Nadelprobe - Die Präparation eines Haarsterns

Wir befinden uns präparationstechnisch im Zeitalter des Sandstrahlers. Man sieht allenthalben hervorragende Präparate aus allen möglichen Epochen, die mittels dieser Technik freigelegt wurden. Doch was tun, wenn Strahlen nicht geht, Chemie nicht greift, Hammer und Meißel zu grob sind? 

Ich möchte hier ein kleines Beispiel geben, wie man mit einem Mikroskop und traditioneller Technik schöne Resultate in der Echinodermenpräparation erreicht.

Bei dem vorgestellten Stück handelt es sich um einen isolierten Arm eines Haarsterns der Gattung Comaturella aus den lithographischen Plattenkalken von Solnhofen. Das Fossil stammt von der unteren Haardt und ist ein relativ seltener Haldenfund. Von dem Rest des Individuums sind keine weiteren Teile vorhanden. Die Platte zeigt erhebliche Spuren tektonischer Belastung in Form von Kluftscharen und Kleinverschiebungen.
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Der Arm liegt in einer schönen Einbettungslage vor. Im oberen Bereich liegen die Cirren schön ausgebreitet zu beiden Seiten des Hauptstranges. Letzterer liegt dekorativ leicht geschwungen mitten auf der Platte.
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Das ganze Fossil ist von einer dünnen Kalkschicht bedeckt. Um sich über die Lage einen genauen Überblick verschaffen zu können wird die Platte eine Weile in Wasser gelegt. Wenn man die Platte dann wieder herausnimmt, lassen sich die Verläufe der Cirren viel besser erkennen. Durch die Benetzung mit Wasser ist man quasi in der Lage etwas  „in“ den Stein hineinsehen zu können. So kann man leicht alles mit Bleistift anzeichnen, damit man nicht unnötige Suchgrabungen starten muss.

Viele Präparationstechniken wurden an Haarsternen aus den Plattenkalken erprobt. Ich kenne Objekte, an denen eine Freilegung mit Kalilauge probiert wurde. Auch diverse Säuren brachten nicht wirklich brauchbare Ergebnisse. Besonders störend empfinde ich gerade bei Säurepräparaten immer das quasi Ausbleichen des Fossils. Es erscheint dann zumeist unnatürlich weißgrau, was an trübe Eiszapfen erinnert. Manchmal funktioniert Chemie eben nicht wirklich befriedigend!

Als Nadeln verwende ich gerne eingekürzte Nähmaschinennadeln, deren Spitze ich unter dem Mikroskop so zurechtschleife, wie ich es brauche. Es kommen verschiedenste Spitzen und Klingenformen zum Einsatz. Auch relativ weiche Nadeln aus nicht gehärtetem Stahl kommen zum Einsatz, Grammophonnadeln hingegen werden von mir nicht verwendet, da sie mir zu hart und zu spröde sind. Als Nadelhalter verwende ich TK-Bleistifte. Sie erlauben ein schnelles und unkompliziertes Wechseln der verschiedenen Nadeln.

So wird dann mit dem beschriebenen Werkzeug das Fossil unter dem Mikroskop Stück für Stück vom Kalk befreit. So geht der Tag ins Land und am Abend ist das Stück freigelegt.
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Das Ergebnis ist ein dekoratives Fossil, dass nicht nur durch den eigenen Habitus besticht, sondern vielmehr durch die attraktive Platte. Für mich nicht einfach ein Fossil sondern vielmehr ein Objekt.
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Fossil:              Comatula pinnata
 
Fundort:           Solnhofen
 
Größe ca.:        12,5 cm
 
Platte:              29 x 22cm

 

Udo Resch

Bericht für Steinkern.de, alle Rechte beim Autor