Präparation und Restauration eines Caturus sp. aus den Plattenkalken von Eichstätt

Es war ein sonniger Vormittag, an dem auf einer Steinbruchhalde im Eichstätter Raum eine große Platte, welche verdächtige Beulen aufwies, gefunden wurde. Offensichtlich war die Platte mit dem Bagger abgeschoben worden und landete dann, ohne dass das Fossil darin bemerkt wurde, auf der Halde. Eine erste Inspektion vor Ort zeigte, dass es sich um einen ca. 50 cm großen, nahezu vollständig erhaltenen Fisch handeln sollte. Dies ist ein seltener Glücksfall, denn nahezu ungebrochene Haldenfunde in dieser Größe sind außerordentlich selten. Allerdings war zu erkennen, dass durch das beim Abschieben vermutlich verwendete Metalldreieck kleinere Schäden auf der einen Seite der Platte entstanden waren. Am gleichen Tag wurde an anderer Stelle der Halde eine weitere Platte mit einer deutlich kleineren Beule, welche der Form nach auf einen Fisch hinwies, gefunden. Auch bei näherer Betrachtung war allerdings nicht zu erkennen, welche Fischart im Stein verborgen war. Hier ist anzumerken, dass das Suchen auf den Halden nur mit Genehmigung des Steinbruchbesitzers erfolgen darf und dass ein solcher Doppelfund eine wirkliche Ausnahme ist.
Zum Glück konnten wir auf die Hilfe von Udo Resch vertrauen, welcher uns dankenswerterweise wertvolle Hilfestellung bei der Beurteilung des großen Fundes und Hinweise zur Präparation gab sowie den Zuschnitt von Ansetzplatten und die Restauration kleinerer Fehlstellen durchführte. Die abschließende Kolorierung der restaurierten Teile hat dankenswerterweise unsere Tochter übernommen. Für die Präparation wurde der von Udo Resch geschriebene Präparationsbericht: „Präparation und Restauration eines Sauropsis aus den Plattenkalken von Eichstätt“ zu Hilfe genommen.

 

 

Präparationsbericht zum großen Caturus

Zunächst wird die oberste Schicht abgespalten, wodurch das Fossil nun deutlicher sichtbar ist.

 

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Abb. 1

 

Eine ungefähre Umrissskizze wird angefertigt und es ist zu erkennen, dass es sich um einen großen Caturiden in dorso-ventraler Einbettungslage handelt. Eine kurze Überlegung, ob sich bei einer solchen eher ungewöhnlichen Einbettungslage überhaupt eine Präparation lohnt, wird dadurch beendet, dass ein Eigenfund in dieser Größe grundsätzlich präparationswürdig ist. Zusätzlich zeichnet sich ab, dass die Schwanzflosse in Seitenlage eingebettet sein könnte.

 

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Abb. 2

 

Die abgespaltene Schicht bietet genügend Material um Ansatzsteine in passender Stärke und Farbe zur Verfügung zu haben.

 

 

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Abb. 3

 

 

Da der Fisch auf der Unterseite der Platte eine deutliche Beule aufweist, muss er aufgedoppelt werden. Hierzu ist es nötig, zunächst eine passende Trägerplatte (60 x 80 cm) vor Ort zu organisieren und heil nach Hause zu transportieren, was mit einiger Mühe dann auch gelingt. Zu Beginn der eigentlichen Präparationsarbeiten wird die Platte mit dem Fossil auf kleinen Klötzchen einnivelliert, für eine sichere Positionierung werden die ersten Anschlagsteine gesetzt und festgeklebt.

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Abb. 4

 

 

Die Unterseite der Platte zeigt bereits Teile des Schädeldaches, welches allerdings deutliche Spuren der Beschädigung aufweist. Dadurch ist die Entscheidung, von welcher Seite der Fisch präpariert werden soll, also von der Rücken- oder der Bauchseite her, bereits vorweggenommen. Es bietet sich natürlich an, dass der Fisch dann später seine Bauchseite zeigen wird. Die braune Färbung der Schädelteile lässt auf eine schöne Gesamtfärbung des Fossils hoffen. Zusätzlich wird in diesem Bereich eine Ansetzplatte befestigt.

 

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Abb. 5: Foto vergrößern.

 

 

Um eine größtmögliche Stabilität der beschädigten Seite zu erreichen und diese zu schützen, wird der freiliegende Schädel mit Steinkleber abgedeckt.

 

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Abb. 6

 

 

Anschließend wird die große Ansetzplatte angelegt und ebenfalls mit Hilfe von Klötzchen und Anschlagsteinen nivelliert.

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Abb. 7

 

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Abb. 8

 

 

Kleinere Niveauunterschiede zwischen den Platten müssen zu einem späteren Zeitpunkt ausgeglichen werden. Außerdem ist der Hohlraum zwischen der Unterlegplatte und den aufgelegten Platten auszufüllen.

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Abb. 9

 

 

Nach Entfernen der Plattenteile – Fischplatte mit Ansetzplatten – zeigt sich der Unterbau mit den Klötzchen und Anschlagsteinen auf der Trägerplatte. Dieser Unterbau entspricht der Form nach also dem Umriss der Fischplatte mit den Ansetzplatten.

 

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Abb. 10

 

 

Im nächsten Arbeitsschritt wird angerührter Gips großzügig auf der Trägerplatte aufgetragen, anschließend werden alle Plattenteile in die vorgefertigte Form eingefügt und festgedrückt. Dabei herausquellender Gips wird abgestrichen und nach dem ersten Erhärten der Gipsmasse werden die Anschlagsteine entfernt.

 

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Abb. 11

 

 

Die überstehende Trägerplatte muss nach und nach mittels einer Zange abgezwickt werden, das Gesamtpaket wird nun zum Trocknen auf Holzlatten aufgebockt, ein Ventilator, anschließend auch eine Rotlichtlampe, kommen dabei zum Einsatz. Die Trocknungszeit, später auch in den Innenräumen, beträgt bis zur endgültigen Trocknung dennoch mehrere Wochen.

 

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Abb. 12

 

 

Nach Beginn der Präparation zeigt sich, dass sich die Hoffnung auf eine gute Färbung des Fossils erfüllt, denn der Fisch erscheint in kräftiger Farbe. Zusätzlich sind auf der Bauchseite viele Details zu erkennen. Glücklicherweise ist der Fisch etwas schräg eingebettet, so dass nur kleinere Teile am Unterkiefer und an einer Kiemenflosse fehlen, welche eine Restauration nötig machen.

 

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Abb. 13: Foto vergrößern.

 

Als Nächstes werden die fehlenden Teile von Udo bei der Restauration nachgeformt und eingeschliffen.

 

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Abb. 14: Foto vergrößern.

 

Bereits vor Beginn der Präparation zeigt sich, dass der bisherige Arbeitsplatz zu klein und auch das alte Binokular mit Schwenkarm nicht mehr einsetzbar ist. Für die Präparationsarbeit sind also der Umbau des Arbeitsplatzes und die Anschaffung eines geeigneten Binokulars mit Stativ notwendig. Die folgende Abbildung zeigt die Fortschritte im Präparationsgeschehen.

 

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Abb. 15: Foto vergrößern.

 

Der Fisch ist nun vollständig herauspräpariert, glücklicherweise liegt die Schwanzflosse tatsächlich in Seitenlage und die Drehung ist ohne größere Schäden am Fisch erfolgt. Im Kopfbereich wird bereits mit der Kantenversäuberung begonnen.

 

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Abb. 16: Foto vergrößern.

 

Nach der Kolorierung der restaurierten Teile zeigt sich, dass der Fisch trotz seiner ungewöhnlichen Einbettung ein recht ansehnliches Stück geworden ist. Deutlich sind die großen Zähne des Raubfischgebisses an den Unterkiefern und teilweise auch vom Oberkiefer sowie die Kiemenstrukturen zu erkennen, Finder und Präparatorin sind sehr zufrieden.

 

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Abb. 17: Caturus sp., Länge ca. 50 cm. Foto vergrößern.

 

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Abb. 18: Kieferdetail.

 

 

Der kleine Caturus

Später wird dann die kleine Platte mit dem sich abzeichnenden Fisch bearbeitet. Gleich zeigt sich, dass es sich auch hierbei um einen Caturus handelt, welcher letztlich in sehr guter Erhaltung vorliegt.

 

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Abb. 19

 

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Abb. 20: Foto vergrößern.

 

 

Angaben zu den Fossilien im Überblick:

Caturus sp., ca. 50 cm

Caturus furcatus, 12 cm

Fundort: Solnhofener Plattenkalke bei Eichstätt

Privatsammlung

Verwendete Präparationswerkzeuge: Graviergerät und Schleifgerät, verschiedene Nadeln und Skalpelle

 

 

Fotos und Bericht: Annette und Norbert Winkler für Steinkern.de

 


 

Hier geht´s zur Diskussion über den Bericht im Steinkern.de Forum:

https://forum.steinkern.de/viewtopic.php?f=3&t=35685