der Stein formatiert wird.

 

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Abb. 17

 

Dann geht es wieder an den Hauptstein. Der Schwanzschild wird weiter freigelegt. Begonnen wird am Zentralstachel - und auch dieser wird länger und länger.

 

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Abb. 18

 

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Abb. 19

 

Hier endet dann meine Arbeit.

Das Stück ist ein hervorragender Informationsspender für mich. Die Zeit, die ich hätte investieren müssen um etwas daraus zu machen, sprengt augenblicklich den Rahmen, der mir zur Verfügung steht. Daher verschenke ich das Stück an einen Bekannten, der sich gerne weiter mit diesem Ceratarges auseinandersetzen möchte.

 

Udo Resch für Steinkern.de

 


 

Bisher erschienene Berichte der Serie: „Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten:

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 1. Teil: Ceratarges ziregensis

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 2. Teil: Ceratarges ziregensis Nr. 2

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 3. Teil: Ceratarges ziregensis Nr. 3

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 4. Teil: Koneprusia