Präparationswerkzeug

Siebe Marke Eigenbau, oder, wie man sich Siebe selber bauen kann

Siebe Marke Eigenbau, oder, wie man sich Siebe selber basteln kann

 

Siebe sind, wie jeder weiß, in unserem Hobby vielseitig und oft im Einsatz. Sei es beim Durchsieben von aufgelösten Sedimenten um Mikrofossilien auszulesen oder, schlicht, zum Aussieben von Strahlgut. Oftmals halten zum Sieben einfache Haushaltssiebe hin, zum Leidwesen von Lebensgefährten, Eltern oder WG-Mitbewohnern....

Möchte man sich nun speziell Siebe fürs Hobby anschaffen, kann dies unter Umständen teuer werden. So bieten diverse Geofachhandel, einzelne Siebe aus Edelstahl zum Stückpreis von über 100€ oder Siebsets aus Plastik für um die 80€ an. Zudem ist kostengünstiger, passender Ersatz bei Verlust eines Siebes eher unwahrscheinlich.


Warum baut man sich nicht gleich ein eigenes, ineinander passendes Siebeset?

Dieses kann man sich binnen weniger Stunden ohne viel Aufwand und Material leicht selber bauen:


Was braucht man?

- Siebgewebe (hier Polyamidnetze 60µm, 200µm, 400µm und 800µm)
- Rohrverbindungsstücke (Bild2 und 3)
- Sekundenkleber
- rasch härtender Epoxidharzkleber
- feines Schleifpapier
- diverse Hilfsmittel wie Schere, Spatel, Belemnitenstücke ;-) ....


Die Menge variiert natürlich, je nach Menge und Größe der zu bauenden Siebe. Hier wird der Bau von vier Sieben mit einem effektiven Durchmesser von 10cm beschrieben.

Bild1_was_man_braucht.jpg
Bild 1: Die Materialien. Die Maschenweite der Siebe von Links nach rechts: 60µm, 200µm, 400µm und 800µm

Bild_2_Rohr.jpg
Bild 2: Ein Baumarktübliches Rohrverbindungsstück von der Seite....

Bild_3_Rohr.jpg
Bild 3: ... und von oben

Die Materialkosten betrugen, abgesehen von dem Siebgewebe, ca. 17€, 9€ davon die vier Rohre. Da man jedoch viele Sachen oft zu Hause hat (Sekundenkleber), kann der Preis evtl. sinken. Anbieter für Siebgewebe finden sich im Internet, der Preis schwankt erheblich. Hier hilft es, einfach die Hersteller oder Händler anzuschreiben, Preislisten und evtl. Proben anzufordern.

Alle Materialen beschafft?

Gut, dann geht’s ans Basteln.
Zuerst muss man natürlich schauen, wie das Netz auf das Rohr passt. Hat man schon eine ungefähre Vorstellung wie man vorgehen möchte, kann man anfangen, die vom Durchmesser her kleinere Seite des Rohres mit dem Schmirgelpapier aufzurauen. Das erleichtert später das Kleben und erhöht die Haftung zwischen Gewebe und Rohr. (Bild 4)

Bild_4_Anrauen_der_Klebeflaechen.jpg
Bild 4: Die Ränder werden angeraut

Bild_5_Netz_anpassen.jpg
Bild 5: Das Netz wird angepasst und mit Sekundenkleber fixiert (unten)

Es ist hilfreich, das Netz mit Sekundenkleber an einem Punkt des Rohres zu fixieren, bevor man es festklebt. (Bild 5) Ist das Netz fixiert, klebt man es ebenfalls mit Sekundenkleber auf der gegenüberliegenden Seite am Rohr fest. Nicht vergessen, das Netz dabei leicht gespannt zu Halten. Wichtig hierbei ist, dass der Stoff zwischen den Klebestellen keine Falten wirft. Dies passiert umso leichter, je kleiner die Maschenweite des Netzes ist (Bild6).

Bild_6_zweite_Klebestelle.jpg
Bild 6: Die gegenüberligende Seite wird ebenfalls mit Sekuntenkleber fixiert.

Bild_7_verkleben_der_Seiten.jpg
Bild 7: Verkleben der ersten Seite mit dem Komponentenkleber

Ist der Kleber trocken, geht es an dass Verkleben der Seiten mit dem Epoxidharz-Komponentenkleber. Sicherlich gehen auch andere Kleber, meine Wahl fiel jedoch auf diesen, aufgrund der recht hohen Klebkraft (voll ausgehärtet 800N/cm² bzw 80kg/cm²) und vor allem wegen seiner Zähflüssigkeit (Bild 8), die hilft, die Maschen des Netzes dicht zu umschließen und fest mit dem Rohr zu verbinden. Zudem erlaubt der Kleber auch noch nach 5 Minuten kleinere Korrekturen.

Bild_8_Epoxidharzkleber.jpg
Bild 8: Der Kleber umfließt das Gewebe und härtet aus. Es bleibt eine feste, geschlossene Schicht

Zuerst wird nur eine Seite gespannt und verklebt, bei feinen Stoff ist es zudem ratsam nur Schrittweise den Stoff, wie in Bild9, anzukleben. Hierdurch fällt das Spannen leichter und vermindert das Risiko von Falten. Wird der Kleber zäh und hält das Gewebe von alleine straff, kann die andere Seite in Angriff genommen werden.

Bild_9_Schrittweises_verkleben.jpg
Bild 9: Dieser feine 60µm Stoff wird schrittweise aufgeklebt. Härtet eine Seite aus, folgt die Gegenüberliegende.

Bild_10_fast_fertig_verklebt.jpg
Bild 10: Fast fertig. es sind nur noch kleinere Korrekturen nötig

Bild 10 zeigt nun den nahezu fertig gespannten Stoff. Eine kleine Korrektur seitlich der Falte (oben) und anschließendes Halten bis zu Aushärtung des Klebers.... Fertig. Naja, fast. Beim Verkleben mit dem Epoxidharzkleber benötigt man ein wenig Geduld, bis der Stoff fest genug am Rohr haftet, vergehen ein paar Minuten. Deshalb ist es auch ratsam, einen schnell härtenden Kleber zu benutzen. Der Kleber muss nun erstmal eine gute halbe Stunde aushärten. In dieser Zeit kann dann das nächste Rohr vorgenommen werden.

Die nächsten Bilder (11 und 12) zeigen Siebgewebe mit einer Maschenweite von 400µm und 800µm. Das Vorgehen bleibt das gleiche:

1. Rohr mit Schmirgelpapier anrauen
2. Netz anlegen und an einer Stelle des Rohres mit Sekundenkleber fixieren
3. Netz an der gegenüberliegenden Seite ebenfalls mit Sekundenkleber befestigen              
4. Epoxidharzkleber anrühren und erst eine Seite festkleben
5. Ist diese soweit ausgehärtet, die andere Seite verkleben.
6. Halten, bis das Gewebe gut am Rohr haftet
7. Trocknen lassen

Bild_11_Netzgewebe_400__181_m.jpg
Bild 11: gleiches Vorgehen mit den anderen Sieben. Anrauen, fixieren, kleben.... hier das 400µm Gewebe

Bild_12_Netzgewebe_800__181_m.jpg
Bild 12: ...und das 800µm Netz.

Bild_13_Reichenbachbelemniten_als_Hilfe.jpg
Bild 13: Belemniten aus dem Lias delta von Reichenbach helfen beim aufkleben vom 800µm Netz :-)

Ist alles nach einer guten halben Stunde pro Sieb getrocknet, wird der überhängende Stoff einfach möglichst nah am Rohr abgeschnitten. Um die Siebe noch einmal sicher am Rohr abzudichten, trägt man eine Schicht Epoxidharzkleber so auf den Rand auf, dass eine kleine Schwulst übersteht (Bild 14). Das Harz füllt nun noch alle möglichen Lücken, zum Beispiel beim Sekundenkleber.

Bild_14_Abdichten_der_Raender.jpg
Bild 14: Der Rand wird verklebt.

Das Harz ist nach 60 Minuten vollkommen ausgehärtet. Es empfiehlt sich jedoch, mit dem Sieben noch etwas zu warten. Sind alle Siebe fertig, kann man sie so schön neben einander Stellen, wie es Bild 15 zeigt ;-)


Bild_15_Fertig.jpg
Bild 15: nach rund vier stunden Arbeit (unterbrochen von Mittagessen und fotografieren :-) sind die Siebe fertig und einsatzbereit.

 

DER PRAXISTEST

 

Da ich zur Zeit der Aufnahmen kein loses Sediment in ausreichender Menge hatte um schöne Mikrofossilien auszusieben, fällt der Praxistest ein bisschen langweiliger aus.

Gesiebt wurden zwei Eimer Eisenpulver, dass zum Sandstrahlen verwendet wurde. Zum Einsatz kamen, ineinander gesteckt, die Siebe der Maschenweiten 400 µm und 800µm.

Bild_16_Eisenpulver_zum_sieben.jpg
Bild 16: Zwei Eimer voll Eisenpulver...

Bild_17_am_sieben_mit_800_und_400__181_m.jpg
Bild 17... werden gesiebt. Übereinander gesetzt, die Siebe 800µm und 400µm.

Bild 18 Das Ersiebte_1.jpg
Das Ergebnis von geschätzten 20 Kilo Strahlgut: Links 800µm, rechts 400µm unten das gewonnene „reine“ Eisenpulver und eine Pleydellia aus Mistelgau :-)

Viel Spaß beim Nachbauen!

-Nico-

Danksagung: Ich danke der Firma Schwegemann Filtrations-Technik aus Gelsdorf für die freundliche Unterstützung dieses kleinen Projekts. Besonderen Dank gilt Chris, der immer noch nicht genervt ist, obwohl ich mir ständig seine Kamera ausleihe.... :-)



Hinweis: Der Autor übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben. Nachbau geschieht auf eigene Verantwortung.