Fossilienmuseum im Werkforum des Zementwerks Dotternhausen
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- Kategorie: Museen
- Veröffentlicht: Montag, 08. Mai 2006 19:54
- Geschrieben von Thomas B. (amaltheus)
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Fossilienmuseum im Werkforum des
Zementwerks Dotternhausen
... von Thomas B.
Zementwerke gibt es genügend in Deutschland.
Aber mir ist nur eines bekannt, das sich den Luxus eines eigenen Museum leistet und das zudem hauptsächlich mit Funden bestückt ist, die den werkseigenen Schiefergruben entstammen. Die Rede ist vom Zementwerk in Dotternhausen.
Dotternhausen ist ein kleiner Ort im Vorland der Schwäbischen Alb (Westalb) und liegt
ca. 7 km SW von Balingen an der B27.

Eingang zum Werkforum. Futuristische Architektur ... Außen wie Innen.
Eingangshalle mit Empfang und Verkaufsstelle für Literatur etc.
Eingangsbereich / Abgang zur unteren Ebene
Kunstvoll angelegter Steingarten zwischen den Gebäudekomplexen
Untere Ebene des Museums. Im Vordergrund versteinerte Hölzer.
Nachgebaute Schieferwand (links) ... in der unteren Ebene des Museums.
Das Zementwerk in Dotternhausen besitzt einen großen Steinbruch sowie eine ältere und eine neuere Schiefergrube – alle mit beträchtlichen Ausmaßen.
Der Steinbruch befindet sich auf dem sog. Plettenberg. In diesem wird Weißjurakalk abgebaut der dann über eine Seilbahn ins Tal zur Weiterverarbeitung ins Zementwerk befördert wird. Direkt neben dem Zementwerk schließt sich eine (der zwei) großen Schiefergruben an. In diesen steht hauptsächlich Lias Epsilon (Schwarzer Jura, Unteres Toarcium) bzw. Reste des Lias Zeta (Oberes Toarcium) an. Die zweite ( etwas neuere) Schiefergrube befindet sich einige Kilometer NW der Zementfabrik. Über hermetisch abgeschlossene Förderbändern wird der Tonschiefer direkt ins Zementwerk transportiert.
Die Schiefergruben sind eingezäunt. Das Betreten ist streng verboten !
Fossiliensammeln im den Gruben ist nur im Rahmen von - im Vorfeld vereinbarten Führungen / Exkursionen - möglich !
Teilansicht der alten Schiefergrube die sich direkt hinter dem Zementwerk anschließt.
Diese werden für geologisch-paläontologisch interessierte Gruppen vom Museum durchgeführt. Beim Betreten müssen Schutzhelme getragen werden. Diese können im Museum ggf. ausgeliehen werden. Während solchen Führungen ist das Sammeln
an vorgegebenen Stellen möglich.
Hierzu kann mit PKWs in die weitläufigen Gruben eingefahren werden.
Da in den Schiefergruben ständig gearbeitet wird, sind gute Funde eigentlich immer möglich. Jedoch bedarf es manchmal eines gewissen Arbeitseinsatzes um tolle Stücke zu finden und zu bergen.
Die Zementherstellung in Dotternhausen unterscheidet sich sehr von den sonst üblichen Verfahren. Da die Lias Epsilon Schiefer (auch "Ölschiefer" genannt) einen gewissen Heizwert besitzen, werden diese zunächst verbrandt. Die verbleibenden mineralischen Stoffe werden dann in der Zementherstellung beigemischt.
Somit wird einerseits Energie erzeugt bzw. eingespart, andererseits entsteht so ein Zement höchster Güte.
In den Schiefergruben wird hierzu im großen Stil der schwarz-blaue Tonschiefer angebaut.
Werden beim Schieferabbau wissenschaftl. wertvolle Fossilien entdeckt, so werden diese von Mitarbeitern des Museums geborgen u. präpariert. Die schönsten Stücke sind im werkseigenen Museum ausgestellt. Dieses befindet sich im sog. Werkforum.
Das ist ein sehr schönes und modernes Gebäude auf dem Gelände des Zementwerkes.
Das Werkforum beherbergt zum einen eine Dauerausstellung mit Fossilien die in den Schiefergruben gefunden wurden. Ergänzt werden diese Funde durch Fundstücke aus anderen Jura Schichten der näheren und weiteren Umgebung. Auf diese Weise erhält man einen sehr schönen Einblick in die Juraschichten der betreffenden Gegend.
Hin und wieder gibt es sehr interessante paläontologische Sonderausstellungen.
Parallel dazu finden auch Kunstausstellungen, Konzerte und andere Veranstaltungen statt.
Die Mischung aus Kunst Architektur u. Fossilien macht das Museum wirklich sehenswert.
Kunstwerk im Museum
Das Museum beherbergt viele Fossilien – ohne dass es überladen ist.
Auch werden die gezeigten Fossilien ansprechend und übersichtlich dargestellt.
Zu sehen sind Fischsaurier, Krokodile, Seelilien, Fische, Flugsaurier, Ammoniten, Belemniten, Krebse, Würmer, Muscheln, Schnecken und Hölzer.
Durch den Vergleich mit heutigen Lebewesen wird versucht, dem Besucher ein möglichst anschauliches Bild des Jura-Meeres zu vermitteln.
Fischsaurier
3-D erhaltener Kopf eines Fischsauriers
Nochmals ein 3-D erhaltener Fischsaurierkopf.
Detailansicht der Schnauze ... des zuvor abgebildeten Fischsaurier-Kopfes.
Typischer Laibstein. Von Außen ist manchmal zu sehen, ob sich darin
ein Fossil befindet. Aber meist sind die Laibsteine leer.
Ein Laibstein - mit Fisch - der sich in Präparation befindet. Ob ein Fisch im Laibstein ist sieht man manchmal am Rand der Knolle weil die Schwanzflosse meist aus der Knolle hinausläuft.
Ein fertig präparierter Fisch. Wie so oft ... fehlt die Schwanzflosse weil dieseaus der Knolle hinausragte.
Bei diesem Fund lag der Fisch praktisch an der Oberfläche des Laibsteins.
Hohlform eines Ammoniten (Hildoceras). Lt. Beschreibungstext (oben rechts) befindet sich in dem Laibstein auch ein Fisch. Diese kann man z.B. an dem schwarzen Streifen erkennen der an einer Stelle in der Mitte des Laibsteins verläuft. Der "schwarze Strich" ist dann der Querschnitt der Schwanzflosse die aus dem Stein hinausragte.
Solche plattgedrückten Ammoniten sind viel typischer und häufiger ... wie
z.B. das zuvor abgebildete körperlich erhaltene Exemplar. Solche Ammoniten
sind in der Schiefergrube zahlreich zu finden.
Fund in der Schiefergrube ... direkt nach der Bergung. Harpoceraten in dieser Größe (ca. 30cm) kommen relativ häufig vor ... wenn man die entsprechende Schicht erwischt bzw. aufgedeckt bekommt. Nicht immer sind die Funde jedoch so gold-gelb wie in diesem Falle. Die Erhaltung hängt vom Verwitterungsgrad der Schiefer ab.
Das Hangende der Schiefer bildet am manchen Stellen der Lias Zeta.
Eine Bank im Lias Zeta kann komplett erfüllt sein mit Resten
des Ammoniten "Lytoceras jurense". Deshalb wird die Bank auch Jurensis-Bank
genannt. Deneben kommen auch noch Grammoceraten vor.
Eine Auswahl mit besonders schönen Stücken ist im Museum so montiert,
dass man beide Seiten der Jurensis-Bank betrachten kann.
Rampe die die beiden Ebenen des Museums miteinander verbindet.
Mit einer solchen Seilbahn wurden bzw. wird noch immer (??) der
Weißjurakalk vom Steinbruch Plettenberg ins Tal zum Zementwerk befördert.
Im oberen Stockwerk (also EG) des Museums werden hauptsächlich
Fossilien präsentiert, die in der näheren Umgebung in den Jura Schichten
gefunden wurden.
Von Dienstag bis Donnerstag ist es von 13:00 bis 17:00 geöffnet.
An Sonn- u. Feiertagen von 11:00 bis 17:00
Vom 1.12. bis 6.1 ist das Museum geschlossen.
Homepage des Museums (incl. aktuelles Ausstellungsprogramm u. Öffnungszeiten):
(www.werkforum.de)
Für einen Besuch sollte man mind. 1 Std. einplanen.
Im Außenbereich des Museums gibt es einen jederzeit frei zugänglichen Klopfplatz auf dem hin und wieder frischer Schiefer abgekippt wird. Darin lassen sich teilweise schöne Schiefer-Fossilien finden. Jedoch sollte man geeignetes Werkzeug mit sich führen (Hammer u. Flachmeissel).
Klopfplatz vor dem Museum. Dieses Bild hab ich irgendwo im Internet gefunden ... weiss jedoch nicht mehr wo !
Im Museum gibt es einen sehr schön gemachten bebilderten Führer.
Siehe hierzu: http://www.steinkern.de/forum/viewtopic.php?t=239
Geschichte des Werkforums / Museums
(Text unveränd. übernommen von der Homepage der Fa. Holcim):
Das Zementwerk Dotternhausen wurde 1939 von Rudolf Rohrbach gegründet und bis 2004 von seinem Sohn Gerhard Rohrbach erfolgreich geführt. Rohrbach Zement wurde zum Jahresende 2004 mit der Holcim (Baden-Württemberg) GmbH fusioniert. Damit ging der Firmenname in die Unternehmensgeschichte ein. Das Zementwerk heißt seit 2005 Holcim (Baden-Württemberg) GmbH. Das Werkforum ist das Ergebnis eines landesweit ausgeschriebenen Architekten-Wettbewerbs. Realisiert wurde der Vorschlag des Architekturbüros Böbl&Frey aus Göppingen. Zum 50. Firmenjubiläum von Rohrbach Zement im Jahr 1989 wurde das Werkforum eingeweiht. Das besondere Faible für die schönen Künste hat Geschichte und Tradition: der Gründer des Zementwerks Dotternhausen, Rudolf Rohrbach und sein Sohn, der das Unternehmen bis 2004 leitete, haben von 1955 an ununterbrochen Mitarbeiter, Nachbarn und Interessierte zu Kunst und Kultur ins Werkforum oder die Festhalle Dotternhausen eingeladen. Diese Tradition ist fest verankert und wird ununterbrochen fortgeführt.
Wie bereits weiter oben gesagt ... die Schieferfunde werden ergänzt durch Objekte aus anderen Jura Schichten der Umgebung. Anbei einige Beispiele.
Großammonit aus dem sog. Arietenkalk (Schwarzer Jura, Lias Alpha)
Großammonit aus dem sog. Arietenkalk (Schwarzer Jura, Lias Alpha)
Großammonit aus dem sog. Arietenkalk (Schwarzer Jura, Lias Alpha)
Wand mit einigen Weißjura Ammoniten (es gibt noch mehr Weißjura im Museum !!)
Natürlich gibt es auch Braunjura Vitrinen, jedoch hab ich von diesen - aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse - damals keine Bilder machen können.