Präparation und Restauration eines Pholidophorus aus den Plattenkalken von Eichstätt

Pholidophorus ist aus meiner Sicht, wie schon im Artikel Pholidophorus - ein wenig geliebter Fisch aus den Plattenkalken“ zum Ausdruck gebracht wurde, ein (nach wie vor) völlig unterbewerteter Fisch. Ein Grund dafür dürfte sein, dass er keine großen Zähne hat, ein anderer, dass er oft in einer ordentlich dicken „Knolle“ eingebettet ist. Beim vorliegenden Stück war dies etwas anders. Die Knolle fiel sehr flach aus, allerdings fehlte der Schwanz des Fisches.
Der Gesamteindruck der Platte beweist, dass von Arbeitern Gestein in Richtung des Fossils herunter gescherbelt worden sein muss, um zu sehen, um was es sich handelt. Im Eifer des Gefechts verloren sie die Orientierung und so blieb der Schwanz des Fisches leider auf der Strecke.
Zu mir gelangte das Stück über Manfred Ehrlich, der leider gesundheitsbedingt das Sammeln von Fossilien einstellen musste. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön für das Fossil, Manfred! Und ich muss mich bei Dir dafür entschuldigen, dass ich von der Präparation und Restauration noch nichts erzählt habe, denn es sollte eine Überraschung werden. Manfred, ich hoffe Du siehst mir das nach!

 

Bereits zu Beginn der Präparation lässt sich erahnen, dass der Fisch eine Farbe aufweist, die an Bernstein erinnert. Und Zähne sieht man auch.

 

01 Pholidophorus 860px

Abb. 1: Foto vergrößern.

 

Mit dem Stichel wird zuerst von hinten nach vorne gearbeitet, um den Körper grob freizulegen.

 

02 Pholidophorus

Abb. 2

 

03 Pholidophorus

Abb. 3

 

04 Pholidophorus

Abb. 4

 

Nun geht es um den Fisch herum, um dessen Kontur komplett zu erfassen. Auf der Bauchseite gestaltet sich dieses Unterfangen aufgrund der Flossen langwieriger.

 

05 Pholidophorus

Abb. 5

 

Die Schwanzflosse fehlt. Für die Sammlung ein No-Go. Also gilt es einen Stein zum Ansetzen zu suchen. An dem Stück selbst ist nämlich leider nichts an Gestein übrig, das man umsetzen könnte.

 

06 Pholidophorus

Abb. 6

 

Nachdem eine lithologisch ganz gut passende Platte gefunden, angepasst und angeklebt worden ist, wird der ungefähre Verlauf der Schwanzflosse des Fisches angezeichnet, um zu sehen ob und wenn ja, wie viel von der Platte noch reduziert werden kann: in diesem Fall zunächst einmal gar nichts.

 

07 Pholidophorus

Abb. 7

 

Dann geht es auf die Suche nach einer Vorlage. Diesmal stammt sie von Wikipedia und wird auf A3 ausgedruckt. Anhand der Maße auf Papier werden die Maße für die Restauration errechnet und dann fürs Erste grob angezeichnet.

 

08 Pholidophorus

Abb. 8

 

09 Pholidophorus

Abb. 9

 

Nun werden die angezeichneten Konturen dem angenähert, was man eigentlich will und anschließend in den Stein eingraviert.

 

10 Pholidophorus

Abb. 10

 

Da es der Schwanzflosse "gefühlt" noch an Höhe fehlt, wird diese mit Akemi noch etwas aufgebaut.

 

11 Pholidophorus

Abb. 11

 

13 Pholidophorus

Abb. 12

 

Nachdem alles fix ist, wird die Flosse in Form geschliffen und gefräst. Die Sache bekommt Gestalt. Neben der Kontur wird auch gleichzeitig am Oberflächenrelief gearbeitet.

 

14 Pholidophorus

Abb. 13

 

15 Pholidophorus

Abb. 14

 

Das Zwischenergebnis sieht zu diesem Zeitpunkt schon recht harmonisch aus.

 

16 Pholidophorus

Abb. 15

 

17 Pholidophorus

Abb. 16

 

Jetzt noch einmal den Spot überarbeiten. Die Afterflosse wird, weil nur marginal präsent, über die Kontur angedeutet.

 

18 Pholidophorus

Abb. 17

 

19 Pholidophorus

Abb. 18

 

Nun, da sich das Gesamtbild wesentlich besser als noch direkt nach dem Platzieren des Ansetzsteins beurteilen lässt, geht es daran, doch noch einmal den Stein am Heck etwas auf Form zu „trimmen

 

Das Zwischenergebnis, noch ohne Koloration, kommt schon recht überzeugend daher:

 

20 Pholidophorus

Abb. 19

 

Zum Kolorieren soll der Pholidophorus aber trotzdem noch – natürlich nicht ohne Arbeitshilfen.

 

21 Pholidophorus

Abb. 20

 

Das erste Bild aus der Werkstatt sieht schon gut aus!

 

22 Pholidophorus

Abb. 21

 

Drei Tage später ist das Stück zurück. Man kann mehr als zufrieden sein. Auch wenn das geschulte Auge anhand der Plattenoberfläche sofort sieht, dass da etwas „nicht stimmt“, macht das Stück dank der Restauration einen viel besseren Eindruck als es ohne eine solche der Fall gewesen wäre.

 

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Abb. 22: Foto vergrößern.

 

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Abb. 23: Foto vergrößern.

 

An dieser Stelle auch ein Dank an Irmi, für die vorzügliche Arbeit mit der Farbe!

 

 

Angaben zum Fossil im Überblick:

Knochenfisch Pholidophorus sp.

Größe: 27,8 cm (unter Einschluss der Restauration der Schwanzflosse)

Stratigrafie: Tithonium, Weißjura-Gruppe, Altmühltal-Formation, Eichstätt-Subformation

Fundort: Eichstätt

Sammlung: Privat

 

 

Bericht: Udo Resch für Manfred Ehrlich und für Steinkern.de.