Bauanleitung für ein Standsieb zur Haizahnsuche in neogenen Sanden

Siebe gehören – mit wenigen Ausnahmen – nicht unbedingt zur Standardausrüstung von Fossiliensammlern. Bei speziellen Sammelgebieten, wie etwa der Aufbereitung von Proben zur Gewinnung von Mikrofossilien und der Suche nach Haizähnen in neogenen Sanden sind sie jedoch unverzichtbare Hilfsmittel.

Wie man sich Siebe zur Aufbereitung von Mikromaterial selbst bauen kann, wurde bereits 2006 von Nico Küter auf Steinkern.de beschrieben (Siebe Marke Eigenbau, oder, wie man sich Siebe selber bauen kann).

Anlässlich des Erscheinens des Spezialhefts "Faszination Haie" von Harald Meisner in der Steinkern-Reihe (Weitere Informationen zu Heft 58) soll hier eine Anleitung gegeben werden, wie man ein zum Aussieben von Haizähnen aus neogenen Sanden geeignetes Standsieb mit relativ einfachen Mitteln selbst bauen kann. Natürlich kann auch mit handelsüblichen Handsieben erfolgreich gesiebt werden, jedoch ist für einen großen und kräftesparenden Materialdurchsatz ein Standsieb deutlich komfortabler.

 

Für den Siebbau wird folgendes Material benötigt:

• 2 Bretter Seekiefer 60 cm x 15 cm x 18 mm
• 2 Bretter Seekiefer 50 cm x 15 cm x 18 mm
• 16 Holzschrauben 5 x 50 mm
• Siebgewebe 50 cm x 63,6 cm
• U-Stahl (Längen: 50 cm, 2 x 49 cm, 4 x 28,5 cm)
• Tackerklammern
• 12 Schloßschrauben M6 x 30 mm, passende Sprengringe und Muttern
• Anschweißband 16 x 75 m (Scharniere für Gartentore)
• 2 Gewindestangen M14 x 2 m
• 6 Muttern M14
• 2 große Unterlegscheiben
• Zweikomponentenkleber

Kostenpunkt insgesamt ca. 75 €

 

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Abb. 1

 

Man benötigt außerdem folgende Werkzeuge und Hilfsmittel:

• Akkuschrauber oder Bohrmaschiene
• Bits
• Bohrer 3 mm, 4,5 mm, 6 mm und 9 mm
• Schleifpapier
• Schraubzwinge oder Schraubstock
• Bleistift, Filzstift
• Flex oder Metallhandsäge
• 2 Maulschlüssel oder Zangen
• Tacker
• Zange (Seitenschneider)
• Maßband oder Zollstock

 

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Abb. 2

 

Bei vielen Siebkonstruktionen werden Halterung und Ständerwerk geschweißt. Da nicht jeder Zugriff auf ein Schweißgerät hat, wird hier bewusst aufs Schweißen verzichtet. Natürlich gibt es ausgefeiltere Bauvarianten für derartige Siebe als die hier beschriebene. Der Bau wurde in diesem Fall bewusst einfach gehalten, damit jeder mit etwas handwerklichen Geschick das Sieb nachbauen kann

Die benötigten Bretter habe ich mir im Baumarkt zusägen lassen.
An den kürzeren Brettern zeichne ich mir an jedem Ende die vier Bohrpunkte an, bohre diese mit einem 4,5 mm Bohrer und bringe anschließend die Senkung für die Schraubenköpfe an.

 

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Abb. 3

 

Nun halte ich die längeren Bretter an die bereits vorgebohrten Bretter an und bohre auch diese durch die bereits vorgebohrten Löcher der kürzeren Bretter mit einem 3 mm Bohrer vor, um anschließend alles mit den Holzschrauben zu verschrauben. Damit die Bretter rechtwinklig zueinander verschraubt werden, nutze ich als Orientierung die Kante des als Unterlage dienenden Tisches.

 

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Abb. 4

 

In einem der nächsten Arbeitsschritte soll die Halterung für die Ständer befestigt werden.

 

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Abb. 5

 

Da die M14-Gewindestangen momentan mit zwei Metern Länge noch recht unhandlich sind und ich diese später zum Ausrichten der Anschweißbänder benötige, lege ich das Sieb erst einmal beiseite und setze die Arbeit damit fort, die Ständer für das Sieb zu bauen. Hierfür kürze ich die 2 m Gewindestangen zunächst mit der Flex auf 1,50 m.

 

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Abb. 6

 

Anschließend zeichne ich mir von der Unterkante der Stangen eine Markierung auf 40 cm Höhe und eine zweite Markierung auf 130 cm mit dem Filzstift an.
(Hinweis: Diese Maße sind je nach Körpergröße und Vorlieben des Nutzers des Siebes ggf. moderat anzupassen. Für zwischen 170-185 cm große Personen erwiesen sich die angegebenen Maße im Praxistest als geeignet.)

Als nächstes schraube ich die Muttern und Unterlegscheiben jeweils bis kurz unter die Markierungen auf die Stangen.

 

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Abb. 7

 

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Abb. 8

 

Anschließend mische ich Zweikomponentenkleber an und verteile diesen großzügig unmittelbar unterhalb der markierten Stellen, um dann die Mutter bis zu den Markierungen auf die punktuell mit Kleber eingestrichene Gewindestange zu schrauben.

 

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Abb. 9

An der oberen Markierung wird lediglich eine Mutter angebracht. Diese soll dem Sieb später als Auflage dienen.

 

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Abb. 10

 

An der unteren Markierung wird eine Unterlegscheibe zwischen zwei Muttern fixiert. Auch diese sichere ich mit Zweikomponentenkleber. Die Unterlegscheibe soll durch die vergrößerte Auflagefläche später verhindern, dass das Sieb bei Benutzung allzu tief in den sandigen Boden einsinkt.

 

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Abb. 11

 

Nun lege ich die Siebständer vorerst beiseite. Der Kleber kann aushärten und ich mache indessen mit dem eigentlichen Sieb weiter.

Die Anschweißbänder haben leider keine Bohrung, so dass ich diese erst noch anbringen muss. Hierfür zeichne ich mir an jedem Band 3 Bohrpunkte an und befestige anschließend das Band mit einer Schraubzwinge am Tisch. Wahlweise kann man das Ganze natürlich auch in einen Schraubstock einspannen. An den Punkten setze ich nun jeweils eine 3 mm Bohrung, die ich anschließend auf 6 mm aufbohre und mit einem 9 mm Bohrer entgrate.

Nun zeichne ich mir an der längeren Seite des Siebes die Mitte an und platziere die gebohrten Anschweißbänder an der Oberkante und Unterkante des Siebes, so dass die Scharniere mittig auf der Anzeichnung sitzen. Damit das Gestänge später gut in die Löcher rutschen kann, richte ich das Ganze mit dem abgesägten Rest einer Gewindestange exakt aus.

 

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Abb. 12

 

Anschließend werden die Löcher von den Anschweißbändern in den Holzrahmen des Siebes durchgebohrt und mit den Schloßschrauben und Muttern verschraubt.

Nun kehre ich zum Bau des Siebs zurück und schneide Siebgewebe mit einem Seitenschneider zu, das ich anschließend mit dem Tacker an der Unterseite des Holzrahmens des Siebes befestige.

 

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Abb. 13

 

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Abb. 14

 

Damit es sich später leichter in den Boden stecken lässt, werden die unteren Enden des Siebgestänges mit der Flex etwas angespitzt und auch an den oberen Enden des Siebgestänges werden die Enden etwas dünner geschliffen, um das Aufsetzen des Siebes auf die Stangen nach dem Ausleeren zu erleichtern.

 

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Abb. 15

 

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Abb. 16

 

Da die Befestigung des Siebgewebes in dieser Form noch unzureichend ist (wie ein erster Test des Siebs in diesem „Ausbauzustand“ zeigte, löste sich das Siebgewebe nach einigen Stunden Einsatz vom Rahmen), ist von vornherein noch eine Verstärkung nötig. Hierzu verwendete ich U-Stahl Reste.

Es wurde ein 50 cm langes Stück U-Stahl zugeschnitten und mittig unter das Sieb geschraubt, so dass das Siebgewebe zentral darauf aufliegt und sich die Last der Siebfüllung auf die äußere Befestigung am Holzrahmen reduziert. Zusätzlich wurden auch noch mehrere U-Stahl-Leisten passender Längen am Holzrahmen auf das Siebgewebe geschraubt, um auch hier eine bessere Lastverteilung zu erreichen und die Tackerklammern zu entlasten.

Zum eigentlichen Bau des Siebes habe ich gut drei Stunden benötigt, jedoch zwischendurch immer mal wieder Fotos gemacht, was das Bauen natürlich nicht gerade beschleunigt hat.

 

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Abb. 17

 

Das Sieb hat sich im mit den U-Stahl-Leisten verstärkten Zustand im mehrtägigen Dauereinsatz im Neogen von Antwerpen bewährt und sich derweil auch schon so mancher Zahn im Siebgewebe verfangen.

 

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Abb. 18

 

Das folgende Foto zeigt eine typische Siebfüllung mit Molluskenschalen, Phosphoritkonkretionen und einem Haifischzahn.

 

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Abb. 19: Foto vergrößern.

 

Es handelt sich um den Zahn des Großzahn-Makos Carcharodon hastalis:

 

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Abb. 20

 

In diesem Sinne: viel Erfolg beim Bau und vor allem auch beim Einsatz des Siebes!

Erfahrungsberichte zu dieser Siebkonstruktion, Optimierungen oder anderen Siebkonstruktionen im Steinkern.de Forum sind sehr willkommen!

 

Link zum Forum.

 

 

Michel Rabe für Steinkern.de

 

 


 

 

Mehr über Haie und ihre Zähne gibt es in DER STEINKERN - Heft 58 zu lesen:

 

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Der Steinkern - Heft 58: Faszination Haie – Die Welt der fossilen und der lebenden Haie

Wer etwas über die Evolution der Haie, die Anatomie und Lebensweise rezenter Haie sowie über fossile Haizähne und besonders gut erhaltene Hai-Fossilien erfahren möchte, wird hier fündig: „Faszination Haie“ führt auf 116 Seiten mit über 250 Abbildungen in die Bestimmung von Haizähnen ein und beinhaltet zahlreiche Tipps zum erfolgreichen Sammeln – Fundstellentipps eingeschlossen.


Die umfangreiche Hai-Spezialausgabe der Steinkern-Zeitschrift ist ein Must-have für Haizahn-Sammler und alle, die sich für fossile und rezente Haie interessieren.

 

Erscheinungsjahr: 2024, ISSN: 1867-8858, 116 Seiten, 255 Abb., Format DIN A5


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