Nachruf: Reinhart Veit aus Velden / Vils (1949-2016)
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- Kategorie: Nachrufe
- Veröffentlicht: Mittwoch, 03. Februar 2016 00:20
- Geschrieben von amaltheus
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Am 17. Januar 2016 ist der weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannte Sammler Reinhart Veit aus Velden an der Vils völlig überraschend gestorben.
Reinhart Veit wurde 1949 in Mühldorf / Inn geboren. Nach einer technischen Lehre ist er zu BMW nach Landshut gewechselt, wo er bis zu seinem Vorruhestand in der Entwicklung gearbeitet hat. Dort hat er den Umgang mit den unterschiedlichsten Materialen (Metall, Kunststoffe, Holz) und das Herstellen von Werkzeugen und Maschinen gelernt.
In dieser Zeit ist auch seine Liebe zu den Fossilien entstanden. Durch seinen Beruf kam er weit herum. Innerhalb weniger Jahre trug er eine beachtliche Sammlung an Jura-Fossilien von den unterschiedlichsten Fundstellen zusammen.
Reinhart Veit auf der Petrefakta, wo er 2002 eine Sonderausstellung
mit Trias Ammoniten bestückte. Das Foto zeigt ihn mit einem Stück aus Nevada (USA).
Schon damals fiel sein außerordentliches Geschick bei der Freilegung von Ammoniten aus härtesten Jura-Gesteinen auf.
Durch seinen Beruf war er in der Lage geeignete Präparationswerkzeuge selber herzustellen. Mit diesen Geräten konnte er Fossilien so vorzüglich präparieren wie nur ganz wenig andere.
Zum ersten Mal in Kontakt mit dem Namen Veit bin ich 1981 in der Dezemberausgabe des Mineralienmagazins gekommen.
Der damalige Autor des Berichts (A. E. Richter) war von dessen Sammlung so begeistert dass er schrieb:
Zitat: „Dann gingen wir in den Sammlungsraum ... und 15 Minuten später war ich der Meinung, dass ich die ca. 20 Jahre meiner Sammeltätigkeit offensichtlich vertrödelt hatte". Und weiter: „Um derartig interessante, zum Teil große und seltene, aber durchwegs wunderschöne Fossilien zusammenzutragen, braucht ein „normaler" Sammler ein Vielfaches der Veit´schen 4 Jahre". Und zuletzt: „Reinhart Veit besitzt wirklich eine Schausammlung wie viele sie anstreben, die aber nur wenige - und dann erst nach langer Sammeltätigkeit - verwirklichen".
In seinem Sammlerleben trug Reinhart Veit mehrmals Spezialsammlungen zusammen … und trennte sich auch wieder von diesen … um Platz für neue Schwerpunktsammlungen zu haben.
Auch das unterschied ihn von den meisten anderen Sammlern.
Zu nennen ist eine Sengenthal-Sammlung (Braunjura), die ich leider nie selber bewundern durfte. Danach spezialisierte er sich auf Ammoniten aus dem Schwarzjura – insbesondere den Schwarzjura Deutschlands und des angrenzenden Auslands.
Durch die Nähe seines Wohnortes zu den Alpen folgten schon bald der Alpine Lias und die Alpine Trias.
Insbesondere die große Liebe zu Trias-Ammoniten führte ihn in der Folgezeit zu vielen Fundstellen rund um den Globus.
Funde aus Deutschland, England, Jugoslawien, Griechenland, Türkei, USA, Spitzbergen, Russland, Himalaya, etc. konnte man in seiner Sammlung bestaunen.
Einen ganz großen Traum erfüllte er sich als er im Vorruhestand mehr Zeit für sein Hobby hatte: Westtimor.
Reinhart Veit mit dem König von Amarasi (Timor).
Von dort waren in älterer Literatur exzellent erhaltene Ammonitenfaunen aus der Trias und aus dem Lias beschrieben.
Als sich die politische Lage vor knapp 10 Jahren entspannte, konnte er dort auf mehreren Expeditionen zahlreiche Ammoniten und andere Fossilien bergen.
Das bloße Anhäufen von Fundstücken stand dabei nie im Vordergrund. Er wollte seine Funde wissenschaftlich bearbeitet sehen. Reinhart Veit arbeitete deshalb eng mit Wissenschaftlern zusammen. Diesen überließ er gerne unbekannte oder besondere Funde. Eine Nautilus-Gattung aus der Trias von Nevada trägt sogar seinen Namen. In dieser Phase seines Sammlerlebens wurde er zu einem der besten Kenner von Triasammoniten weltweit.
Ein Fund aus dem Lias von Timor. Auf dem kleinen Foto links ist die Fundsituation abgebildet.
Große Teile seiner Triassammlung liegen heute in öffentlichen Sammlungen (München, Zürich)
und werden dort weiter wissenschaftlich bearbeitet.
Akurat beschrifteter Fund aus Timor.
Reinhart Veit pflegte aber auch immer einen engen und freundschaftlichen Kontakt zu Sammlern und wissenschaftlichen Präparatoren. Seine Fähigkeiten auf technischem Gebiet und sein Geschick beim Präparieren hatte sich über die Jahre weit herumgesprochen.
Wenn jemand ein Problem mit seinem Druckluftstichel hatte - Reinhart Veit brachte diesen wieder zum Laufen. Irgendwann war es ein logischer Schritt, dass er dazu überging Druckluftstichel nicht mehr nur zu reparieren, sondern komplett aufzubauen. Die umgebauten oder auch neu entworfenen Geräte waren weitaus besser für die Präparation geeignet als zuvor. Mit seinen Geräten arbeiten heute viele Präparationswerkstätten im In- und Ausland und auch unzählige Sammler besitzen einen Veit-Druckluftstichel.
Erstmals persönlich kennen lernen durfte ich Reinhart Veit vor ca. 15 Jahren als ich auf der Suche nach einem neuen Druckluftstichel bei ihm zu Besuch war. Wie schon viele Jahre zuvor A.E. Richter verschlug es auch mir die Sprache als ich die fossilen Schätze in seinem Haus sehen durfte.
Seit dieser Zeit haben wir uns so oft es ging getroffen, um über unser gemeinsames Hobby zu fachsimpeln. Vieles habe ich während dieser Zeit von Ihm lernen dürfen.
Zur Abwechslung mal unterwegs im Lias der Schwäbischen Alb
2 Wochen später war der Fund präpariert, siehe nächstes Bild:
... eine Dumortieria aus dem Toarcium von Aalen.
In der virtuellen Welt des Internets war er eher als „leiser“ Mensch unterwegs (auf Steinkern unter dem Alias: Trachyceras). Vielmehr pflegte er den persönlichen Kontakt mit Menschen oder war im Gelände.
Es gab kaum eine Woche wo er nicht auf Achse war, um Freunde und Bekannte zu besuchen.
Sei es um Ihnen bei technischen Problemen zu helfen oder auch nur um gesellig beieinander zu sitzen.
Wer Ihn kannte … der wusste dass man sich auf Ihn voll und ganz verlassen konnte.
Genau so wünscht man sich einen Freund !
Hier mit unserem gemeinsamen Freund Ede Bernt auf der Petrefakta in Leinfelden.
Noch einen Tag vor seinem Tod war ich bei ihm zu Besuch und er erklärte mir die einzelnen Arbeitsschritte beim Umbau eines Druckluftstichels.
Er zeigte mir seine letzten Präparationsergebnisse - darunter noch unbeschriebene Ammoniten aus der Trias von Timor.
Wenige Stunden nachdem wir uns verabschiedet haben, erhielt ich die Nachricht von seinem überraschenden Tod.
Er wird mir sehr fehlen.
Meine Familie und ich werde ihn immer in bester Erinnerung behalten.
Mein herzlichstes Beileid gilt seiner Frau, seinen Kindern und seinen Enkeln.
Thomas
Vorstellung seiner Sammlung:
Einige besondere Stücke aus der Trias:
Wer sich für Timor Ammoniten interessiert ... im Forum kann man einige Funde von Ihm bewundern:
Trias Ammoniten:
http://forum.steinkern.de/viewtopic.php?f=35&t=10504
http://forum.steinkern.de/viewtopic.php?f=39&t=10430
Lias Ammoniten:
http://forum.steinkern.de/viewtopic.php?f=34&t=10210
http://forum.steinkern.de/viewtopic.php?f=34&t=10213
Nachfolgend einige Funde aus der Trias von Timor:
Ammonitenstufe aus der Trias von Timor.
Zuletzt noch der Fund aus Nevada, den er im ersten Bild in Händen hält.
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