Präparation und Bergung

Präparation eines heteromorphen Ammoniten (Crioceratites nolani) aus der Unterkreide Marokkos

Im November und Dezember 2018 waren meine Frau und ich drei Wochen in Marokko auf Fossiliensuche. Dank unserer Freunde Kurt und Reinhard, mit denen wir uns vor Ort trafen, wurde die Tour wieder ein voller Erfolg. Wir fanden schöne Fossilien, lernten neue Fundstellen kennen und verbrachten schöne Abende dort. An dieser Stelle möchte ich einen besonderen Fund vorstellen. Das Fossil, um welches es geht, hat meine Frau Helen am 31. November 2018 gefunden.

 

Crioceratit1

Abb. 1: Während Kurt mir im Gelände noch die Schichten der Region um Tamri erklärte, ...

 

 

Crioceratites vor Ort

Abb. 2: ... war meine Frau längst fündig geworden. Das Bild zeigt den zunächst noch unscheinbaren, in mehrere Stücke zerfallenen Crioceratites im Fundzustand.

 

 

Crioceratit3

Abb. 3

 

Nachdem ich mitbekommen hatte, das Helen etwas gefunden hatte, half ich ihr bei der Bergung.

 

Crioceratit4

Abb. 4

 

Leider zerbrach der Ammonit dabei in immer mehr Teile.

 

Crioceratit5

Abb. 5

 

Mein Gedanke war: Hauptsache wir nehmen alle Teile mit, um alles weitere kann man sich dann zuhause in aller Ruhe kümmern.


Es wurden also alles großzügig eingepackt und in einen Beutel verstaut, um es später nach Deutschland zu schicken.

Am 2. Weihnachtstag habe ich dann unsere erste Ladung Steine (gut 100 kg) in Empfang genommen. Nichts wurde beim Zoll geöffnet, alles war noch so, wie wir es verpackt hatten. Super!

 

Dann fing das große Puzzeln an. Zwischendurch habe ich abwechselnd gestichelt und gestrahlt.

 

Abb06 Crioceratites

Abb. 6: Foto vergrößern.

 

Die meisten großen Teile ließen sich schnell in der passenden Abfolge aneinanderreihen. Doch das anpräparierte große Stück oben rechts passte nirgends. Ich sagte dann zu meiner Frau: „Was hast du da denn noch mit eingepackt, das kann nicht passen, die Rippen passen gar nicht dazu?“

 

Abb07 Crioceratites

Abb. 7: Auf diesem Bild fehlte das große Stück, es gehörte ja (noch) nicht dazu.

 

Die Präparation zog sich über mehrere Tage hin. Immer wieder galt es zwischendurch zu prüfen, welche Teile wo hingehörten – und dann passte es auf einmal doch.

 

Abb08 Crioceratites

Abb. 8

 

Meine Frau hatte natürlich Spaß. Ich weiß nicht, wie oft ich mir den Spruch „das passt nicht“ anhören musste!

 

Abb09 Crioceratites

Abb. 9: Immer mehr Teile finden zurück an ihren ursprünglichen Platz. Hier sieht man die Rückseite nachdem fast alle Teile wieder dort sind, wo sie hingehören. Die Rückseite entspricht der Oberseite in Bezug auf die Einbettung und die Lageposition im Gelände.

 

Abb10 Crioceratites

Abb. 10: Am linken Bildrand erhascht man einen Blick in den Beutel, in dem wir alle restlichen Kleinteile abtransportiert hatten. Darin hatte ich auch das bis dahin nicht gefundene Zentrum des Ammoniten vermutet. Ich vermutete zunächst, dass nur kleinste Brösel davon übrig geblieben sind, die nicht mehr zu retten wären. Doch ich sollte mich täuschen, ich hatte nochmals Glück!

 

Abb11 Crioceratites

Abb. 11: Was ich im ersten Moment für einen Brachiopoden oder Seeigel (Pfeil) gehalten hatte, entpuppte sich nach kurzem Strahlen als das fehlende Stück der Innenwindungen.

 

Abb12 Crioceratites

Abb. 12

 

Abb13 Crioceratites

Abb. 13

 

Nun ging es ans weitere Freilegen. Es befanden sich noch zwei kleine Ammoniten und einige Brachiopoden auf dem Crioceratiten. Leider waren diese alle unvollständig und meine Frau wollte daher auch nicht, dass ich sie dort belasse, das lenke nur vom großen Ammoniten ab  Recht hatte sie.

 

Abb14 Crioceratites

Abb. 14

 

Abb15 Crioceratites

Abb. 15: Eine Muschel habe ich dann doch am Rand belassen (im Foto auf 6-7 Uhr). Ich finde, sie stört nicht und darüber hinaus weist sie sogar kleine Stacheln auf.


Dann habe ich das Fossil an den ausgebesserten Stellen etwas nachkoloriert und anschließend mit Rember eingelassen.

 

Abb16 Crioceratites

Abb. 16

 

Das verfälschte jedoch die natürlichen Farben zu stark, was wahrscheinlich daran, dass die Flüssigkeit schon zu alt war. Sie war  nicht mehr klar wie ursprünglich, sondern rotbraun. Zwei Tage nach dem Einlassen mit dem Mittel war der Glanz immer noch zu stark. So fielen zwar die ausgefüllten Stellen nicht so stark auf, aber ich habe dann doch noch einmal darüber gestrahlt, um das Steinpflegemittel wieder zu entfernen.

 

Crioceratites 31cm

Abb. 17: So sieht der Crioceratites viel natürlicher aus. Eventuell werde ich die beiden ausgebesserten Stellen farblich noch ein wenig angleichen. Foto kann durch Anklicken vergrößert werden.


Das letzte Bild soll die Variationsbreite von Crioceratites nolani zeigen. Beide Exemplare stammen von derselben Fundstelle vom selben Tag. Den kleineren habe ich gefunden.

 

Crioceratiten Variation kl

Abb. 18: Foto kann durch Anklicken vergrößert werden.

 

Daten zum Fossil im Überblick:

Fossil: Crioceratites, nolani-Gruppe

Fundort: Tamri, Südwest-Marokko

Formation: Unterkreide, unteres Oberhauterivium

Präparationszeit: für das große Exemplar (31 cm Durchmesser) mindestens 40 Stunden

Werkzeuge: Stichel HW-60 und ein kleiner Krantz Stichel, Strahlen mit Eisenpulver, Flex

Materialien: Sekundenkleber, Gesteinsmehl

 

Viele Grüße,

Uwe Buschschlüter

 


 

Diskussion zum Bericht im Steinkern.de Forum:

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