Präparationswerkzeug

Von der Idee zur Umsetzung: Die Einrichtung eines Präparationsraums

Liebe Steinkerne,


ich möchte Euch heute ein Projekt vorstellen welches ich in den ersten Wintermonaten des letzten Jahres umgesetzt habe. Es geht um die Einrichtung eines Präparationsraumes!


Da ich mich hier bei Steinkern noch nicht nennenswert beteiligt habe, möchte ich mich zunächst kurz vorstellen:
Ich bin Stefan und habe das Sammeln von Fossilien im Jahr 2014 für mich entdeckt. Im Rückblick betrachtet, ist es schon ein wenig erstaunlich, dass mich dieses Hobby erst mit 39 Jahren erreichte, wo ich doch ursprünglich aus einer sehr fossilienreichen Gegend stamme. Ich bin im Mansfelder Land - umgeben von großen und kleinen Kupferschieferhalden des Oberperm - groß geworden. Und natürlich waren die Halden auch ein beliebter Räuber- und Tummelplatz für uns Kinder. Gelegentlich konnten auch schon damals Abdrücke von Fischen und Pflanzen gefunden werden. Diese Gelegenheitsfunde fand ich zwar schon zum damaligen Zeitpunkt sehr interessant, jedoch fehlten mir als Kind naturgemäß die Hintergrundinformationen wie Alter, Entstehung, etc.
Mittlerweile wohne ich in Nordhessen und kann mir meine Freizeitgestaltung ohne die Fossilienleidenschaft nicht mehr vorstellen. Es ist erstaunlich und erfrischend zugleich, wie unbeschwert derartige Ausflüge sind. Ich erfahre beim Sammeln und Präparieren solch eine angenehme Zerstreuung, dass ich mich frage, wie ich vorher ohne dieses Hobby leben konnte. Ich kann nur hoffen, dass es vielen von Euch genauso geht und Ihr Euch im Gelände derart verlieren könnt (im Sinne von den Kopf frei bekommen), das Raum und Zeit sprichwörtlich zur Nebensache werden. Bei mir ist es definitiv so.
Überdies hatte ich das große Glück, Manfred Bade kennenzulernen. Manfred ist Fossiliensammler mit einer 20-jährigen Sammelerfahrung, der sich meiner Unerfahrenheit angenommen hat. Ich danke ihm sehr dafür. Genauso danke ich meiner Frau für ihr Verständnis und ihre Geduld.
Aber wie bin ich nun dazu gekommen?
Es bedurfte erst des Dinosaurier-Interesses meines zum damaligen Zeitpunkt fünfjährigen Sohnes, um sich dieser Thematik anzunehmen. Im Einzelnen: Ich wollte mit ihm Fossilien suchen. Und so recherchierte ich im Internet nach geeigneten Fundplätzen und suchte mit ihm in der Folge in der näheren Umgebung, mal mehr und mal weniger erfolgreich, nach Fossilien.
Das ist nun einige Zeit her und das Rohmaterial füllte im Verlauf schon die ein oder andere Kiste in der Garage. Es wurde Zeit, sich Gedanken über eine adäquate Präparation zu machen, doch wo sollte diese stattfinden!? Anfängliche Präparationen auf dem Küchentisch und in der Garage brachten zwar schon annehmbare Ergebnisse hervor, versprachen aber auf Dauer keine wirkliche Freude.

 

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Abb. 1: Bitte nicht lachen, aber so sah mein erster „Arbeitsplatz“ aus.

 

Und so beschloss ich, mir einen Präparationsraum im Keller einzurichten.
Mein Bilder-Bericht soll euch veranschaulichen, wie ich an die Sache herangegangen bin, welche Vorstellungen und Gedanken Berücksichtigung fanden und welche Umsetzungen ich aus jetziger Sicht vielleicht ein bisschen anders gestalten würde.
Der Einrichtung ging die Vorbereitung des Kellerraumes voraus. Ich dachte mir, wenn ich mir einen solchen Präparationsraum schaffe, dann soll die Aufenthaltszeit nicht dadurch getrübt werden, dass der Raum nur provisorisch eingerichtet wurde. Also beschloss ich, den Kellerraum zunächst einmal komplett abzuspachteln. Das empfahl sich auch deswegen, weil die Kellerwände eines in den 60er- Jahren erbauten Hauses nicht unbedingt “tapezierfertig“ verputzt worden waren. Überdies nutzte ich die Gelegenheit um das alte Stahlkellerfenster durch ein moderneres Kunststofffenster zu ersetzten.

Mit dem Streichen der Wände und dem Versiegeln des Fußbodens waren die Vorbereitungsmaßnahmen größtenteils abgeschlossen.

 

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Abb. 2 und 3: Arbeitsfortschritt.


Schon in dieser Phase ging es darum, wie ich ohne größere Investition Feinstäube aus meinem schon vorhandenen Kammerstrahler absaugen konnte. Letztendlich entschied ich mich für die Variante “nach draußen“.
Kernbohrung, Rohrmaterialien und die Saugleistung eines Einschublüfters sollten - so meine Vorstellung - die Feinstäube sicher ins Freie befördern. Um es vorweg zu nehmen: Es funktioniert erstaunlich gut.

 

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Abb. 4-7: Die Absaugung erfolgt mittels eines Einschublüfters.
 
Im selben Atemzug musste eine Entscheidung getroffen werden, wie die Elektro- und Druckluftversorgung des Arbeitsplatzes erfolgen sollte.
Ich entschied mich für eine Aufputzinstallation. Zum einen, weil der Aufwand für eine Unterputzinstallation wesentlich höher gewesen wäre, und zum anderen, weil ich bereits in dieser Phase die Vorstellung hatte, die entsprechenden Leitungen in einem den Arbeitsplatz umschließenden Brüstungskanal zu verlegen. Das wiederum hätte den Vorteil, dass man Steck- und Druckluftdosen bedarfsgerecht positionieren und ggf. auch nachinstallieren könnte.

 

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Abb. 8: Die Elektro- und Druckluftversorgung wurde in einem Brüstungskanal verlegt. Unten sind zwei Druckminderer mit integriertem Wasserabscheider zu sehen.

 

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Abb. 9: Auch Stauraum sollte in Präparationsräumen nicht vernachlässigt werden.

 

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Abb. 10: Nun wurde mit dem Aufbau des Arbeitsplatzes begonnen.

 

Ich entschied mich zunächst für drei Druckluftanschlüsse am Arbeitsplatz, von denen zwei zum Sticheln und eine für den Strahler genutzt werden sollten.
Den Anschluss für den Strahler ließ ich ungemindert. So kann ich im Bedarfsfall den vollen Druck nutzen. Das sind im meinem Fall bis zu 9 bar.
Vor die anderen beiden Anschlüsse montierte ich jeweils einen Druckminderer, um den Ausgangsdruck jeder Dose an die individuellen Arbeitsdrücke der Druckluftgeräte anzupassen.
Eine Stichelkabine sollte sicherstellen, dass sich der Gesteinsabtrag nicht auf Tisch, Fußboden oder gar in meinen Augen verteilen konnte.
Dazu stellte ich Überlegungen an, aus welchem Material eine solche bestehen sollte. Holz - wie viele von Euch es zum Bau Ihrer Kabinen verwendet haben - überzeugte mich nicht unbedingt. Ich hielt Plexiglas für ein geeigneteres Material. Zum einen - so meinte ich - weil Licht die Kabine von allen Seiten durchfluten kann, und zum anderen, weil es irgendwie cooler aussieht.
So ließ ich mir von verschiedenen Anbietern für eine nach meinen Vorstellungen entworfene Stichelkabine Angebote für Material und Schnitt zukommen. Die Preisunterschiede waren enorm. Sie schwankten von 70,- bis 135,- Euro.

 

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Abb. 11: Maße der Stichelkabine.


Mit speziellem Plexiglas-Kleber fügte ich dann die Zuschnitte zusammen.
Diesen Arbeitsschritt hatte ich mir ein wenig einfacher vorgestellt. Letztendlich gelang es mir jedoch.
Bei den einbaufertig montierten Druckluft-Anschlussdosen musste ich die Erfahrung machen, dass diese nicht für Preise von unter 50,- Euro erworben werden können. Das gab für mich den Anstoß, diese selber zu montieren. Alle Bauteile - mit Ausnahme der Abdeckplatte - kann man für Cent-Beträge selber kaufen. Die besagten Platten hat mir ein befreundeter Metallbauer innerhalb weniger Minuten aus verzinktem Stahlblech angefertigt. Bei mir haben die Druckluft-Anschlussdosen nun ca. 6,- Euro gekostet. Da freut man sich gleich doppelt, wenn man zu der erfolgreichen Installation auch das Gefühl hat, dem unverhältnismäßig teuren Spezial-Einzelhandel ein Schnippchen geschlagen zu haben.

 

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Abb. 12: Verkleidung der Druckluftinstallation aus fertigen Einbauteilen - einzig die Abdeckplatte ist eine Spezialanfertigung.

 

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Abb. 13: Abdeckplatte und "Innenleben" der Installation.


Eingerichtet wurde der Raum mit ausgedienten Büromöbeln eines Amtsgerichts, welche ich glücklicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen hatte.
Für ein ausreichendes Maß an Helligkeit kaufte ich mir über ebay-Kleinanzeigen zwei preiswerte Rasterleuchten, die ich über dem gesamten Arbeitsbereich installierte.
Um dem Kompressorlärm nicht fortlaufend ausgesetzt zu sein, entschied ich mich dazu, das Gerät in der nebenan liegenden Garage zu platzieren. Eine entsprechend große Bohrung hinter dem Brüstungskanal ermöglichte es mir, die Druckluftleitungen sauber und verdeckt in den Präparationsraum zu leiten.
Weil der Kompressor nun aber nicht die ganze Zeit im Standby-Modus betriebsbereit in der Garage stehen sollte und die Garage nur von draußen begehbar ist, entschied ich mich, die eigens in der Garage montierte Steckdose über einen Schalter am Arbeitsplatz ansteuern zu können.
Nun kann ich den Kompressor individuell bei Beginn einer Präparationssitzung vom Arbeitsplatz einschalten und bei Beendigung ohne Weiteres wieder ausschalten.

 

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Abb. 14: Der Kompressor wurde in einen Nebenraum "verbannt", was die Lärmbelastung erheblich reduziert, kann aber über einen Schalter aus dem Arbeitsraum an- und ausgeschaltet werden.

 

Die Anschaffung eines Stereomikroskops komplettierte meine Geräteausstattung. Dieses konnte ich relativ günstig bei ebay erwerben. Das günstige Angebot war vermutlich in der Tatsache begründet, dass die Verbindung vom Schwenkarm zum Binoskop unfachmännisch  hergerichtet war (siehe den nebenstehenden Screenshot des Angebots).

Bino Screenshot

Abb. 15

 

 

 


In der Annahme, ich könnte die Verbindung sachgerecht herstellen, kaufte ich das Gerät auf “gut Glück“.  Und meine Vermutung bestätigte sich. Ich konnte ohne größeren Aufwand die Verbindung, so wie das herstellungsbedingt vorgesehen ist, umsetzen.

 

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Abb. 16: Das nun korrekt montierte Stereomikroskop und die Plexiglas-Kabine.

 

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Abb. 17: Der fertig eingerichtete Arbeitsraum mit Stichel- und Strahlkabine, Elektro- und Druckluftinstallation, Binokular und alten Büromöbeln.

 

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Abb. 18: Blick auf den Arbeitstisch.

 

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Abb. 19: Nun macht das Präparieren richtig Spaß!


Nach einjähriger Nutzung des Präparationsraumes muss ich resümierend feststellen, dass ich gern noch eins, zwei Dinge praxistauglicher umgesetzt hätte.
Da wäre zum Beispiel die Sache mit der Plexiglas-Stichelkabine. Ich bin nach wie vor begeistert vom Werkstoff, habe jedoch bemerkt, dass sich bei Sticheln entwickelnder Staub gerne an der Plexiglasoberfläche absetzt. Eine schnelle Reinigung der Sichtfläche ist mit einem Lappen - sei er trocken oder feucht - nicht zu meiner Zufriedenheit zu bewerkstelligen. Es bleiben immer Schlieren.
Ich habe schon darüber nachgedacht, zumindest die Sichtfläche von innen und außen mit einer Nanobeschichtung zu behandeln. Vielleicht würde eine solche Beschichtung ein besseres Reinigungsergebnis hervorbringen. Hat da jemand von Euch Erfahrungen?
Ein nächster Aspekt ist die Absauganlage. Mit der Saugleistung und dem Abtransport der Feinstäube bin ich völlig zufrieden. Jedoch geht mir noch zuviel Strahlmittel verloren. Dieses lagert sich zudem gern im Rohrsystem ab. Eine Lösung wäre sicherlich die Verwendung eines zwischengeschalteten Eimers im Saugsystem. Dann könnten sich grobe Partikel (zu denen ich das Strahlmittel auch zähle) dort ablagern. Für diese Umsetzung fehlt es mir aber leider an den entsprechenden Verbindungsstücken in und aus dem Eimer heraus sowie an den passenden Schläuchen. Dazu habe ich bislang noch keine Idee.

 

Ansonsten bin ich rundherum zufrieden, freue mich über das schöne Ergebnis und genieße jede freie Minute, die ich in der Werkstatt verbringen darf.
In diesem Sinne möchte ich enden und hoffe, Euch mit meinem Bericht ein paar hilfreiche Anregungen gegeben zu haben.

 

Euer Stefan aus Nordhessen