Private Sammlungen

Piesberg, Pampau, Phacopiden - die Sammlung der Schwandts

 

Piesberg, Pampau, Phacopiden (und vieles andere mehr...)

Ein Bericht über die Fossiliensammlung von Heribert und Hedda Schwandt

Heribert und Hedda Schwandt sammeln mit Unterbrechungen seit ihrer Kindheit Fossilien. Es begann mit einigen Ammoniten aus dem Unteren Jura der Tongrube Hellern bei Osnabrück, die in ganz jungen Jahren schon einmal den Lebensweg kreuzten. Viele, viele Jahre später wurde im Urlaub wieder gemeinsam mit den eigenen Kindern gesucht und geklopft. Die Begeisterung war neu entdeckt und die Sammeltätigkeit wurde nach und nach intensiviert. Jetzt sind Hedda und Heribert fast ganzjährig auf fossilen Spuren unterwegs.
Sie lassen einen nicht mehr los, haben sie einen einmal gepackt, die Fossilien!

Nun wohnen die im Osnabrücker Land aufgewachsenen Schwandts schon seit langen Jahren in Oststeinbek bei Hamburg und sind aufgrund der örtlichen Nähe schon oft in Groß Pampau gewesen. Doch auch die alte Heimat Osnabrück wird immer wieder besammelt, was sich gut mit Besuchen bei der dort verbliebenen Verwandtschaft verbinden lässt. Außerdem ist das Norddeutsche Geschiebe eines der Fundgebiete welches am umfänglichsten in der Sammlung vertreten ist.
Ihre fossilen Schätze zeigen Heribert und Hedda gern. So war ein wesentlicher Teil der Schwandtschen Sammlung vor einigen Jahren sogar für eine Weile öffentlich in Ihrem Heimatort ausgestellt und somit vielen Besuchern zugänglich gemacht.
Über die bereits erwähnten Hausfundstellen (Osnabrück, Pampau und ganz Nordostdeutschland mit seinem Geschiebe) hinaus haben sich über die Jahre Funde von fast allen erdenklichen Plätzen der Welt angesammelt. Seien es Trilobiten aus Marokko (teils von Heribert selbst gesammelt oder vor Ort als Rohmaterial gekauft) oder aus Tschechien (Böhmen), Orthoceren aus Schweden, Dactylioceraten und Hildoceraten aus Whitby in England, Amaltheen und Pleuroceraten aus Buttenheim oder Fossilien aus Südfrankreich (Provence und Grands Causses) - von überall gibt es schöne, kuriose, seltene oder pathologische Funde zu bestaunen...

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Abb. 1: Heribert und Hedda Schwandt vor ihrem Haus in Oststeinbek.

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Abb. 2: Vitrinenfach mit schönen Trilobiten. Jeder davon hat seine eigene Geschichte. Es sind Eigenfunde von Reisen (Tschechien, Marokko, Oeland, Geschiebe) und vor Ort Gekauftes dabei. Grundsätzlich ist alles selbst präpariert.

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Abb. 3: Phacops granulops aus dem unteren Devon von Foum Zguid (Marokko). Dank Binokular, ruhiger Hand und feinem Druckluftstichel spitzenmäßig bis in die feinsten Details freigelegt. Respekt!

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Abb. 4: Hollardops mesocristata aus dem Unterdevon Marokkos.

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Abb. 5: Nur 10 mm messender Trilobit, vermutlich zur Art Ornamentaspis crassilimbata gehörig, aus Tarouscht (Marokko). Er stammt aus der Schicht der großen Cambropallas (Mittleres Kambrium)  und wurde aus von den Einheimischen schon abgeschriebenem weil sehr kleinbrockigem Haldenmaterial geborgen. Nachträgliche Präparationsarbeit entfiel weitestgehend.

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Abb. 6: Ein Teil der Ammonitensammlung von Hedda und Heribert. Der größte Teil davon sind Eigenfunde. Vertreten sind als Fundorte unter anderem Unterstürmig (weißschalige Pleuroceraten aus dem Schwarzjura, links unten), Gräfenberg ("Grünlinge" aus dem Weißjura, zentral), Unterkreideammoniten aus Hollwede/Twiehausen (z.B. mehrere feiste Valanginites).

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Abb. 7: Zweimal Provence vom Feinsten. Es handelt sich um verkieste Dufrenoyien aus dem Apt.

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Abb. 8: Pinna iburgensis aus der Unterkreide von Hollwede/Twiehausen. Die ehemalige Fundgrube ist heute ein Fischteich (leider!).

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Abb. 9: Neben viel Fauna ist auch die Flora in der Schwandtschen Sammlung keineswegs unterrepräsentiert. Das Bild zeigt einige der schönsten Funde aus unzähligen (genehmigten!) Besuchen am Piesberg bei Osnabrück.

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Abb. 10: "Indian summer" mit kristallinem Sahnehäubchen, natürlich aus dem Karbon des Piesbergs.

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Abb. 11: In Jahrzehnten des Sammelns im Geschiebe der norddeutschen Kies- und Sandgruben sowie dem Anstehenden der norddeutschen Kreide (Campan, Lägerdorf) zusammengetragene Seeigel (Echinocorys, Galerites etc.).

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Abb. 12: In kreidezeitlichem Flint sitzender regulärer Seeigel.

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Abb. 13: Grünlich-graues Graphtolithengestein des Silur mit Monograptus, gefunden im Geschiebe von Zarrentin.

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Abb. 14: Etwa 6 cm große Schnecke aus der miozänen Tonlinse von Groß Pampau im Kreisherzogtum Lauenburg.

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Abb. 15: Vertreten sind der Dogger von Velpe bei Osnabrück mit Megateuthis giganteus (52 cm) und Megateuthis elliptica (48 cm) aber auch der Lias von Le Clapier, Buttenheim und Kettleness mit Passaloteuthis und Co. Die juvenilen Megateuthen aus Velpe die mit den weißen Pfeilen markiert sind weisen Farbmuster auf.

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Abb. 16: Ein solches Farbmuster einmal aus der Nähe besehen.

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Abb. 17: Tolle Funde aus dem Jura von Osnabrück. Besonders umfangreich vertreten ist der Mitteljura mit Fossilien aus der ehemaligen Tongrube der Staloton Werke Velpe: Trigonia, Myophorella, Strenoceras!

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Abb. 18: Trigonia costata - Fund aus den 50er/60er Jahren, ehemalige Tongrube Hellern bei Osnabrück.

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Abb. 19: Krone von Encrinus liliformis umgeben von Plagiostoma, einzelnen Trochiten und einer Terebratel. Ein Stück Alverdisser Meeresboden.

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Abb. 20: Pleydellia cf. subcompta aus dem Oberen Toarcium (Lias zeta) von Mistelgau bei Bayreuth. Schön zu beobachten ist der weitestgehende Skulpturverlust auf der Außenwindung und dies obwohl die Wohnkammer, die gewiss fast völlig skulpturlos war, fehlt.

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Abb. 21: Nochmals Mistelgau: Kleine aber feine Ammoniten- (Protokonche erkennbar!) und Schneckenbrut.

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Abb. 22: Ein 62 mm großes pathologisches Pleuroceras aus Buttenheim.

Herzlichen Dank für Eure Gastfreundschaft und den Sammlungsrundgang sowie die freundliche Erlaubnis diesen Steinkern-Bericht zu schreiben und mit jeder Menge Bildern auszustatten, Heribert und Hedda!

Sönke Simonsen, Bielefeld den 9. November 2007