Was beim Ergänzen nicht mehr erlaubt ist

In dieser Rubrik habe ich bereits zwei Artikel eingestellt, die sich mit dem Ergänzen fehlender Teile bei Fossilien beschäftigen, um aus diesen attraktive Vitrinenstücke zu machen. Gerade bei Ammoniten habe ich innerhalb der mir gesteckten Grenzen auch keine Probleme damit. Im folgenden möchte ich meine Schmerzgrenze aufzeigen, wo für mich Ausbesserungsarbeiten lückenlos in die Kategorie "Fälschungen" überleiten.
Den hier abgebildeten Prodactylioceras davoei aus dem Lias Gamma von Velpe bei Tecklenburg habe ich vor vielen Jahren auf der Petrefakta in Leinfelden gekauft. Der Verkäufer, von dem ich ansonsten nur tadellos erhaltene Stücke erwerben konnte, hatte die jetzt vorzustellende Ergänzung nicht angegeben. Vermutlich hatte er den
Ammoniten selbst eingetauscht und die Fälschung daher nicht bemerkt.



Prodacty_1.jpg


Foto 1: Der rund 95 Millimeter große Prodactylioceras von der "Sahneseite". Auf den ersten Blick sind die gefälschten Innenwindungen nicht zu erkennen.

 
Erst zu Hause ist mir aufgefallen, dass bei dem 95 Millimeter großen Stück nur die äußeren dreieinviertel Umgänge erhalten sind. Die folgenden Windungen bis ins Zentrum sind nachgeschnitzt. Für mich als wissenschaftlich orientierter Sammler ist dies der sogenannte "GAU", denn egal welches Wissen der Ergänzende auch immer über die Morphologie der betreffenden Ammonitengattung hat, Ausbildung und Anzahl der von ihm geschaffenen Rippen werden wohl kaum mit dem ja nicht vorhandenem Original übereinstimmen.
 
Wäre die "plastische Arbeit" angegeben worden, hätte ich den Ammoniten nicht gekauft.


Prodacty_2.jpg


Foto 2: Der rote Punkt markiert die Stelle, an der der künstliche Teil beginnt.



Da auf der Rückseite der Zettel mit den Fundortangaben präzise auf die Stelle geklebt worden ist, wo die Füllung eingebracht wurde, gehe ich davon aus, dass die Fälschung bewusst vertuscht werden sollte. Der Ausführende, so er das Stück etikettiert und im Tausch/Verkauf ohne Angaben weitergegeben haben sollte, ist damit in meinen Augen ein Betrüger.
 


Prodacty_3.jpg

Foto 3: Nach dem Entfernen des Etiketts sieht man die verräterische Füllung. Der Fälscher hat viel Zeit und Können in seine Arbeit investiert, trotzdem hat das Stück keinerlei wissenschaftlichen Wert mehr.
 

Foto und "Sammlung": Victor Schlampp