Rettung eines Schnabelfisches aus den Solnhofener Plattenkalken

Großbaustelle - Über die Rettung und Aufwertung eines Schnabelfisches aus den Solnhofener Plattenkalken.

 


Vor etwa eineinhalb Jahren kam ein Fisch eines Händlers aus den USA zurück. Transportschaden! Trotz Holzkiste, Lagerungshinweisen und hervorragend dämpfender Verpackung kam das Stück als Trümmerhaufen drüben an.
Da der Schaden hier geltend gemacht werden musste, kam das Stück minutiös verpackt in einer Schachtel, die der Größe eines Schuhkartons für Stiefel entsprach.

Nachdem ich den Scherbenhaufen mein Eigen nennen konnte, erfolgte die Bestandsaufnahme vis-à-vis. Der Wohnzimmertisch wurde flugs freigeräumt und das Puzzle ausgebreitet.
Der Stein besteht aus einer Trägerplatte mit darauf liegendem dünnen Flinz, der den Fisch beherbergt. Ein tolles Puzzle über 2 Ebenen.
Schnell ist der Trägerstein zusammengelegt und damit auch weite Teile des Fisches. Was bleibt sind ein paar Fehlstellen, die sich bis auf eine leicht schließen lassen. Nun wird der obere Stein zusammensortiert. Stück für Stück wird der Stein komplettiert. Es fehlt fast nichts.

Es muss nun die Entscheidung gefällt werden, ob der Stein im Originalzustand wieder aufgebaut werde soll, oder ob eine andere Lösung getroffen werden soll. Wir entscheiden uns dafür, den Fisch auf einen Sockel zu setzen, sprich die dünne Platte aus tausend Scherben wegzulassen. Die losen und unwichtigen Stücke werden auch sofort verworfen.

Nun geht es ans Kleben. Da in dem Stück versackte Klebungen vorhanden sind, werden diese mittels Diamantscheibe angeschnitten, dann getrennt und neu zusammengesetzt. Nun werden die einzelnen Baugruppen nacheinander auf einen Trägerstein aufgeklebt. Zeitgleich werden die Platten die Fischteile beinhalten wieder aufgesetzt. Dass es dennoch nicht zu völlig homogenen Flächen kommt, ist darin begründet, dass sich weitere Klebungen als schief herausstellten, die durch noch anhaftende Partien der dünnen Schicht kaschiert wurden.
Die Platte steht. Nun werden die Ränder noch zugespachtelt und dann auf dem Bandschleifer verschliffen.

Im letzten Schritt wurden dann die restlichen Flächen der dünnen Schicht bis an den Fisch heran entfernt und die Kanten versäubert und dann die Fehlstelle am Schwanz farblich etwas angeglichen und das ganze Fossil abschließend versiegelt.

Ich bin mit dem Ergebnis in Anbetracht der Ausgangssituation recht zufrieden und hoffe dass die Arbeit Zuspruch findet.

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Abb. 1: Kontrolle, sind alle Teile da?

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Abb. 2: Viele Teile oberhalb der Schwanzflosse.

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Abb. 3: Unterhalb der Schwanzflosse sieht es nicht anders aus.

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Abb. 4: Alle Teile auf den neuen Träger aufgeklebt.

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Abb. 5: Vorsichtig wird weiter an den Fisch herangespalten.

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Abb. 6: Vor dem Kopf fehlt noch ein Stück.

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Abb. 7: Auch diese Lücke kann geschlossen werden.

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Abb. 8: Nun wird der Fisch ausgeschnitten und der Reststein entfernt.

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Abb. 9: Das Endergebnis.

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Abb. 10: Detailansicht des Schnabelfisches.

Verwendete Werkzeuge:
- HW 60
- Proxxon Minnibohrmaschine
- Hardo Industriebandschleifer Caravelle

Fossil: Aspirorhynchus acutirostris
Länge: ca. 56cm
Platte: ca. 92x54cm
Fertigstellungsdatum: 27.02.2010


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Udo Resch