Überarbeitung eines kleinen Haies aus den Plattenkalken des Blumenbergs bei Eichstätt, 2. Teil

Anfang 2011 bekam ich über Steinkern.de Kontakt zu einem sehr netten Fossiliensammler aus dem süddeutschen Raum. Er bat um Bestimmungshilfe bezüglich einiger seiner Fossilien aus den Plattenkalken. Nach einigen Mails fand sich zwischen den Bildern auch eines von einem kleinen unvollständigen Hai. Leider fehlte diesem das Wichtigste, nämlich der Kopf.

 

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Abb. 1: Dies war der Ausgangszustand vor der Nachpräparation. Foto vergrößern.

 

Die durch den Autor erfolgte präparatorische Übearbeitung des Stücks wurde bereits 2011 auf Steinkern.de beschrieben:

Überarbeitung eines kleinen Haies aus den Plattenkalken des Blumenbergs

 

Damals wurde lediglich das überarbeitet, was tatsächlich im Stein vorhanden war. Der Kopf wurde nicht restauriert, da – jedenfalls mir – damals eine Zuordnung zu einer Gattung nicht möglich war.
Anfang 2014 bekam ich dann Kontakt zu Dr. Stefanie Klug, die an der Universität Bristol tätig ist und bereits viel über fossile Haie gearbeitet hat.

 

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Abb. 2: So sah das Stück nach der präparatorischen Überarbeitung 2011 aus. Ansicht vergrößern.

 

Frau Dr. Stefanie Klug konnte die Bestimmung auf die Gattung Phorcynis eingrenzen, was erheblich weiterhalf, denn nun konnte nach Exemplaren gesucht werden, die sich als Vorlage für eine Restauration eigneten. Bislang ist aus dem Solnhofener Plattenkalk nur die Art Phorcynis catulina bekannt.

Gleichzeitig ging es auf die Suche nach einer geeigneten Ansetzplatte, auf der die Nachbildung des Schädels erfolgen könnte. Nachdem diese gefunden war, wurde sie zunächst zerlegt und zurechtgeschliffe, um anschließend angesetzt werden zu können. Für eine höhere Stabilität habe ich das Stück auf einen sehr dünnen Trägerstein aufgedoppelt. Dabei achtete ich darauf, dass der Stein zwar an Stabilität gewinnt, aber insgesamt nicht zu stark wird. Anschließend galt es, die neu entstanden Kanten zu verschleifen.

 

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Abb. 3

 

In einem regionalen Plattenkalk-Museum wurde dann ein Exemplar der Gattung Phorcynis lokalisiert, das von der Haltung und der Einbettungsrichtung (nach rechts schauend) mit dem vorliegenden fragmenatrischen Stück übereinstimmte und dieses fotografiert. Benötigt wurden eine Gesamtansicht für die Kontur und eine Aufnahme, auf welcher die Details des Schädels dezutlich zu erkennen sind. Sicherheitshalber habe ich deutlich mehr Bilder gemacht, man weiß ja nie.
Am Computer wurden die Fotos zugeschnitten und auf die richtige Größe gebracht, um mit ihnen optimal arbeiten zu können.
Nachdem die Bilder ausgedruckt waren, konnte es losgehen. Zuerst wurden die benötigten Längen berechnet und dann die Konturen auf der Platte mit Bleistift festgelegt.

 

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Abb. 4

 

Die Konturen wurden im nächsten Schritt dann auch als Erstes in den Stein geschnitten.

 

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Abb. 5

 

Dann wurde der stehen gebliebene Sockel auf das benötigte Niveau abgetragen. Alsdann konnten die Konturen des Schädels auf der zuvor entstandenen Fläche angezeichnet werden.

Nachfolgend habe ich dann den Schädel modelliert. Beginnend mit den höchsten Partien, arbeitete ich mich solange in die Tiefe vor bis am Schluss auch die unteren Bereiche fertiggestellt waren.

 

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Abb. 6

 

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Abb. 7-9

 

Dann nahm ich mir die Struktur vor. Mit einer speziell zugeschliffen Nadel wurde die Oberfläche so gestaltet, dass sie gut zum originalen Teil des Fossils passt.

 

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Abb. 10

 

Anschließend habe ich die fehlende erste Rückenflosse anhand eines Exemplars aus den Kimmeridgium-Plattenkalken von Cerin (westlich Lyon, Frankreich) restauriert. Dazu wurde der Reihe nach ausgemessen, angezeichnet, aufgebaut und modelliert.

 

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Abb. 11

 

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Abb. 12

 

Folgend wurde die Kontur überarbeitet.

 

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Abb. 13

 

Das bis hierher erzielte Ergebnis sah schon recht gut aus. Nach erneuter Studie von im Internet abgebildeten Stücken wurde mir jedoch klar, dass die Rückenflosse zu klein und auch ihre Form noch nicht stimmig ist. Der Kopf war hingegen noch etwas zu breit. Es ging also noch einmal zurück in die Werkstatt.

 

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Abb. 14

 

Dort wurde die Rückenflosse weiter aufgebaut und der Kopf in den Konturen und im Relief überarbeitet. Nach längerer Überlegung fiel der Entschluss auch noch die Wirbelsäule zu reparieren. Hierzu wurden die kaputten Wirbel aufgebaut und anschließend passend modelliert. Die Kontur wirkte nun deutlich stimmiger.

 

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Abb. 15

 

Anschließend wurde das Stück der Künstlerin meines Vertrauens zur farblichen Anpassung der Ergänzungen übergeben.

 

Am Ende der Restauration liegt ein sehr ansehnliches Stück vor. Die Restauration ist als solche ersichtlich, springt aber nicht unnötig stark ins Auge. Zuletzt wurde noch auf der Rückseite vermerkt, was restauriert wurde.

 

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Abb. 16: Ansicht vergrößern.

 

Angaben zum Fossil im Überblick:

Spezies: Phorcynis catulina
Fundort: Blumenberg bei Eichstätt
Länge: ca. 24,5 cm
Sammlung: Privat
Zeitaufwand der Überarbeitung: etwa 10-12 Stunden


Udo Resch für Steinkern.de

 

 

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