Präparation eines Gyrodus aus Solnhofen

Die Häufigkeitsverteilung von Kugelfischen der Gattung Gyrodus ist innerhalb des Plattenkalk-Reviers sehr unterschiedlich. Im Eichstätter Raum sind sie beispielsweise extrem selten, während sie in Solnhofen vergleichsweise deutlich häufiger vorkommen, aber immer noch selten sind. In Solnhofen sind sind sie in der Regel allerdings mehr oder minder zerfallen. Bereits vor einigen Jahren habe ich schon einmal über einen Kugelfisch berichtet (Evolution eines Kugelfisches: Vom Börsenleichling zum attraktiven Sammlungsstück). Mit dem Thema Reartikulierung, das in diesem Beitrag auch noch zum Tragen kommen wird, beschäftigt sich ferner folgender Artikel: Präparation bis ans Limit? Ein Beispiel "digitaler Reartikulierung").

 

Nun legte mir ein Freund einen Kugelfisch aus Solnhofen vor, der fundorttypisch bereits im Zerfall begriffen, aber insgesamt noch recht gut beieinander war. Der Wunsch meines Freundes war es, dass der Fisch minimalistisch wieder aufgebaut wird – das erschien machbar.

 

Das Fossil selbst ist verrissen, es liegen aber beide Platten vor. Die Steine bieten genug Material um Ansetzsteine daraus zu generieren, was sinnvoll erscheint, da der Fisch augenblicklich doch sehr am Rand liegt.

 

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Abb. 1

 

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Abb. 2

 

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Abb. 3

 

Es wird damit begonnen, die Platten zu zerlegen und die abgetrennten Teile zu formatieren. Sollbruchstellen, welche nicht aufgehen sollen, wurden vorher fixiert.

 

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Abb. 4

 

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Abb. 5

 

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Abb. 6

 

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Abb. 7

 

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Abb. 8

 

Der Kopf liegt abseits des Körpers, ist aber recht gut beieinander. Um das Übertragen des Schädels besser planen zu können, werden Schablonen angefertigt.

 

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Abb. 9

 

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Abb. 10

 

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Abb. 11

 

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Abb. 12

 

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Abb. 13

 

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Abb. 14

 

Nun wird der disartikulierte Kopf auf beiden Seiten abgetrennt und gleich vorformatiert. Dabei kommen die Unterkiefer zum Vorschein, die direkt ausgeschnitten werden. Das so entstandene Loch wird mit einem kleinen Stein geschlossen, um Stabilität zu gewährleisten.

 

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Abb. 15

 

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Abb. 16

 

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Abb. 17

 

 

Als nächstes kommt der Bandschleifer zum Einsatz. An diesem wird so nah wie möglich an die Köpfe herangeschliffen. Das Gestein auf dem die Köpfe aufliegen wird in diesem Zuge auch schon einmal etwas in der Stärke reduziert. Schließlich sollen diese später in die Platte eingesetzt werden, ohne wesentlich über diese erhaben zu sein.

 

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Abb. 18

 

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Abb. 19

 

Jetzt geht es daran, die Platten zu gestalten. Begonnen wird mit dem unteren Stein. Nachfolgend ist die Ecke an der Reihe, aus welcher der Schädel entnommen wurde.

 

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Abb. 20

 

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Abb. 21

 

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Abb. 22

 

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Abb. 23

 

Wenn man nicht immer alles gleich richtig beschriftet, kommt es zu Fehlern. Bei der Platte, auf der der Fisch nach rechts schaut, wurde der untere Ansetzstein falschherum angepasst, so dass das Relief nicht stimmte. Bemerkt wurde dies leider erst einen Tag später. Es sollte sich jedoch einigermaßen korrigieren lassen, dazu ging es abermals an den Bandschleifer, um das Beste daraus zu machen.

Zusammengelegt und die ausgebauten Schädelteile aufgelegt, bekommt man nun schon einen ungefähren Eindruck davon, wie das Exponat am Ende der Arbeit aussehen wird.

 

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Abb. 24

 

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Abb. 25

 

Nun geht es daran, die Platten in ein neues Format zu bringen, denn im alten Format befindet sich der Fisch je nach Drehung entweder im steilen Sink- oder Steigflug.

 

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Abb. 26

 

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Abb. 27

 

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Abb. 28

 

Im nächsten Arbeitsgang werden die Platten mit Akemi zusammengefügt. Die Rückseiten werden später versäubert.

 

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Abb. 29

 

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Abb. 30

 

Jetzt wird die Position des Kopfes überprüft und angezeichnet.

 

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Abb. 31 und 32

 

Dann werden die Inlays nochmals ausgedünnt, damit die Rückseite der Trägerplatte durch das Anlegen einer allzu tiefen Mulde (mit der Gefahr des Ausbrechens) nicht beeinträchtigt wird.

 

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Abb. 33

 

Nun werden die Mulden für die Inlays ausgehoben. Immer wieder wird die Passgenauigkeit überprüft, solange bis Höhe und Form schließlich stimmen.

 

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Abb. 34

 

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Abb. 35

 

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Abb. 37

 

Dann können die Inlays eingefügt werden. Dies geschieht, wie zuvor schon das Kleben der Platten, mit Akemi.

 

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Abb. 38

 

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Abb. 39

 

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Abb. 40

 

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Abb. 41

 

Nachdem der Kleber abgebunden hat, werden die Ränder versäubert.

 

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Abb. 42

 

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Abb. 43

 

Nun werden passende Mulden für die vorab entnommenen und zwischenzeitlich isolierten Unterkiefer eingefräst. Anschließend werden die Kiefer eingeklebt.

 

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Abb. 44

 

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Abb. 45

 

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Abb. 46

 

Dann geht es daran, die Zähne zu präparieren und im gleichen Zuge wird auch der Spot gemacht. In den Bereichen, wo es an Schuppenkleid fehlt, wird nur eine Kontur gesetzt.

 

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Abb. 47

 

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Abb. 48

 

Und so sehen die fertigen Platten mit dem Gyrodus aus:

 

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Abb. 49: Foto vergrößern.

 

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Abb. 50: Ansicht vergrößern.

 

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Abb. 51: Ansicht vergrößern.

 

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Abb. 52: Ansicht vergrößern.

 

Zwar ist der Fisch reartikuliert, doch wurde ausschließlich Eigenmaterial verwendet, keine Farbe aufgetragen, kein Fremdmaterial eingebracht und keine Schnitzereien vorgenommen. Und doch sieht das Fossil am Ende gut aus und ist durch eine entsprechende Dokumentation auch authentisch.

 

Fossil: Gyrodus sp.

Größe: zirka 15 cm

Fundort: Solnhofen

Sammlung: privat

Verwendete Werkzeuge: Atlas Copco, HW10, Diamantsäge und Diamantschleifkörper, Nadel, Skalpell, Bandschleifer

Zeitaufwand: ca. 10 Stunden

 

Gyrodus

Abb. 53: Lebensbild von Gyrodus hexagonus aus dem Oberjura von Deutschland, Quelle: Wikipedia. Creator: Dmitry Bogdanov - Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! (Bildzuschnitt verändert). Lizenz: CC BY 3.0

 

Udo Resch für Steinkern.de