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Aufruf zum Mitzeichnen eines offenen Briefs aufgrund eines drohenden Sammelverbots an weiten Teilen der fossilreichen Calvados-Küste (Frankreich)

Calvados Unterschriftenaktion

Mit Klick auf diese Grafik gelangen Sie direkt zum offfenen Brief von Collect’if und zur Abgabe der Unterschrift.

 

 

Liebe Steinkern-Leserinnen und Leser,

 

an der Calvados-Küste (Frankreich), die seit vielen Jahrzehnten ein beliebtes Reiseziel von Hobby-Paläontologen und Paläontologen aus Frankreich, den Benelux-Staaten und Deutschland ist (siehe z. B. hier), droht ein weitreichendes Sammelverbot im Zuge der Einrichtung eines nationalen Naturreservats. Betroffen sind neben den international berühmten Falaises des Vaches Noires zwischen Villers-sur-Mer und Houlgate – einer klassischen Fundstelle der Paläontologie – auch die Küste zwischen Luc-sur-Mer und Lion-sur-Mer sowie die Fundstellen bei Bénerville-sur-Mer und die Roches Noires bei Trouville-sur-Mer. Der augenblickliche Gesetzesentwurf sieht vor, dass keine Fossilien mehr vom Strand aufgelesen werden dürfen bzw. nur noch unter extrem engen und für die Mehrheit der Interessierten impraktikablen Voraussetzungen. Dass zukünftig die Fossilien dann überwiegend der Erosion anheim fallen werden, anstatt rechtzeitig gesammelt und bewahrt zu werden, wird ebenso wie die Beendigung einer rund 250 Jahre alten Wissenschaftstradition unter Beteiligung vieler begeisterter citizen scientists im Entwurf zur Einrichtung des „Réserve Naturelle Nationale sur les falaises jurassiques du Calvados“ verkannt oder in Kauf genommen. Französische Paläontologen und Amateurpaläontologen erheben nun ihre Stimme dagegen und wir können sie mit unserer Unterschrift unkompliziert unterstützen.

Wir bitten Sie herzlich darum, sich am Unterzeichnen des Briefs zu beteiligen, um den Gesetzesentwurf zu verbessern und ein Verbot unserer schönen Sammeltradition abzuwenden! Das „Modell Calvados“ könnte mittelfristig in ganz Frankreich Schule machen und, wenn dort tatsächlich noch ausgewogene Regeln geschaffen werden würden, damit auch zum Vorbild für andere Projekte werden. Wenn wir der Paläontologie jetzt kein Gehör verschaffen, sind leider flächendeckende Verbote der Ausübung unserer Wissenschaft und unseres Hobbys zu befürchten.

Indem wir den Brief mitzeichnen, können wir unseren französischen Freunden dabei helfen, das internationale geotouristische und paläontologische Interesse an diesem Gebiet zu unterstreichen und somit den französischen Widerstand gegen das Projekt in seiner aktuellen Form sichtbarer machen. So können im besten Falle die erhofften Verbesserungen erreicht werden, für die der "West Dorset Fossil Code of Conduct" als Vorbild vorgeschlagen wird, welcher sich auf der anderen Seite des Ärmelkanals bekanntlich über viele Jahre als praktikables Modell mit einem effektivem Fossilschutz durch einen offenen Zugang zur Küste und ihren Fossilien bewährt hat.

Wir haben für Euch den Aufruf der französischen Gruppe Collect’if ins Deutsche übersetzt (siehe unten) und uns selbst bereits als Unterzeichner eingetragen.

In der Hoffnung darauf, dass wir und die nach uns kommenden Generationen im Calvados Fossilien sammeln dürfen wie alle Generationen zuvor, sagen wir im Voraus herzlichen Dank für Eure Unterstützung!

 

Liane Hüne und Sönke Simonsen für Steinkern.de

 

 


 

 

Offener Brief bezüglich des Projekts "Réserve Naturelle Nationale sur les falaises jurassiques du Calvados" (= nationales Naturschutzgebiet an den jurassischen Steilküsten des Calvados)

 

Adressiert an:

- die Präfektur des Calvados

- CERSA

- die DREAL Normandie

- die betroffenen Gemeinden

- die Nutzer der Küste

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

Collect’if ist eine Gruppe von Wissenschaftlern, Lehrkräften, Amateur-Geologen und Nutzern der Küste. Wir freuen uns über die Schaffung eines nationalen Naturschutzgebietes an den jurassischen Steilküsten des Calvados. Hingegen sind wir gegen das Verbot des „Sammelns loser Fossilien und Mineralien im öffentlichen maritimen Bereich“, das mehr Probleme aufwirft als es löst. Die „möglichen Ausnahmeregelungen im Rahmen von Wissenschafts- und/oder Bildungspartnerschaften“ fügen komplexe Verfahrenswege hinzu, die für die meisten Menschen auf ein klares Verbot hinauslaufen würden, eine Bremse für die allgemeine Verbreitung der Geowissenschaften.

 

Wir sind der Meinung, dass die Ausrichtung dieses Schutzgebietprojektes zur „Erhaltung der Unversehrtheit des geologischen und paläontologischen Erbes“ höchstwahrscheinlich einen gegenteiligen Effekt haben wird. Wir verstehen die Notwendigkeit, die Vorkommen und die Steilküsten vor der Zerstörung und dem Vergessenwerden zu schützen. Wir können nicht erkennen, wie das Verbot des Sammelns diesem Zweck dienen soll. Das Sammeln durch Amateure hat den Fossilienbestand nie versiegen lassen. Vielmehr hat es seinen Beitrag zu den Sammlungen paläontologischer Museen geleistet. Indem die Fossilien vor der Erosion gerettet wurden, entstand und wuchs das öffentliche Interesse am geologischen und paläontologischen Erbe dieser Gebiete.

 

Das Sammeln von Fossilien im Strandbereich ist eine historische Praxis, die beiträgt:

- zur nationalen und internationalen Reputation der Stätte,

- zur touristischen Attraktion der Küste,

- zur Verbreitung partizipativer Wissenschaften (= Bürgerwissenschaften),

- zu einem spielerischen Bewusstsein für Naturwissenschaften für die jungen Generationen, die sich mit der Realität beschäftigen können müssen, um gegen Pseudowissenschaften und Ideologien zu kämpfen,

- zur Begeisterung für das Entdecken,

- zum Erwecken wissenschaftlicher und naturwissenschaftlicher Berufungen

- zur Rettung von Fossilien, die dann wissenschaftlich bearbeitet werden können,

- zur Sicherheit und Beobachtung der Entwicklung des Aufschlusses aufgrund der Wachsamkeit von Amateuren, die Auffälligkeiten melden (Verwerfungen, Erdrutsche, Granaten, Seile ...).

Das Sammeln von Fossilien zu verbieten, führte im Gegenteil zu:

- einem Verlust der touristischen Attraktivität des Aufschlusses,

- einem Verlust des geologischen und paläontologischen Erbes, das durch Erosion zerstört werden wird,

- zum Verlust eines wunderbaren pädagogischen Instruments einer partizipativen Naturwissenschaft,

- einem Risiko der Entwicklung von Illegalität, Spekulation und gefährlichen Verhaltensweisen (nächtliches Sammeln, bei auflaufender Flut …),

- einem Desinteresse der Öffentlichkeit an einer nicht mehr praktizierbaren Wissenschaftsdisziplin. Ein Ausrangieren der Paläontologie, die den Bereich der sinnlichen Erfahrung verlässt, um eine „museale“ Wissenschaft zu werden,

- der Verlust eines Werkzeugs gegen Pseudowissenschaften wie den Kreationismus,

- weniger wissenschaftliche Entdeckungen,

- weniger Überwachung der Küste.

 

Da wir uns in der Phase 2 des Projekts befinden, die im Jahre 2022 stattfindet, sowie in der Phase der öffentlichen Anhörung, bitten wir um Teilnahme an der Diskussion. Anstatt einer Verbotsmaßnahme, die wir für rückschrittlich und kontraproduktiv erachten, schlagen wir vor:

 

- Eine Toleranz für ethisches Sammeln nach dem Vorbild des West Dorset Fossil Collecting Code of Conduct, der ebenfalls jurassische Schichten betrifft.

Der Link auf Englisch: https://jurassiccoast.org/wp-content/uploads/2015/10/West-Dorset-Fossil-Collecting-Code-of-Conduct.pdf 
Der Link für die französische Übersetzung: https://drive.google.com/file/d/1X-XTphL5HDG2Xu4zkSiqoMugdx_RTjnB/view?usp=sharing
- Informationstafeln und Mahnungen an die Gesetzestreue, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren

- Einen Ansprechpartner für jede Stätte zu schaffen, an den sich die Benutzer wenden können, um eine Entdeckung oder eine Gefahr zu melden.

 

Die Mitglieder von Collect’if.

 

 

Um das Collect’if zu unterstützen, können sie sich hier unten melden

NAME Vorname, Eigenschaft/Tätigkeit

[Anmerkung: z. B. folgenden Eintrag vornehmen: MUSTERMANN Manfred, paléontologue amateur, Wohnort, LAND]

Sie können uns hier eine Meinung hinterlassen oder uns auf discord kontaktieren

https://discord.gg/9HHEsCHq5D

 

 

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