Trilobiten

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 4. Teil: Koneprusia

Nachdem mittlerweile drei Ceratargen fertig präpariert sind und vorgestellt wurden, geht es hier mit etwas „Haarigem“ weiter – einem Stacheltrilobiten der Gattung Koneprusia.

Die Koneprusia liegt zunächst als dreiteiliger "Bausatz" vor. Ihre Stacheln sehen aus wie Stacheldraht. Der Kopfschild ist anpräpariert, auch am „Heck“ existiert bereits ein kleines Fenster. Ein Teil des rechten Wangenstachels hängt in einer kleinen Deckelscherbe.

Auf den ersten Blick könnte man den Stein für eine Wacke aus Zguilma halten, der zarte Grünstich weist aber darauf hin, dass er in Wirklichkeit vom Jbel el Gara stammt.

 

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Abb. 1

 

Die kleine Scherbe wird sogleich aufgeklebt und dann auf das Fossil herunter präpariert. Dann wird geschaut, ob die Wange auf der anderen Seite vorhanden ist. Nachdem sie gefunden ist, folgt noch ein "Check am Heck". Wie es scheint, sind das Pygidium und eventuell eine Pleure nicht dort, wo sie hin gehören.

 

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Abb. 2

 

Beim Beschlagen bricht der Stein ungewollt an einer Stelle und offenbart im neuen Querbruch Stacheln an einem entlegenen Ort hinter dem Tier, die zu den fehlenden Teilen der Koneprusia gehören könnten. Das muss geklärt werden.

 

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Abb. 3

 

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Abb. 4

 

Damit man in dem Gewusel von Stacheln nicht die Orientierung verliert, wird alles Mögliche unter dem Mikroskop beschriftet. Vorzubeugen ist besser als auf den Rücken zu fallen.

Dann kann die Untersuchungsgrabung beginnen. Es sind zwei Stacheln, die parallel verlaufen, dazwischen eine Pleure. Das könnte passen.

 

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Abb. 5

 

In der Tat gehören die Stacheln zum verdrifteten Schwanzschild der Koneprusia. Im Anschlussstein werden die Stacheln verfolgt und gleichzeitig die ersten Stacheln des Körpers freigelegt, damit man nicht versehentlich irgendwo einen „killt“.

 

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Abb. 6

 

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Abb. 7

 

Die zwischen den Stacheln des Schwanzschilds liegende Pleure wird entnommen und

aufgehoben, falls sie auch zum Tier gehört. Derweil werden weitere Stacheln freigelegt.

 

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Abb. 8

 

Da man die Segmente zählen muss, um zu erfahren, ob die Pleure vielleicht dazu gehört, wird auf dem Hauptstein (dem Stein, in dem auch der Kopf steckt) damit begonnen, den Körper freizulegen.

 

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Abb. 9

 

Immer wieder geht es zwischendurch auch auf dem mittleren Stein weiter. Dort ist es aber kompliziert, weil noch ein halber Spindelstachel im Weg ist, wie auch die Spitzen einiger Stacheln der Pleuren. Ein wildes Hin und Her des Übertragens beginnt. Der Spindelstachel muss auf den Hauptstein, die Pleurenstacheln auf die dicke „Wacke“.

 

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Abb. 10

 

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Abb. 11

 

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Abb. 12

 

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Abb. 13

 

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Abb. 14

 

Nun wird weiter „gebuddelt“. Die Spitzen der Pleurenstacheln werden freigelegt, die Wange „angegraben“, dann alle Stacheln durchnummeriert – es sind neun an der Zahl, also einer zu wenig.

 

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Abb. 15

 

Nun muss die Wange vom Mittelstein abgenommen und auf die dicke Wacke übertragen werden, damit man sie dort bis in die Spitze freilegen kann. Das macht dann beim Ausbau weniger Probleme.

 

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Abb. 16

 

Jetzt wird der Mittelstein weitgehend präpariert. Alle Segmente freigelegt, die zugehörigen Stacheln auch. Es sind noch immer neun Segmente.

 

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Abb. 17

 

Zurück auf dem Hauptstein werden Pleure für Pleure und Spindelring nach Spindelring freigelegt.

 

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Abb. 18

 

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Abb. 19

 

Nachfolgend kommen die Spindelstacheln an die Reihe. Da weiß man bei Koneprusia nie so genau was da zum Vorschein kommt. Also vorsichtig von unten her „rauspiepeln“. Hier haben wir auf den ersten beiden Spindelringen je zwei Stacheln.

 

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Abb. 20

 

Wenn man nun den Hauptstein und den Mittelstein zusammenhält, kann man die Segmente endlich zählen. Es sind zehn. Damit kann die ausgebaute Pleure verworfen werden, sie gehört nicht zur vorliegenden Koneprusia, bei der also lediglich der Schwanzschild verdriftet ist.

 

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Abb. 21

 

Betrachtet man alle drei Steine nebeneinander liegend, sieht das Stück nun schon recht übersichtlich aus.

 

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Abb. 22

 

Sieht man sich jedoch die Winkel, in denen die Stacheln auf der linken Seite zueinander stehen ansieht, ahnt man bereits, dass es noch knifflig wird.

 

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Abb. 23

 

Jetzt geht es an die rechte Seite des Trilobiten. Da die Stachel weit über den Körper hinaus reichen, geht das nur mit einem Tunnel. Von hinten wird versucht einen Stachel nach dem anderen zu holen, soweit die Nadel reicht. Dabei wird klar, dass fast alle Stacheln aufgrund der Lage nah am Rand des Steins gebrochen und teilweise auch nicht überliefert sind. Ärgerlich, aber es war fast zu vermuten gewesen und es ist nicht zu ändern, es macht das Stück aber noch interessanter.

 

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Abb. 24

 

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Abb. 25

 

Genauso wird auch von vorne verfahren. Auch der Wangenstachel ist gebrochen und macht mehr Arbeit als erwartet, Denn ein Stück fliegt weg und muss im lange nicht gereinigten „Kugelfang“ (Präparationsschutt) wieder gefunden werden.

 

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Abb. 26

 

Der Durchbruch ist geschafft!

Nun wird der Mittelsteg mit dem Occipitalhorn und den Spindelstacheln ausgebaut.

 

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Abb. 27

 

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Abb. 28

 

Pass- und Standprobe ergeben, dass am Stein noch etwas passieren muss. Der Trilobit kommt noch nicht optimal zur Geltung und eine Seite ist auch noch etwas übergewichtig, so dass die Gefahr besteht, dass der Stein (fast) von allein umkippt.

 

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Abb. 29

 

Aber erst einmal wird an den Stacheln auf der rechten Seite noch etwas gefummelt und das noch weit über diese hinaus ragende Material abgetragen. Dabei wird die rechte Wange in Teilen freigestellt und schließlich werden auch die beiden vorderen Pleurenstachel freipräpariert.

 

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Abb. 30

 

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Abb. 31

 

Jetzt werden die ersten beiden Steine zusammengesetzt, der verbliebene Steg entfernt und die Übergänge angeglichen, denn da kommt man später – nach Aufsetzen der Bestachelung – nicht mehr hin.

 

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Abb. 32

 

Als nächstes erfolgt eine erneute Passprobe und Lagebeurteilung.

 

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Abb. 33

 

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Abb. 34

 

Es geht an den Bandschleifer. Eine zweite Standfläche wird angelegt und der übergewichtige Klotz etwas reduziert.

 

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Abb. 35

 

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Abb. 36

 

Nun werden die verbliebenen beiden Steine zusammengesetzt.

 

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Abb. 37

 

Das Entfernen von verlaufenem Kleber ist eine mittlere Katastrophe, geht in einigen Bereichen nur mit einem Zahnsteinhaken vom Dentisten, denn damit kommt man auch in verwinkelte Bereiche.

Am Spot muss auch noch gearbeitet und geglättet werden.

 

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Abb. 38

 

Standprobe; jetzt passt es schon deutlich besser. Schön sieht man, wie das Fossil in der Ecke knapp unter dem Mergel in der Knolle eingebettet wurde.

 

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Abb. 39

 

Jetzt kommt das, was am meisten Spaß macht. Der Steg mit den Stacheln wird zerlegt. Abgetrennt wird zuerst das Segment, das auf den Occipitalring und die Spindelringe 1 und 2 gehört. Auf diesen Spindelringen trägt die vorliegende Koneprusia je zwei Stacheln, davor das Occipitalhorn. Letzteres wird entnommen und das Restklötzchen verschliffen, so dass man die Stacheln gut sehen kann. Die sind so „haarig“, dass ich mir deren Freistellung verkneife. Die isolierten Teile werden in einer Box zwischengelagert.

 

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Abb. 40 und 41

 

Der Gaul soll von hinten aufgezäumt werden, denn alle Spindelstacheln haben einen nach hinten geneigten Radius. Deswegen sollte man die Stacheln von hinten nach vorne aufmontieren, sonst wird es beim Arbeiten enger als es sein muss.

Ein Stachel nach dem anderen wird aus dem abgetrennten Steg entnommen und unmittelbar aufmontiert. Es ist dabei darauf zu achten, dass sie auf Gehrung stehen, so dass sie bei einer Krümmung über die Rückenseite aneinander vorbei greifen.

 

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Abb. 42

 

Ganz zum Schluss sind das Klötzchen und danach das Occipitalhorn an der Reihe. Gestrahlt wird dann irgendwann einmal.

 

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Abb. 43

 

Am Ende ist ein sehr schönes ungeschminktes Präparat entstanden, das Einiges zu erzählen hat. Man muss nicht immer durch Ergänzungen "aufrüsten". Auch Unvollkommenes kann schön und zudem interessant sein.

 

Der im Zusammenhang liegende Teil der vorliegenden Koneprusia misst samt Stacheln 4 cm. Es handelt sich vermutlich um eine Koneprusia dahmani (CHATTERTON et al.), Ober-Emsium (Devon), Fundort: Jbel el Gara.

 

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Abb. 44

 

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Abb. 48

 

Fotos und Bericht: Udo Resch für Steinkern.de

 

 

Bisher erschienene Berichte der Serie: „Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten:

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 1. Teil: Ceratarges ziregensis

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 2. Teil: Ceratarges ziregensis Nr. 2

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 3. Teil: Ceratarges ziregensis Nr. 3