Präparieren, Formatieren, Restaurieren: Ein Mesolimulus mit erhaltener Fährte aus dem Solnhofener Plattenkalk

Beim vorliegenden Mesolimulus walchi, den mir ein Freund zur Präparation vorlegte, ist ein Stück Fährte erhalten. Der Pfeilschwanzkrebs selbst hat eine Länge von ca. 10 cm. Das erste Bild gibt die Ausgangssituation wieder, die sich mir vor dem Präparieren und Formatieren bot.

 

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Abb. 1: Foto vergrößern.

 

Die Fährte verläuft in Form einer Sechs. Sie beginnt oben rechts, verläuft dann oberhalb des Mesolimulus, ihn links passierend zum unteren Plattenrand und kurz vor dem Ende der Platte schon die Kurve nach rechts nehmend. Leider läuft sie dann zunächst aus der Platte heraus, tritt dann aber wenige Zentimeter darauf wieder unterhalb des Fossils in die Platte ein und reicht von dort aus bis zum verendeten Tier. Der unten anschließende Stein ist leider nicht vorhanden.

 

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Abb. 2

 

Dass man das so nicht lassen kann, ist eigentlich klar. Allerdings sind die Gestaltungsmöglichkeiten bei diesem Stein nicht gerade mannigfaltig.

Die vorhandene Platte muss gut eingeteilt werden, damit am Ende ein stimmiges Bild entsteht. Man muss in solchen Fällen sauber planen, wie man den Stein zerlegt und am Ende noch eine Reserve haben für die endgültige Gestaltung. In Summe sollte man mit zwei Klebungen auskommen, erstens beim Herstellen der Verbindung der Hauptplatten und zweitens beim Ansetzen.

Die grünen Linien in Abb. 3 markieren, wo der Stein geteilt wird, die rote Schraffur kennzeichnet, was verworfen wird und der grüne Pfeil zeigt was wohin umgesetzt werden soll.

 

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Abb. 3

 

Zusammengelegt sieht das Ganze noch recht klobig und wenig harmonisch aus, deshalb soll man ja immer eine Reserve mit einplanen.

 

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Abb. 4

 

Nun werden die beiden Hauptsteine zusammengefügt und der Pfeilschwanz herauspräpariert. Nachfolgend wird ein Loch vor dem Pfeilschwanz, an dem eine große Scherbe abgesplittert war, verfüllt und angeglichen.

 

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Abb. 5: Der 10 cm lange Mesolimulus im Detail. Foto vergrößern.

 

Dann wird der Ansetzstein am Bandschleifer angepasst und anschließend angeklebt. Nachfolgend werden die fehlenden Trittsiegel auf die Platte aufgebaut. Dies erfolgt in einer Weise, dass sie sich gut in das Gesamtbild einfügen, aber immer beim genaueren Hinsehen erkennbar ist, dass sie restauriert sind. Deswegen sind die Male absichtlich etwas kleiner gehalten als die Originalfährte.

Der letzte Arbeitsgang besteht dann darin, der Platte ihre endgültige Form zu geben.

 

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Abb. 6: Im Streiflicht kommt die Fährte am deutlichsten zur Geltung. Foto vergrößern.

 

Angaben zum Fossil im Überblick

Fossil: Mesolimulus walchi, ca. 10 cm

Fundort: Eichstätter Bruchrevier

Stratigrafie: Tithonium

Verwendete Werkzeuge: Druckluftstichel HW-10, Bandschleifer, Skalpell, Nadel

Arbeitszeit: ca. 5 Stunden

 

 

Weitere Beiträge zum Thema im Rahmen von Steinkern

Fährten, an deren Ende sich der Kadaver des Fährtenverursachers befindet, sind besonders faszinierende Zeugnisse des Lebens und Sterbens im Oberjura-Meer. Bei Krebsen im Plattenkalk sind die letzten Lebensspuren der Tiere in Ausnahmefällen zu beobachten, jedes Individuum mit Fährte ist bemerkenswert und dokumentationswürdig. In den letzten Jahren sind im Rahmen von Steinkern.de und "Der Steinkern" mehrere Beiträge zum Thema Mesolimulus-Fährten erschienen. Diese Artikel verstehen sich auch als Plädoyer im Falle von Krebs-Funden im Plattenkalk auf Fährten zu achten und diese im Falle des Vorhandenseins auch - so großzügig wie möglich - zu bergen. Dies gilt nicht nur, aber in besonderem Maße für Pfeilschwanzkrebse.

 

RESCH, U. (2010): Großpuzzle mit Ansetzarbeiten - wie ein Mesolimulus an die Wand kommt, Steinkern.de, Rubrik: Bergung und Präparation.

 

RESCH, U. (2010): Bergung eines Mesolimulus walchi mit Fährte, Steinkern.de, Rubrik: Bergung und Präparation.

 

RESCH, U. (2011): "Struggle for life" oder: Details über ein "lebendes" Fossil, in: Der Steinkern, Heft 6, S. 10-11.

 

RESCH, U. (2018): Präparation eines Mesolimulus mit Fährte, in: Der Steinkern, Heft 24, 2. Aufl., S. 78-80.

 

 


 

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