Präparation eines Tintenfisches aus den Solnhofener Plattenkalken

Ein befreundeter Sammler bat mich darum, mich mit einem seiner alten Funde auseinanderzusetzen. Es handelt sich dabei um einen Tintenfisch der Gattung Plesioteuthis. Dieser Vampyromorphe ist die häufigste „Tinte“ aus den Plattenkalken. Eigentlich ist nichts besonderes, quasi „der Knorri unter den Tintlern“, es sei denn, wie in diesem Fall, dass er Weichteilerhaltung aufweist.

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Ausgangssituation

Das Fossil ist im Rohzustand noch in weiten Teilen noch von einer dünnen Kalkschicht bedeckt, im vorderen Bereich des Mantels liegen noch zwei Schichten mehr darüber. Die sich deutlich durchprägenden Fangarme sind von einer dünnen Fäule überdeckt, die sicher noch Probleme machen wird.

 

Anzeichnen und los geht´s

Zu Beginn der Präparation werden die Konturen des Fossils mit Bleistift angezeichnet, um bei der Detailarbeit nicht die Orientierung zu verlieren, und dann geht es los.

Zuerst werden die überzähligen Schichten im vorderen Bereich des Mantels abgetragen. Dann wird als nächstes der hintere Bereich des Weichtieres freigelegt. Dabei bestätigt sich die Vermutung, dass sich im Zuge der Mazeration (organischer Zerfall oder Verwesung) der Körper bereits vom Gladius (das kalkige Skelettteil) gelöst hat. Rezente Tintenfische und Kalmare beginnen sehr schnell zu verrotten, analog dazu gehe ich davon aus, dass es bei den fossilen Vertretern ebenso der Fall war, besonders bei subtropischen Temperaturen.

Mit dem HW-10 lässt sich der Körper recht einfach freilegen. Etwas komplizierter gestaltet sich der Gladius. Da das Stück Jahre in einer Gartenlaube zugebracht hat, ist es durch die zwischenzeitliche Frosteinwirkung präparatorisch heikel. Die Skelettelemente haben die Ambition sich von der Matrix zu lösen und davon zu fliegen. Mittels Zaponlack und Sekundenkleber kann dies aber nahezu vollständig verhindert werden.

Nachdem Körper und Gladius freigelegt sind, geht es an Kopf und Fangarme. Wie bereits vor Beginn der Freilegung vermutet, wird es hier immer kniffliger. Der über dem Körper noch als Flinz ausgebildete Stein wandelt sich in Richtung des Kopfes und der Fangarme immer mehr in eine Fäule schwindender Stärke. Mittels eines umgebauten Chicago Pneumatic Stichels lassen sich aber auch diese Bereiche weitgehend „trefferfrei“ von anhaftendem Gestein befreien.

Am Ende liegt ein relativ kleiner Plesioteuthis in sehr guter Erhaltung vor, nachdem man in dieser Form sehr lange suchen muss. Die Besonderheit des vorliegenden Exemplars ist der organisch erhaltene Kopfbereich.

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Fossil: Plesioteuthis prisca

Größe: 21 cm

Fundort: Solnhofener Plattenkalke bei Eichstätt

Verwendete Werkzeuge: Chicago Pneumatic Umbau, PPS 70

Zeitaufwand für die Präparation: zirka 3,5 Stunden

Privatsammlung

Udo Resch für Steinkern.de, alle Rechte liegen beim Autor