Präparation eines juvenilen Pholidophoriden aus den Solnhofener Plattenkalken
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- Kategorie: Solnhofener Plattenkalke
- Veröffentlicht: Samstag, 01. Juni 2024 15:21
- Geschrieben von Udo Resch
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Pholidophorus gehört, wie in früheren Berichten schon angeklungen ist, nicht gerade zu den beliebtesten Fischen aus den Plattenkalken. Dies gilt nach wie vor, denn die meist zwischen 20 und 30 cm langen Pholidophoriden kommen in der Regel in „fetten Knollen“ vor. Diese konkretionäre Umhüllung bedeutet zwar meist eine für Plattenkalkverhältnisse enorme Plastizität, aber auch sehr viel knifflige Mehrarbeit. Beschrieben wurde die Präparation von Pholidophoriden in der Vergageneheit schon mehrmals auf Steinkern.de. Einmal im Jahr 2010 unter dem Titel „Pholidophorus - ein wenig geliebter Fisch aus den Plattenkalken“ sowie anno 2022 unter dem Titel „Präparation und Restauration eines Pholidophorus aus den Plattenkalken von Eichstätt“.
Jungfische sind erheblich seltener als die Adultformen und werfen zumeist erstaunlicherweise keine Beulen. Dafür haben sie aber oft eben andere „Probleme“.
Einen solchen „Jungfisch“ bekam ich vor Jahren von einem Bekannten. Der Fisch lag zum Großteil auf der von mir wenig geliebten Liegendplatte und war noch „zu“, das heißt von einer Kalkschicht bedeckt. In der Hangendplatte befinden sich der Schädel und mehrere kleinere Bereiche verrissenen Schuppenkleids.
Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Was also tun?
Es gibt hierfür genau zwei Optionen: Entweder den Flickenteppich auf die Liegendplatte übertragen oder eben umgekehrt auf die Hangendplatte. Begonnen wurde zunächst einmal damit, die Platte auf ein ordentliches Maß zu bringen. Mittels Zwickzange wird der Stein umgestaltet.
Abb. 4
Dann wurde alles vorsichtig gewaschen und gesäubert. Dabei ist deutlich geworden, dass das Tier weitgehend artikuliert liegt, die Wirbelsäule sich aber vom Kopf gelöst hat. Der Fisch wurde bei seiner Einbettung praktisch nur vom Schuppenkleid zusammengehalten.
Auf der Rückseite der großen Platte ließ sich noch eine Schicht vorsichtig abspalten. Das machte sowohl den Stein als auch die Entscheidung, wie der Fisch denn nun „gemacht werden soll“ leichter.
Da die Rückseite der großen Platte eher unattraktiv ist, wird nicht der kleine Stein aufgeklebt, dann eine Platte rundherum aufgebaut und alles mit einer ganz dünnen Schicht verdeckt, um den Fisch dann von der Unterseite her zu präparieren, sondern stattdessen der kleine Stein unter dem Mikroskop mittels Säge und Fräser zerlegt und jedes so gewonnene Bausteinchen separat auf die entsprechenden Bereiche der Trägerplatte aufgeklebt.
Abb. 5
Abb. 6
Was von dem kleinen Stein übrig blieb, präsentierte sich dann so:
Abb. 7
Nachdem alle Klebungen sicher abgebunden hatten, wurde unter dem Mikroskop mit der Diamantscheibe gesägt und damit einiges an Zeit eingespart. Auf diese Weise konnten die hohen Aufbauten über den Klebungen erschütterungsarm bis relativ nah an die Fossilsubstanz heran weggeschliffen werden. Dieses Vorgehen ist für die Klebungen und die Fossilsubstanz zudem schonender als zu sticheln.
Abb. 8
Dann ging es „ans Eingemachte“. Erste Teile des Schädels wurden vorsichtig freigelegt.
Abb. 9
Abb. 10
Die Rückenflosse wurde „gefenstert“, nachdem mit dem Fräser noch vorhandene Kleberstege egalisiert worden waren.
Abb. 11
Es folgte die Schwanzflosse.
Abb. 12
Dann die Afterflosse.
Abb. 13
Anschließend war wieder die Rückenflosse an der Reihe.
Abb. 14
Und dann musste noch die Genitalflosse bearbeitet werden.
Abb. 15
Weiter ging es am Kopf. Im Bereich der Kiemendeckel „zickte“ das Fossil ein wenig herum und brach in Teilen ein. Die Hohlräume wurden mit feinen Glasperlen aufgefüllt und mit Sekundenkleber verfestigt. Mit dieser Unterfütterung rührte sich danach in diesem Bereich nichts mehr.
Abb. 16
Schließlich wurde das Schuppenkleid „geputzt“. Das erwies sich als nicht ganz einfach, denn auch hier gab es stellenweise lose oder hohle Bereiche, die gefestigt werden mussten.
Abb. 17
Spät am Abend wurden kurz vor dem Zubettgehen noch „artig die Zähne geputzt“.
Abb. 18
Es folgten nun nur noch ein paar Restarbeiten. Klebstoffstege jenseits des Fossils wurden vorsichtig entfernt. Auch galt es noch ein paar stehengebliebene Kleberstege auf dem Fisch selbst zu egalisieren. Ein paar kleine Löcher im Schuppenkleid mussten ebenfalls noch aufgefüllt werden. Als all dies erledigt war, wurde noch kurz die Kontur überarbeitet und dann konnte versiegelt werden.
Abb. 19
Am Ende präsentiert sich der kleine Fisch recht farbenfroh auf einer gut proportionierten Platte. Von einer Restauration des oberen Lobus der Schwanzflosse habe ich abgesehen, da nicht genug Reststein von der vorhandenen Platte anfiel. Man hätte das schon irgendwie einrichten können, das Stück hätte dadurch insgesamt aber nicht unbedingt gewonnen, da die Matrix an Attraktivität verloren hätte.
Abb. 20
Abb. 21
Angaben zum Fossil im Überblick:
Fisch Pholidophorus sp.
Fundort: Solnhofener Plattenkalk, Eichstätter Bruchrevier
Größe: ca. 10,7 cm
Sammlung: Privat
Zeitaufwand: ca. 10 Stunden
Werkzeuge: Diamanttrennscheibe, diverse Dentalfräser, Nadel, Skalpell sowie die Druckluftstichel HW-10, PPS-70 und CP-710
Udo Resch für Steinkern.de
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