Trilobiten

Präparation und Restauration eines Trilobiten der Gattung Ceratarges aus Marokko

Wange ab, muss das denn immer sein? - Präparation und Restauration eines Ceratarges aus Marokko

 

Ceratarges zählt für mich zu den schönsten Trilobiten aus dem Devon. Leider, leider hat er jedoch sehr häufig ein Problem, das sogenannte Freiwangen-Problem. Soll heißen, allzu oft fehlt eine der Freiwangen, manchmal auch alle beide. Da Ceratargen in letzter Zeit immer schwieriger als Rohlinge zu bekommen sind, und die Steine mit Ceratargen auch nicht günstiger werden, erscheint es in solchen Fällen lohnend darüber nachzudenken, sie zu restaurieren. Nachfolgend möchte ich ein Beispiel dokumentieren, was daraus werden kann.

Den Stein mit dem Ceratarges bekam ich gegen geringes Entgelt in anpräpariertem Zustand von einem Freund. Es handelt sich um einen Ceratarges aus Zireg in Marokko. Wie so oft, gibt es leider auch hier kein Bild vom ursprünglichen Zustand. Das erste Foto kommt dem Ausgangszustand, in dem ich das Fossil übernahm, aber bis auf ein paar Kleinigkeiten recht nah.

 

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Abb. 1

 

Der unauffällig um die Ecke schauende Phacopide am unteren Bildrand, war ursprünglich nur in Form von drei angeschlagenen Pleurenspitzen zu sehen. Hier wurde vom Vorbesitzer schon einiges an „Ausgrabungsarbeit“ geleistet.

Der Ceratarges befindet sich bis auf das ausgebaute rechte Auge im Originalzustand der Übernahme. Da ich das linke Auge nicht finden konnte, wurde in dem Bereich der Stein schon einmal gezielt beschlagen, leider ohne die Freiwange finden zu können. Der Stein wurde daraufhin direkt wieder zusammengesetzt.

Die folgenden Bilder erlauben aus unterschiedlichen Perspektiven einen Blick auf den vorsichtig nachbeschlagenen Stein und den bereits weitgehend frei präparierten Phacops.

 

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Abb. 2

 

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Abb. 3

 

Das nächste Foto zeigt den Stein von vorne mit Blick auf die Glabella des Ceratarges. Dahinter sieht der Stein noch aus wie ein „Schlachtfeld“. Da muss man sich noch einmal Gedanken machen, wie er am Ende aussehen soll - ein „Spaziergang“ wird die Präparation sicherlich nicht.

 

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Abb. 4

 

Nun wird der Ceratarges vorsichtig in Gänze freigelegt, immer auch mit Blick darauf, am Ende einen ansehnlichen Stein zu generieren. Die Arbeit besteht aus Sticheln, Nachbeschlagen und erneutem Sticheln. In dem Wissen, dass die linke Freiwange fehlt, wird hier gezielt Gestein stehen gelassen um das Gros der Wange bildhauerisch nach dem Vorbild der vorhandenen Freiwange aus der Matrix modellieren zu können. Ganz ohne Aufbauarbeit geht es aber nicht, Abb. 4 zeigt es deutlich. Das Auge und der an das Cephalon anschließende Teil der Wange müssen aufgebaut werden. Dies geschieht mit Epoxidharz und Steinmehl. Anschließend geht der Triathlon weiter: schleifen, sticheln, nachbeschlagen. Und so nähert man sich dann peu à peu dem Punkt, an dem man sagt, „das kann man jetzt bald so lassen“.

Nun geht es ans Eingemachte, denn so ganz passt die Erscheinung noch nicht. Daher werden noch die beiden vorderen Stacheln des Schwanzschildes in Teilen freigestellt, damit man die Bestachelung am Unterrand des Pygidiums besser sehen kann, die ist nämlich nicht immer so gut erhalten wie beim vorliegenden Individuum.

Anschließend gilt es die geweißten Flächen zu homogenisieren, um fließende Oberflächen zu erhalten. Und wieder ist es erforderlich zu sticheln und auch noch einmal das Gestein nachzubeschlagen. Am Kopf des Phacopiden ist noch Präparationspotential - das rechte Auge wird noch herausgeholt und der Kopfschild noch weiter exponiert.

Noch einmal mit der Nadel ein bisschen nachgearbeitet, wird der Ceratarges wieder mit den abgenommenen Glabella-Hörnern und seinem rechten Auge bestückt. Schließlich gilt es noch etwas Kleber zu entfernen. Jetzt präsentiert sich der Trilobit so wie auf den Abb. 5-11 gezeigt und die Arbeit wird beendet:

 

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Abb. 5

 

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Abb. 6

 

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Abb. 7

 

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Abb. 8

 

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Abb. 9

 

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Abb. 10

 

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Abb. 11

 

Es sollte sich um einen Ceratarges ziregensis VAN VIERSEN & PRESCHER handeln, ca. 6 cm lang und von herrlicher Farbe.

 

Udo Resch für Steinkern.de