Manfred Keller (1937-2012)
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- Veröffentlicht: Freitag, 28. Juni 2013 18:29
- Geschrieben von Wolfgang Ott
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Manfred Keller wurde am 23. März 1937 in Chemnitz (Sachsen) geboren. Infolge von Kriegswirren erfolgte 1945 ein Umzug nach Unterfranken. 1952 verzog er nach Frankfurt am Main, wo er am 31. März 1955 mit dem Bestehen der Gesellenprüfung seine Ausbildung zum Dreher beendete. Seine Berufstätigkeit endete infolge des Konkurses des letzten Arbeitgebers. Er war als Mitglied der IG Metall gewerkschaftlich sehr engagiert und wurde 2008 für 50 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Manfred Keller hat sich in mehreren Vereinen engagiert: in der Arbeitsgruppe Palaeo-Geo e. V., Kelkheim (Main-Taunus-Kreis), im 1. Frankfurter-Schiffs-Modellbau-Club 1970 e. V. und als Obmann im Frankfurter Gartenbauverein „Gneisenau“. Die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft ernannte Manfred Keller, der ihr einen hervorragend erhaltenen Primatenschädel aus der Fossilienfundstelle Messel geschenkt hatte, am 20. März 1998 zu ihrem „ewigen Mitglied“.
Als Amateurpaläontologe suchte er die Grube Messel bei Darmstadt, Baustellen in Frankfurt am Main und viele weitere Fundstellen auf, um dort Fossilien zu bergen. Darüber hinaus galt sein spezielles Interesse der Paläobotanik: So besaß er eine umfangreiche Sammlung versteinerter Hölzer aus aller Welt. Er pflegte einen engen Kontakt zu Wissenschaftlern, denen er interessante Funde zugänglich machte und bei denen er Hilfe bei der Bestimmung suchte. Zudem schenkte er wiederholt von ihm geborgene und präparierte Fossilien an Museen. Einige neu beschriebene Fossilarten sind aufgrund seiner Funde in der Grube Messel nach ihm benannt, mit der Artbezeichnung „kelleri“. Es sind dies ein Primat (Affe), drei Vogelarten und ein Fisch. Im Detail: Der Primat Europolemur kelleri, FRANZEN, 2000, die Vogelarten Paraprefica kelleri MAYR, 1999 (ein Tagschläfer), Plesiocathartes kelleri MAYR, 2002 (ein Kurol) und Protocypselomorphus manfredkelleri MAYR, 2005 (ein Schwalmvogel) sowie der Kurzschnauzen-Knochenhecht Masillosteus kelleri (MICKLICH & KLAPPERT, 2001).
Er war ein gern gesehener, fachkundiger Referent zu fossilienbezogenen Themen. Zur paläontologischen Öffentlichkeitsarbeit trug er auch durch mehrere Beteiligungen an Ausstellungen bei, vor allem denen der Arbeitsgruppe Palaeo-Geo e. V., Kelkheim. Zuletzt brachte er im November 2011 Exponate in die von ihm mitgestaltete Ausstellung „Fossile Schätze aus der Grube Messel“ im Museum Kelkheim ein.
Manfred Keller ist am 6. Januar 2012 nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben.
Seine Frankfurt-Sammlung tertiärer Fossilien mit Schwerpunkt von Fischen bleibt nach dem Willen seiner Geschwister zusammen, damit diese weiterhin für Ausstellungen zur Verfügung stehen.
Wolfgang Ott im Juni 2013
Copyright der Bilder: Forschungsinstitut Senckenberg, Hessisches Landesmuseum
Darmstadt, Rolf Lauffer (lauffervideo.de), Wolfgang Ott
Fossilien, die nach Manfred Keller benannt sind
Europolemur kelleri FRANZEN, 2000, ein Primat (Affe).
Foto: Senckenberg Forschungsinstitut Messelforschung
Protocypselomorphus manfredkelleri MAYR, 2005, ein Schwalmvogel.
Foto: G. Mayr, Forschungsinstitut Senckenberg
Plesiocathartes kelleri MAYR, 2002, ein Kurol (Vogel).
Foto: Wolfgang Fuhrmannek, Hessisches Landesmuseum Darmstadt (HLMD)
Paraprefica kelleri MAYR, 1999, ein Tagschläfer (Vogel). | |
Foto: Forschungsinstitut Senckenberg, Messelforschung | Foto: G. Mayr, Forschungsinstitut Senckenberg |
Masillosteus kelleri (MICKLICH & KLAPPERT, 2001), ein Kurzschnauzen-Knochenhecht.
Foto: Wolfgang Fuhrmannek, Hessisches Landesmuseum Darmstadt (HLMD)
Auswahl weiterer von Manfred Keller in der Grube Messelgeborgener Fossilien
Fledermaus Palaeochiropteryx tupaiodon mit zwei Föten.
Manfred Keller in der Grube Messel.
Ralle Messelornis cristata.
Schildkröten-Pärchen.
Krokodil.
Echse.
Barsch Palaeoperca proxima.
Barsch Amphiperca multiformis.
Schlammfisch Cyclurus kehreri.
Schlange.
Eine Auswahl von Manfred Keller’s Funden in Frankfurter Baustellen
Ahornblatt Acer sp., Schwanheim 2005.
Miesmuscheln Perna sp., Westhafentower 2001.
Unbestimmtes Blatt, Westhafentower 2001.
Druse mit Siderit-Kristallen, Westhafentower 2001, Maßstab: 2 cm.
Stromatolith mit eingeschwemmten Landschnecken, aufgesägt und poliert, Opernturm 2007.
Barsch Morone aequalis, Taunusanlage 2004.
Sandfisch Notogoneus longiceps, beide Seiten, Westhafentower 2001.
Ährenfisch Hemitrichas rotunda, Ausschnitt aus einer Platte mit 130 Fischen, Westhafentower
2001.
Bilder einiger Baustellenbesuche in Frankfurt am Main
29.09.2001 Westhafentower, Speicherstraße.
8.05.2008 Werfthaus, Speicherstraße.
24.01.2004 Mainbuilding, Taunusanlage.
10.09.2011 Im Aartal-Museum.
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