Überarbeitung eines Asteroceras cf. confusum aus dem Unterjura von Charmouth (Dorset, England)

Anfang des Jahres 2018 besichtigte ich gemeinsam mit einem befreundeten Sammler eine alte Sammlung, aus der ich im Anschluss an die Besichtigung einige Stücke erwerben konnte. Ich hatte vorher mein Interesse schwerpunktmäßig auf den Mitteljura festgelegt, doch beim Sichten der vielen Stücke, die stellenweise in total durchgebogenen Regalen und in Vitrinen verstaubt im Keller ruhten, stieß ich auch auf einige Ammoniten aus dem Unterjura der englischen Kanalküste, die mein Interesse weckten. Gerade die Asteroceraten aus den Wood- und Flatstones, durch die Charmouth unter Ammoniten-Sammlern weltweit ein Begriff ist, hatten es mir angetan. Bei ihrem Anblick gingen mir gleich die vielen Bilder der Fossilien aus den Sammlungen von Karsten Genzel und Sönke Simonsen und ihre Präparationen durch den Kopf – somit war mir auch klar, dass viele Stücke durchaus noch Potenzial für eine Überarbeitung hatten. Sönke hat mir mitgeteilt, dass es heutzutage sehr schwierig geworden ist, noch Asteroceraten vor Ort zu finden, da heutzutage nicht mehr im Anstehenden gegraben werden darf und der kleinflächige Rutschungsbereich, der die Asteroceraten liefert systematisch von vielen Sammlern (kommerziell und nicht-kommerziell) abgesucht wird, sodass die spannenden Konkretionen nur für sehr kurze Zeit am Strand verbleiben.
Der Gesamtzustand der besichtigen Sammlung war eher schlecht, dieszeigte sich leider auch an den Asteroceraten. Mangels geeigneter Ausrüstung und vielleicht auch aufgrund von anderen Ansprüchen ans Präparationsergebnis, hatten diese Stücke nur Hammer und Meißel gesehen. Inzwischen habe ich alle Stücke überarbeitet – eines davon möchte ich herausgreifen und hier vorstellen. Es handelt sich um ein Asteroceras cf. confusum vom Black Ven westlich von Charmouth.

 

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Abb. 1: Die Ausgangssituation. Das Stück war mehrfach geklebt und grob freigemeißelt worden. Sowohl die Überarbeitung des Ammoniten als auch des umgebenden Gesteins können zu einem ansprechenderen Gesamtbild beitragen. Foto kann durch Anklicken vergrößert werden.

 


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Abb. 2: Überschüssiger Kleber und am Steinkern haften gebliebene Schalenreste müssen von der Flanke sowie entlang des Venters entfernt werden.

 

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Abb. 3: Bei genauerer Betrachtung entdeckt man viele kleine Fehlstellen, die beim Abplatzen der ursprünglichen Schale entstanden sind. Die Trennfuge der meisten Asteroceraten aus dem Sinemurium von Charmouth liegt unter der Schale. Da die darunter befindlichen Kalzitsteinkerne sehr attraktiv sind, wird das Abplatzen der Schale gerne in Kauf genommen – dass diese beim Präparieren bereichsweise abplatzt, wäre in den meisten Fällen ohnehin nicht zu verhindern.

 

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Abb. 4: Der Stein zeigt Potenzial. Es ist noch einiges übrig, von einer recht dicken Kalkkonkretion. Es kann noch reichlich Material abgetragen werden, ohne dass der Stein zu dünn wird und zu brechen droht.

 

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Abb. 5: Die Linie zeigt das Niveau an, auf welches ich die Knolle herunterarbeiten will. Ziel der Präparation ist es, dass der Ammonit dreidimensionaler als bisher in Erscheinung tritt. Er soll am Ende deutlicher über die Matrix erhaben sein. Auch sollen die vielen Unebenheiten und Meißelspuren am Ende nicht mehr zu sehen sein.

 

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Abb. 6: Los geht es, quasi in der Tradition der früheren Präparation, von Hand mit einem Hammer und einem Flachmeißel. Das spätere Niveau habe ich mir zu Anfang am äußeren Rand grob als Linie vorgemeißelt. Beim Meißeln zeigten sich rund um das Asteroceras einige weitere Ammoniten. Sie waren jedoch nicht vollständig oder bereits vom Vorbesitzer beschädigt.

 

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Abb. 7: Es hilft nichts. Um Arbeit zu sparen muss die Flex ran. Mit der Diamantscheibe lässt sich das Material gut bearbeiten und es entsteht schnell eine relativ glatte Ebene. Leider fiel ein kleiner Ammonit dem Flexen zum Opfer, der vorher vollständig im Gestein verborgen gewesen war.

 

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Abb. 8: Mit ausreichend Abstand zum Asteroceras wurde die Vorarbeit für das abschließende Glätten erledigt. Hier ist auch der kleine Ammonit zu sehen, den ich mit der Flex erwischt habe.

 

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Abb. 9: Der Staub vom Schleifen der Matrix hat eine interessante Perspektive geschaffen.

 

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Abb. 10: Die Pfeile zeigen an, wo es nun mit dem Stichel weitergehen muss.

 

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Abb. 11: Man erkennt einen ersten Schattenwurf – das Stück gewinnt allmählich an Dreidimensionalität. Ich fahre damit fort entlang des Venters mit dem Stichel das Material bis an den Ammoniten heran zu entfernen. Ganz vorsichtig muss man dann sein, wenn der Ammonit erreicht wird. In diesem Fall gilt es die Schale gezielt zum Abplatzen zu bringen, um den Steinkern freizulegen, was entlang des glatten Kiels auch gelingt.

 

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Abb. 12: Für die im Bild gezeigten Fehlstellen der Matrix, die den Gesamteindruck trüben würden, habe ich mir zwei der Abschläge vom anfänglichen Meißeln aufbewahrt und diese so zurechtgeschliffen, dass sie mit passend eingesetzt und mit Akemi angeklebt werden können.

 

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Abb. 13: Nun sind die Abschläge bereits eingefügt und auf das Niveau des umgebenden Gesteins heruntergeschliffen.

 

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Abb. 14: Die vielen Fehlstellen, die bei der ersten Präparation beim Abschlagen der Schale an dieser hängengeblieben sind, habe ich mit Kleber ergänzt. Dieser musste nach dem Aushärten noch mit dem Dremel in Form gebracht werden.

 

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Abb. 15: Nun ist alles abgeschliffen und der Ammonit wird noch etwas poliert. Außerdem ist auch der Stein soweit vorbereitet, dass die bereits plan abgetragene Oberfläche final bearbeitet werden kann. Das mache ich mit dem Dremel Engraver. Die zu dem Gerät mitgelieferte Spitze habe ich umgebaut und durch 10 Nadeln ersetzt. So lässt sich die Fläche gut und relativ zügig glätten und aufrauen.

 

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Abb. 16: Das Stück vor der abschließenden Bearbeitung. Inzwischen lässt sich bereits erkennen, dass das Ziel erreicht wurde, den Ammoniten dreidimensionaler in Erscheinung treten zu lassen. Er versinkt nun nicht mehr im Umgebungsgestein, wie es vor der Überarbeitung der Fall war, sondern tritt deutlich plastisch daraus hervor.

 

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Abb. 17: Das fertige Stück inmitten der per Dremel-Engraver-Spitzen geglätteten Fläche. Foto kann durch Anklicken vergrößert werden.

 

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Abb. 18: Detailansicht des Asteroceras cf. confusum, Durchmesser 10,5 cm.

 

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Abb. 19: Schrägsicht auf den fertig präparierten Ammoniten.

 

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Abb. 20: Direkter Vergleich des Stücks vor und nach der Bearbeitung (wechselnd im 5 Sekundentakt).

 

 

Daten zum Fossil im Überblick:

Fossil: Asteroceras cf. confusum, 10,5 cm.

Fundort: Black Ven bei Charmouth, Dorset, Großbritanien

Alter: Obtusum-Zone, Sinemurium, Unterjura

Dauer der „Nachpräparation“: ca. 8 Stunden

Werkzeuge: Stichel Krantz W121, Dremel Engraver, Dremel Minischleifer, Winkelschleifer.

Materialien: Sekundenkleber, Akemi Marmorkitt, UV-Kleber, Fluat.

 

 

Michael Kegel für Steinkern.de

 


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