Geht nicht? Geht doch! Durchpräparieren eines dünnen Palaeastacus aus Solnhofen

Es geht hier um das Mitbringsel eines Freundes: Ein nettes Krebschen aus der Solnhofener Region. Es handelt sich um einen Palaeastacus fuciformis, einen Reptantier, also um einen hummerartigen Panzerkrebs. Beim Fund hatte man ihm gesagt, den könne man nicht präparieren.


Ich erhielt das Stück 2010 um es freizulegen, kam aber erst 2011 dazu mich mit dem Fundstück zu beschäftigen. Im Urzustand lagen zwei recht große Platten vor, die kurzerhand zerlegt wurden, damit sich das Fossil auf der Platte nicht verliert und damit es in die Kisten, die ich verwende, hinein passte.

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Das Potential des Stückes war damals schon deutlich ersichtlich. In 2011 kramte ich das Stück wieder aus der Kiste und verkleinerte das Negativ so weit, dass man es bequem dünner machen konnte. Im Betrieb wurde es dann noch maximal dünngeschliffen und auf Format gebracht, so dass möglichst wenig Rand um das Fossil stehen bleibt.

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Nun wurde aufgeklebt. In diesem Fall habe ich mit Sekundenkleber gearbeitet, was ich sicher so schnell nicht wieder machen werde.

Die Verklebung gelang dennoch gut. Mit einer Schraubzwinge wurde das Spaltmaß zusätzlich reduziert. In dem Fall war es wichtig einen nicht so schnellen aber dennoch ziemlich dünnflüssigen Kleber zu verwenden, damit er weit genug in das Fossil einziehen kann und nicht durch vorschnelles Aushärten eine möglichst dünne Klebefuge verhindert. Weiter ist es natürlich wichtig so eine Klebung sorgfältig zu planen und alle Komponenten in logischer Reihe in Greifweite zu haben, denn schnell muss es doch gehen!

 

Nachdem das Stück ein paar Tage gelegen hat (auch Sekundenkleber erreicht seine Endfestigkeit erst nach 24 Stunden) wird die Schraubzwinge entfernt und die den Krebs noch verdeckende Matrix so weit es geht heruntergeschliffen. Dann ging es ans Präparieren. Mit Druckluftmeißeln wurden die ersten Anfänge gemacht.
Es folgt eine Bilderreihe die das weitere Freilegen besser zeigt als es geschriebene Worte vermögen.

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Nachdem der Krebs weitestgehend freiliegt, werden mit Nadel und Skalpell die Sekundenkleberwälle von der Platte entfernt.

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Da in diesem Stadium nicht mehr viel zu erreichen ist als eine fortschreitende Beschädigung des Fossils durch Pressluftmeißel oder Metallnadeln entscheide ich mich für eine Fortsetzung der Präparation mit Chemie. Gepufferte Säure soll es richten. Ein erster Test ist erfolgreich.

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Immer bereitliegende Küchenrolle und ein vorbereitetes Wasserbad in der Spüle sind die Rückversicherungen für den Fall, dass man mal schnell irgendwelche Überflutungen stoppen muss.

Die Partie hinter dem Auge im vorderen oberen Kopfpanzerbereich entpuppt sich als besonders hartnäckig. Hier nutze ich die Adhäsionskraft des Pinsels. Er hält die Säure in dem Bereich wo ich sie haben wil.

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Danach gibt es eigentlich nur noch Handlungsbedarf im Bereich der Scheren. Hier muss noch mal kräftig "nachgegurgelt" werden.

Wichtig ist dabei zu wissen, dass man Säuren oder auch eine Lauge, wie zum Beispiel KOH, nie alleine arbeiten lassen darf! Es ist eine permanente Beobachtung und Kontrolle unter dem Mikroskop erforderlich. Die Gefahr des Unterfressens oder Zerfressens ist einfach zu hoch. Und selbstverständlich sollten die Sicherheitsbestimmungen beachtet werden.

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Das Ergebnis nach dem Trocknen sieht dann so aus:


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Nun gilt es die Grauschleier auf dem Fossil, bei denen es sich um Sekundenkleber handelt, mit Nadel und Skalpell zu entfernen. Ferner gilt es noch die Kanten zu setzen und Restkleber von der Platte zu holen.

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Nun gilt es noch das Loch im linken Scherenballen zu beseitigen und dann kann das Stück versiegelt werden. Dabei findet Zaponlack Verwendung, er hat sich bewährt und ist reversibel. Der so fixierte Krebs zeigt nun doch einen schönen Kontrast zum umgebenden Gestein.

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Hier noch der Krebs im Detail:

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Fossil:             Palaeastacus fuciformis SCHLOTHEIM

Größe:             4,7 cm (maximal messbare Distanz)

Platte:             24 x 34 cm

Fundort:          Solnhofener Bruchrevier

Sammlung:      Privat

 

Verwendete Werkzeuge:

HW-10

Micro-Jack

Von Hand zugeschliffene Nadeln

Hardo Bandschleifer Caravelle
 


Udo Resch für Steinkern.de, alle Rechte liegen beim Autor.