Präparation eines Gebrayelichthys aus dem Cenomanium von Hakel (Libanon)

Die Oberkreide-Plattenkalke des Libanon sind bekannt für ihre gut erhaltenen und bizarren Fische, zu denen auch viele Haie und Rochen zählen.
Man kennt die Cenomanium-Fundstellen Hakel, Hjoula und Nammoura, während Sahel Alma im Santonium liegt und als erloschene Lokalität gilt.

 

Von einem Freund erhielt ich die Anfrage, ob ich mich an einem Gebrayelichthys probieren wolle. Da diese Knochenfisch-Art aus der Ordnung Pycnodontiforms zu den bizarrsten fossilen Fischen überhaupt zählt, lautete meine Antwort, na klar, warum nicht?

Was dann auf mich zukam, war allerdings zunächst eine kleine Baustelle. Der Fisch war verrissen, die verdeckten Teile des Fossils teilweise angespalten und andere Partien schon mit Sekundenkleber ungünstig zusammengefügt.

 

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Abb. 2 - Foto vergrößern.

 

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Abb. 4

 

Also werden im ersten Schritt die zu übertragenden Teile ausgesägt. Nachfolgend werden sie aufgeklebt und die Steine zu einem Ganzen zusammengefügt.

 

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Abb. 5

 

In der Platte befindet sich jenseits des Fossils ein unschönes Loch. Dieses wird mit Präparationsschutt und Kleber aufgefüllt, aus optischen Gründen, aber auch um mehr Stabilität und Sicherheit in die Sache zu bringen.

 

Nachdem der Kleber abgebunden hat, kann mit der eigentlichen Präparation begonnen werden. Gleich das erste Stück macht Zicken. Der aufgeklebte Teil des Kopfsporns hat sich tektonisch verschoben. Und dann sieht es auch noch so aus, als habe sich der obere Teil der Rückenflosse aufgelöst.

 

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Abb. 6

 

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Abb. 7

 

Auch auf der Rückseite müssen noch ein paar „Sicherheitsarbeiten“ durchgeführt werden. Es müssen Risse mit Sekundenkleber getränkt und das bereits angesprochene Loch nun auch von der Rückseite gefüllt werden.

 

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Abb. 8

 

Weiter geht es mit der Präparation. Es wird oben angefangen bzw. weitergemacht.

 

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Abb. 9

 

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Abb. 10

 

Nun wird großflächig abgetragen, hierbei immer darauf achtend, dass man den später rund um das Fossil zu generierenden Spot nicht „versaut“, d. h., dass man nirgends zu tief geht mit dem Stichel und auch, dass man außerhalb des geplanten Spots keine Bearbeitungsspuren hinterlassen darf.

 

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Abb. 11

 

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Abb. 12

 

Allmählich komme ich flächiger auf die Ebene mit dem Fossil. Hierbei zeigt sich, dass die Freilegung dieses Gebrayelichthys nicht gerade einfach werden wird. Hierzu trägt der Umstand bei, dass unterhalb der leicht angedeuteten Augenhöhle ein Versatz von ca. 2,5 mm verläuft. Und unten an der Körperrückseite tauchen Dornen auf, die es schwierig machen werden, die Flossenstrahlen zu finden.

 

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Abb. 13

 

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Abb. 14

 

Die Schwanzflosse kommt zutage und auch der Körper wird nach und nach vorsichtig freigestichelt.

 

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Abb. 15

 

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Abb. 16

 

Manchmal sieht man kaum Fortschritt am Fossil, obwohl bereits wieder Stunden daran gearbeitet wurde.

 

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Abb. 17

 

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Abb. 18

 

Nachdem die Schwanzflosse herausgeholt worden ist, kann der Spot vorbereitet werden, der diese umgeben soll.

 

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Abb. 19

 

Weitere Arbeiten im Bereich der Rückenflosse offenbaren viele kleine Stacheln am Übergang zum Rumpf.

 

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Abb. 20

 

Und noch einmal geht es an die Rückenflosse. Weitere Flossenstrahlen werden freipräpariert und die großen Stacheln der Firstschuppen freigestellt, sodass diese über die Umgebung erhaben auf kleinen Sockeln liegen.

 

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Abb. 21

 

Jetzt geht es am Rumpf unterhalb der Wirbelsäule weiter. Auch hier werden die Stacheln der Firstschuppen gesockelt.

 

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Abb. 22

 

Zwischendurch ein paar hochaufgelöste Bilder:

 

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Abb. 23 - Foto vergrößern.

 

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Abb. 24: Foto vergrößern.

 

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Abb. 25: Foto vergrößern.

 

Immer mehr vom Körper wird freigelegt.

 

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Abb. 27

 

Jetzt geht es im Schädelbereich weiter.

 

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Abb. 29

 

Man ist geneigt zu denken, die libanesischen Plattenkalk-Fische seien total platt, dem ist aber nicht so. Es ist durchaus etwas Relief vorhanden.

 

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Abb. 30

 

Langsam nimmt das Ganze Gestalt an. Die Afterflosse wird freigelegt, so weit es geht.

 

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Abb. 31

 

Nun geht es an das letzte noch mit Gestein bedeckte Feld im Körper, das sich durch jede Menge Stacheln auszeichnet.

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Abb. 32

 

Zwischendurch wird hier und da noch am Körper „geputzt“.

 

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Abb. 33

 

Nun wird wieder zurück an das letzte noch mit Gestein bedeckte Areal geschwenkt. Darunter kommt ein einziges Stachelfeld nach und nach zum Vorschein.

 

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Abb. 34

 

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Abb. 35

 

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Abb. 36

 

Die Arbeiten nähern sich dem Ende. An einigen Stellen wird noch mit der Nadel „gepult“.

 

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Abb. 37

 

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Abb. 38

 

Beim Arbeiten mit der Nadel kann auch die Brustflosse lokalisiert werden (roter Kreis):

 

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Abb. 39

 

Außerhalb der Werkstatt sorgfältig fotografiert, sieht der Fisch nun so aus:

 

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Abb. 40 - Foto vergrößern.

 

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Abb. 41 - Foto vergrößern.

 

Nun geht es um die Farbe. Was soll wie und in welchem Umfang koloriert werden. Die Wahl fällt auf Buntstifte. Die Farbe passt nicht zu 100%, aber das ist gut so. Die Reparatur fällt nicht auf den ersten Blick auf, aber man kann sie erkennen.

 

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Abb. 42

 

Bei der richtigen Beleuchtung präsentiert sich das Fischchen hochattraktiv!

 

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Abb. 43 - Foto vergrößern.

 

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Abb. 44 - Foto vergrößern.

 

Danksagung
Dank an dieser Stelle an meinen Freund, mir dieses Tierchen anvertraut zu haben. Es war mir eine Ehre, den Gebrayelichthys präparieren zu dürfen.

 

Angaben zum Fossil im Überblick:

Fisch Gebrayelichthys sp.

Körperhöhe ca. 11,5 cm

Fundort: Hakel (Libanon)

Stratigrafie: Oberkreide, Cenomanium

Sammlung: Privat

 

 

Fotos und Bericht:

Udo Resch für Steinkern.de

 

 


 

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