Präparation eines kleinen Liasammoniten

Auch das gehört zu dieser Homepage:
Tipps zur Präparation von kleinen, nicht sonderlich aufregenden Funden wie diesen Promicroceras planicosta aus der Obtusum Zone des Lias beta. Fundort ist Charmouth, Dorset, Groß Britannien (hierzu gibt es einen Reisebericht unter Fundorte/England/Reisebericht über Dorset).

Der Bericht ist für die Anfänger und Präparationsunerfahrenen unter unseren Gästen gedacht und mag den einen oder anderen erfahrenden Präparator zum schmunzeln anregen :-)
Materialien für die Präparation:
0-8-15 Standart-Druckluftstichel, Sandsack, Schutzbrille 8-), stark verdünnte Salzsäure, Zahnbürste, Zahnarztpicker (da geht auch alternativ Mutters Rouladennadel, sofern sie es nicht mitbekommt) und ein herkömmlicher Holzlack/Steinkonservierer.
Ist die Anschaffung eines Druckluftstichels und eines Kompressors geplant, verweise ich auf den Beitrag von Thomas B. zum Thema Druckluftpräparation unter Präparation/Präparationswerkzeuge.

Möglichkeiten statt Druckluft-Stichel (gehört ja nicht unbedingt zu Repertoire eines Sammlers) wären auch feine Meißel und Hämmerchen (Tipp: Beitrag von Thomas B. zum Thema Meißel unter Präparation/Präparationswerkzeuge) oder den Vibrograf, sofern er auf niedriger Stufe eingestellt ist!

Auf dem ersten Bild seht ihr den Stein, dem es an den Kragen gehen soll. Beim Knacken des Steines ging leider ein Teil der letzten Windung verschütt, dass ist aber halb so wild, nicht alles was schön ist, ist auch perfekt. Der Ammo ist überlagert von einer ca. 5mm dicken Deckschicht.

Promicroceras_planicosta_unpraep_Nicost.jpg

Nehmen wir uns erst mal die Außenwindung vor und arbeiten uns dann in die Innenwindungen. Irgendwie ja auch logisch, oder? ;-)
Es hilft, einen etwa gleichgroßen Ammoniten auf den Stein zu legen und zu schauen, wie das Fossil in dem Stein liegt und dass denn mit Hilfe eines Bleistiftes zu markieren. Somit schließt man aus, das Fossil durch Unwissenheit über die Lage im Stein massiv zu verletzen.
Allgemein gilt immer, egal wobei es sich um das Präparationsstück handelt, sich im klaren zu sein, wie das Fossil aussieht, wie es liegt und wie man vorgehen möchte. Das ist beileibe nicht immer einfach und erfordert viel Geduld. Am besten man fragt bei Unklarheiten präparations-erfahrende Sammler z.B. hier bei Steinkern.de.

Nun geht es ans Sticheln. Von dem schon sichtbaren Teil des Fossils in einem Abstand von 8-10mm (ca. das doppelte der Deckschicht) ansetzen und vorsichtig in einem Halbkreis an den Ammoniten entlang Arbeiten. Es empfiehlt sich in der Regel, mit dem Präparationswerkzeug (egal ob Stichel oder Meißel) bei der Vorpräparation, also das Abtragen des bedeckenden Gesteins nicht im rechten Winkel zum Fossil hinzuarbeiten sondern seitlich ran. Kurz vor dem Fossil hört man auf! In diesem Falle wie es die roten Pfeile auf dem zweiten Bild anzeigen.
Promicroceras_vorpraep_rot_Nicost.jpg

Automatisch werden Gesteinsplitter wegfliegen und Teile des Calzitkerns des Ammoniten freigegeben. Jetzt hat man einen Eindruck, wie das Fossil wirklich im Stein sitzt und kann dementsprechend weiter vorgehen. Vorsicht ist geboten, wenn man die Lage der Mündung des Ammoniten nicht kennt, denn arbeitet man der Windung entgegen, sprich zum Nabel (Mitte) des Ammoniten, kann es passieren, dass man die Wohnkammer verletzt! Deshalb ist es ratsam, erst mit der Windung zu gehen, die Wohnkammer (sofern vorhanden) freizulegen und dann erst Richtung Nabel. In diesem Beispiel war die Lage der Wohnkammer bekannt (leider aber nicht mehr vorhanden) somit konnte, entgegen der Windung gearbeitet werden.

Jetzt kann man, da die Lage des Ammoniten offensichtlich ist, mit dem Stichel/Meißel vorsichtig vermehrt Richtung Fossil arbeiten. Langsam, nicht mit Hektik!

In diesem Falle habe ich den Stichel in kleinen Schwenkbewegungen Abschnitt für Abschnitt zum Fossil hingeführt, bis ein weiterer Teil des Calzitkerns durch Abplatzen des Gesteins sichtbar wurde (Bild mit dem Blauen Pfeilen). Der Calzit wird bei der Präparation nicht einmal mit den Stichel/Meißel berührt (abgesehen davon, man rutscht aus :-D )

Promicroceras_feinpraep_blau_Nicosts.jpg


Ist die äußere Windung nun endgültig freigelegt, kann es ja an die Innenwindungen gehen. Jetzt wird’s etwas heikel, da man direkt auf dem Fossil arbeitet. Hier gilt nun Geduld und Fingerspitzengefühl. Bewährt hat es sich, von innen heraus mit der Windung tiefer zu gehen. D.h. Stück für Stück den Ammoniten bis zum Nabel freizulegen (rote Pfeile geben die Verlaufsrichtung an, die grünen und gelben Pfeile die Schlag/Stichelrichtung). Bei calzitisierten Ammoniten platzt das Gestein in der Regel problemlos ab, wie in diesen Fall mit der Schale, die kann man bei den Charmouth-Ammoniten jedoch in den seltensten fällen auf diese Weise erhalten. Daher ist das auch gar nicht weiter schlimm.

Promicroceras_innenwindungen_gruen_Nico.JPG


Ist man sich nicht sicher, ob man evtl. das Fossil schon erreicht hat, hilft ein kleiner Trick. Man nimmt stark verdünnte Salzsäure und bürstet mit einer Zahnbürste ein paar mal kräftig über das Stück.
Die Säure löst die Gesteinsstäube und man kann sehen, ob man tatsächlich schon am Calzitkern angelangt ist. Ist das der Fall, vorsichtig weiterarbeiten, evtl. auch mit einen Schaber.

Die kleinen Gesteinsreste zwischen den Windungen sollte man nicht unbedingt mit mechanischen Geräten entfernen. Eher empfiehlt sich Zahnarztbesteck, das man bei der letzten halbjährlichen Untersuchung als Trostpflaster gegen die Bohrung bekommen hat, die oben erwähnte Rouladennadel oder andere nadelähnliche Spitzen :-). Man schabt einfach die Gesteinsreste raus.

Sind die Innenwindungen freigelegt und man ist mit dem Ammonit zufrieden, müssen noch die hässlichen Präparationsspuren weg.Promicroceras_fertig_Nicost.jpg
Das Ergebnis
(Ich weiß, ich weiß, das Endresultat hat bei mir auch noch einige Präparationsspuren, ich bitte, darüber hinwegzusehen ;-) )

Ist die „Senke“ zum Ammonit einigermaßen gleichmäßig gearbeitet, sprich, sind da keine Hubbel, Schrammen oder Kanten, kann man noch mal mit der niedrigprozentigen Säurelösung und einer Zahnbürste das gesamte Fossil ordentlich abschrubben! Das entfernt die Gesteinsstäube und kleine Kratzer zuverlässig und gibt den gestichelten/gemeißelten Gesteinsflächen seine ursprüngliche Farbe wieder.

Zu guter letzt wird das Fossil nach belieben mit einem farbvertiefenden Mittel konserviert.

Dieses vorgehen bei der Präparation hat sich bei mir bisher bei fast allen Calzitisierten Fossilien bewährt. Aber auch Fossilen, wie Gräfenberger Glaukonitammoniten ließen  sich mit dieser Methode gut bearbeiten.

Ich hoffe der kleine Bericht hat euch gefallen, evtl. auch zum schmunzeln angeregt und es waren auch ein paar Tipps dabei, die nützlich für euch sind.

Viele Grüße, Nico


Anmerkung: Dieser Text soll einige Ratschläge für Unerfahrene auf dem Gebiet der Präparation geben und ist keine Anleitung, wie man es zu machen hat! Letzt endlich hängt das Präparationsergebnis immer von einem selber und weniger von der Methode ab! Denn bei Ungeduld und Hektik hilft weder das beste Werkzeug noch die besten Tipps. Erfahrungen beim Präparieren sammeln und auch das gelegentliche Scheitern eines Präparationsversuches helfen, immer bessere Ergebnisse zu erzielen!
Für weitere Tipps und Tricks bin ich sehr dankbar.
Man lern ja schließlich nie aus :-)

Dank an Herrn Henze und all die Leute, die mir bisher bei präparationstechnischen Fragen mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben und an Chris für seine Digitalkamera :-)