Bergung und Präparation eines Schnabelfisches aus den Solnhofener Plattenkalken

Schnabelfische finden selbst ausdauernde Plattenkalksammler kaum einmal selbst, dafür treten die eleganten Raubfische an den meisten Lokalitäten schlichtweg zu selten auf. Und wenn man dann doch einmal das Glück hat fündig zu werden, besteht aufgrund der Größe adulter Exemplare der Fische eine erhöhte Gefahr, dass es mit der Bergung kompliziert wird. Und dennoch, bei solch einem Fisch setzt man selbst in nahezu hoffnungslosen Fällen alles daran, ihn sorgfältig zu bergen und danach durch Präparation ein schönes Exponat daraus zu machen oder machen zu lassen.

Im Sommer 2016 hatte einer der Autoren (Roger Frattigiani) das Glück einen „Schnabler“ zu finden.

 

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Abb. 1 und 2

 

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Abb. 3

 

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Abb. 4: Inzwischen erkennt nicht mehr nur das geschulte Auge mit Leichtigkeit den Fisch.

 

 

Bergung
Beim Betrachten der Situation vor Ort wird klar, dass die Bergung nicht werden würde. Es ist kein fester Stein, sondern eine deutlich weichere Fäule. Dazu bereiten die vorhandenen Klüfte Sorgen und Probleme. Sorgsam wird um den Fisch herum alles abgebaut und peu à peu der Rahmen immer kleiner gezogen.

 

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Abb. 5: Abgedeckt mit einer Folie zum Schutz des Fossils harrt der Schnabelfisch nach dem Freistellen des Gesteinspakets seiner finalen Bergung.

 

Zur bvorstehenden kniffligen Bergung braucht es Mut!

 

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Abb. 6

 

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Abb. 7

 

Und dann geht es „´ran an die Wurst“!

 

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Abb. 8

 

Stück für Stück werden Fossil und Gestein in Kisten verstaut und anschließend abtransportiert.

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Abb. 9

 

 

Vorarbeiten für die spätere Präparation / Vorformatieren

Noch in bergfeuchtem Zustand befindlich, werden die unhandlichen Steine zusammengelegt, angezeichnet und vorformatiert. Danach werden marode Partien vorsichtig wieder zusammengefügt.

 

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Abb. 10

 

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Abb. 11 und Abb. 12

 

Die bearbeiteten Steine werden nach dem Formatieren stets zurück an den Platz gelegt, den sie im Puzzle einnehmen. So lässt sich die Übersicht am besten bewahren.

 

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Abb. 13

 

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Abb. 14

 

Schließlich kommt alles wieder in eine Kiste. Diese wird unter einen Schrank geschoben, wo Gestein und Fossil langsam durchtrocknen sollen. Von den abgetrennten Stücken wurden Scherben aufgehoben, um später Ansetzarbeiten ausführen zu können. Eine Ergänzung des Gesteins oberhalb des Fisches wird in jedem Fall notwendig sein, da dort ein Stein fehlt, warum auch immer dieser abhandenkam.

 

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Abb. 15

 

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Abb. 16

 

Präparation
Erst ein Dreivierteljahr später ging es dann tatsächlich los mit der Präparation. Nach dem Auspacken hieß es, alle sich lösenden dünnen Lagen von unten abzupulen. Ferner galt es, sämtliche weiche Gesteinspartien mit Kleber zu härten und dann das Puzzle zu Baugruppen zusammenzufügen. Das war angesichts des Gebrösels nicht einfach und eher lästig, weswegen während dieses Prozederes ein weiteres Vierteljahr verstrich.

 

Danach wurde die Arbeit damit fortgesetzt, Sichtfenster aufs Fossil herunter zu „graben“. Kopf und Flossen kamen hierbei zuerst an die Reihe, um zu sehen, wie Farbe und Substanz des Schnabelfisches beschaffen sein würden und schließlich auch beurteilen zu können, ob sich die eher schlechten Prognosen von einigen Kollegen zur Qualität des Fisches bewahrheiten würden.

 

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Abb. 17

 

Die Stunde der Wahrheit naht. Der Scherbenhaufen muss auf eine Trägerplatte aufgebracht werden. Zu diesem Zweck werden Anschlagsteine und Türmchen zum Ausnivellieren aufgebaut.

 

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Abb. 18

 

Alsdann wird gekleistert und formatiert.

 

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Abb. 19

 

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Abb. 20

 

Zwischendurch wird geflucht, da die Klebung mit der eingesetzten Platte oben nicht auf Anhieb passt (Pfeilmarkierung in Abb. 21). Dies führt zu Mehrarbeit, die nicht hätte sein müssen.

 

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Abb. 21 bis 23

 

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Abb. 24

 

Einige Zeit später geht es an den Rest des Fisches. Das Gesamtobjekt ist inzwischen wesentlich besser zu händeln als zu Anfang und man kann allmählich auch schon erahnen, wie das Resultat der Präparation ausschauen wird, wenngleich noch ein paar wichtige Arbeitsschritte ausstehen.

 

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Abb. 25 und 26

 

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Abb. 27

 

Der Fisch sieht nun bereits ziemlich gut aus, doch die Risse und Klüfte in der Platte gefallen noch nicht. Da muss noch etwas getan werden! Diese Arbeit übernimmt eine Spezialistin.

 

Zwischendurch sieht es nach Vorarbeiten zum Auffüllen der Gesteinsmatrix so aus:

 

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Abb. 28

 

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Abb. 29

 

Noch einmal werden Fisch und Platte beackert, dann folgt das Finish der Platte. Es wird koloriert.

Das Endergebnis ist mehr als zufriedenstellend:

 

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Abb. 30: Aspidorhynchus acutirostris nach Abschluss der Präparation und nach Restauration der Matrix, Länge des Fisches 50 cm. Foto vergrößern.

 

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Abb. 31: Foto vergrößern.

 

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Abb. 32: Foto vergrößern.

 

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Abb. 33: Foto vergrößern.

 

 

Eckdaten zum Fossil im Überblick

Schnabelfisch Aspidorhynchus acutirostris

Länge: 50 cm

Fundort: Blumenberg bei Wegscheid

Stratigrafie: Oberjura, Tithonium

Sammlung: privat

Zeitaufwand: in Summe etwa 45 Stunden

 

 

Udo Resch & Roger Frattigiani für Steinkern.de

 

 


 

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