Nicht nur für Fossiliensammler eine Reise wert: Die neuen NaturWelten im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover

Das Niedersächsische Landesmuseum Hannover ist in einem repräsentativen, 1902 im Stile der Neorenaissance errichteten Gebäude am Rande des Maschparks untergebracht. Der Bau sollte dem bereits 1856 in Gegenwart von Georg dem Fünften (König zu Hannover) eingeweihten "Museum für Kunst und Wissenschaft" mit seiner rasch angewachsenen Kollektion neuen Platz bieten. Aus der später "Museum der Provinz Hannover" bzw. „Provinzialmuseum“ genannten Sammlung wurde 1933 das "Landesmuseum" und schließlich 1950 das "Niedersächsische Landesmuseum Hannover". Das Museum kann demnach auf eine lange zurückreichende Sammlungstradition und entsprechend reichhaltig bestückte Archive zurückgreifen.

Derzeit wird das Landesmuseum schrittweise zum "WeltenMuseum" fortentwickelt, dass sich in "NaturWelten" (Naturkunde und Biologie), "MenschenWelten" (Archäologie und Völkerkunde) und "KunstWelten" gliedern wird. Die "NaturWelten", auf die sich dieser Artikel beschränkt, wurden im Jahr 2014 bereits fertiggestellt.

 

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Abb. 1: Das Niedersächsische Landesmuseum Hannover am Maschpark.

 

In den vergangenen zwei Jahren eröffnete das Niedersächsische Landesmuseum Hannover nacheinander zunächst die "WasserWelten" (November 2013), es folgten im März 2014 die "LandWelten", im Juli 2014 waren dann auch die "KüstenWelten" und die "LuftWelten" fertiggestellt und komplettierten die neue naturkundliche Dauerausstellung "NaturWelten".

Der Neugestaltung des Museums, die das ehemalige "Vivarium" mit lebenden Tieren und die "Naturkunde" miteinander vereint, wurde durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die Stiftung Niedersachsen, die Rut- und Klaus-Bahlsen Stiftung, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die Klosterkammer Hannover, Bingo! Umweltstiftung Niedersachsen, die RHH-Stiftung sowie die Dr. med. Helene-Marie Fastje-Stiftung finanziell ermöglicht. Ich erwähne dies deshalb, weil die moderne und aufwendige Machart der Ausstellung ohne die großzügige Unterstützung der Förderer undenkbar gewesen wäre, wie Dr. Annette Richter (Leiterin der Abteilung Geowissenschaften am Landesmuseum) zu Beginn Ihrer Führung unterstrich.

Für Fossiliensammler ist der Vergleich von fossilen Objekten zu deren lebenden Verwandten äußerst reizvoll, kann man sich doch auf diese Weise am ehesten ein Bild davon machen, wie die steinernen Zeugen – von denen meist nur die Hartteile fossil überliefert wurden – vor Jahrmillionen gelebt und ausgesehen haben. Am liebsten würde der Sammler Besuchern seiner heimischen Kollektion zu jedem Fossil sogleich das rezente Pendant (soweit vorhanden, sonst eben einen möglichst nahen Verwandten) präsentieren. Was für den privaten Sammler ein ewiger Wunschtraum bleiben wird, ist in den NaturWelten des Niedersächsischen Landesmuseums in den letzten Jahren schrittweise Realität geworden und ein wesentlicher Grundgedanke des neuen Ausstellungskonzepts.

 

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Abb. 2: "Tauchgang" in die WasserWelten, die allerlei reizvolle Vergleiche von fossilen und rezenten Lebewesen bieten.

 

In den WasserWelten, die am Beginn des Rundgangs stehen, tauchen wir ins tiefe Blau des Meeres ein. Dieser Einstieg ist mit seinem starken Kontrast zum Alltag geschickt gewählt, die vorherigen Ereignisse, z. B. die mühsame Parkplatzsuche in der Innenstadt von Hannover, sind in dieser Atmosphäre sofort vergessen und man kann sich ganz auf die Ausstellung konzentrieren.

In den WasserWelten entdecken wir z. B. neben der Vitrine mit dem fossilen Rochen Heliobatis einen rezenten Rochen im Aquarium, fossile Korallen stehen farbenprächtigen rezenten Korallen gegenüber, in den LandWelten begegnen sich wiederum fossile und rezente Reptilien - so teilt sich ein fossiles Plateosaurus-Skelett mit rezenten Bartagamen das Terrarium. Durch die reibungslose Zusammenführung von paläontologischen und biologischen Aspekten dürften die fossilen Exponate dem Laien künftig sehr viel mehr "sagen", als wenn die Fossilien in einer separaten Abteilung gebündelt wären, die möglicherweise nach einem flüchtigen Blick allzu schnell als "Rubrik für (vermeintlich) verstaubte tote Tiere" abgehakt und kaum weiter berücksichtigt worden wäre. Für den Fachbesucher stellt es dagegen keinen Abstrich dar, wenn er für die Besichtigung der Fossilien die ganze Ausstellung betrachten muss, weil die Fossilien in ein ganzheitliches Konzept integriert sind, im Gegenteil – die interdisziplinäre Darstellung hat auch für den Fachmann ihren Reiz, der sich so mit einigen Querbezügen konfrontiert sieht, die bei der Beschäftigung mit dem "toten Objekt" manchmal etwas in den Hintergrund zu geraten drohen.

 

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Abb. 3 a-c: Ein fossiler Rochen (Heliobatis) aus dem Eozän von Wyoming und ein rezenter Verwandter. Man wagt kaum zu entscheiden, in welcher Form einem die eleganten Tiere besser gefallen. Pflegeleichter ist sicherlich das Fossil!

 

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Abb. 4: Im Bereich mit den Invertebraten in den WasserWelten wird ganz bewusst etwas "geprunkt" – hier passt dies auch, denn so kann sich der Betrachter am besten ein Bild von der erdgeschichtlich und noch heute in den Weltmeeren anzutreffenden Artenvielfalt, Formenvielfalt und Farbenpracht der Mollusken, Stachelhäuter etc. machen.

 

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Abb. 5: Fossile Bootshaken-Schnecke Harpagodes aus dem Kimmeridgium des Mönkeberges bei Hannover-Ahlem und ihre rezente Entsprechung. Die langen Fortsätze dienen der Gastropode dazu, dass diese bei der Fortbewegung nicht im duktilen Sediment einsinkt (Schneeschuhprinzip).

 

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Abb. 6: Darf auch in der Ausstellung des Landesmuseums nicht fehlen: der Nautilus als klassisches "lebendes Fossil", dargestellt durch einen fossilen Nautilus-Steinkern, ein rezentes Sägepräparat - das wunderbar den Kammerbau im Inneren des Gehäuses zeigt - und eine Lebendrekonstruktion.

 

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Abb. 7: Ein herausragendes Schaustück aus der "Wasserwelt" ist dieser Ichthyosaurier aus der Gegend von Watchet (Somerset). Das Stück gewinnt an Attraktivität durch die rundherum eingebetteten perlmuttschaligen Psiloceras johnstoni, für die der Fundort bekannt ist. Ein Ammonit liegt unmittelbar auf den Rippen des Ichthyosauriers, die sich durch den Ammoniten hindurch prägen – keinesfalls handelt es sich bei diesem Ammoniten um eine Intarsie.

 

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Abb. 8: Hintere Paddel des Ichthyosauriers von Somerset nebst Psiloceras johnstoni. Man mag kaum glauben, dass die schönen Ammoniten so optimal neben dem Ichthyosaurier lagen, aber möglich ist das in den entsprechenden Schichten durchaus. Es könnte sich aber auch z.T. um angesetzte, besonders schöne Platten handeln. Hier wäre der Präparator gefragt, das Stück ist ein Zukauf des Landesmuseums. Ob nun alle Ammoniten tatsächlich in dieser Nähe zum Ichthyosaurier eingebettet vorlagen oder nicht, es ist ein wunderbares Schaustück und präparatorisch gut dargestellt!

 

Auch der Generation der "digital natives" droht keine Langeweile, denn die modernen Medienstationen und interaktive Elemente entsprechen den Anforderungen des digitalen Zeitalters, wie wohl nur in wenigen anderen paläontologischen Museen in Deutschland.

Das eine oder andere Exponat darf übrigens auch angefasst werden – wer noch nie einem Ichthyosaurier "auf den Zahn gefühlt hat" (das dürfte auch für einige "eingefleischte Fossiliensammler" gelten), kann das in Hannover nachholen!

 

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Abb. 9: Exponat zum Anfassen: ein Stück einer Schnauze eines plastisch erhaltenen Ichthyosauriers aus dem Jura von Samara (Russland) darf von den Besuchern berührt werden.

 

Zu den Exponaten finden sich auf Bildschirmen mit Touchscreen-Funktion überwiegend gut aufbereitete Informationen, nur vereinzelte Datensätze müssen noch nachgerüstet werden. Frau Dr. Richter betonte, dass immer noch daran gearbeitet werde einige "Kinderkrankheiten" der Ausstellung abzustellen, aber uns als Besuchern ist kaum noch Optimierungspotential aufgefallen.

Die hinter den Displays steckenden Datensätze sind in mehreren Kategorien von unterschiedlicher Komplexität verfügbar, die sich an den unterschiedlichen Wissensbedürfnissen, resultierend aus Lebensalter und Bildungshintergrund der Besucher orientieren, von der "Kurzinfo", über eine etwas ausführlichere und einfach verständliche Erklärung bis hin zur "Fachlexikon-Qualität", die auch für den Fachbesucher noch unbekannte Informationen liefert. So kann sich jeder nach seinen Bedürfnissen und dem individuell verfügbaren Zeitfenster für den Rundgang durch die Ausstellung informieren. Neben den Vitrinen abgedruckte Texte erläutern stets die Themenabschnitte in kurzer Form und mit Akzentuierung einzelner Aspekte. Dioramen und Fotos stimmen den Betrachter optisch auf die Themengebiete ein.

Im Lentikulardruck erzeugte Wechselbilder, die die heutige Landschaft mit jener aus der erdgeschichtlichen Vergangenheit verbinden, werden öfter verwendet. Je nach Blickwinkel auf ein solches Bild sieht man so z. B. entweder eine heutige Grube, in der kreidezeitliche Fossilien gefunden werden können oder aber das kreidezeitliche Epikontinentalmeer mit seiner Lebewelt – das sich vor diversen Jahrmillionen an gleicher Stelle befand.

 

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Abb. 10 a-c: Wechselbild – je nach Blickwinkel zeigt sich entweder die rezente Umwelt (hier ein Kreide-Steinbruch bei Hannover) oder die urzeitliche (das kreidezeitliche Epikontinentalmeer).

 

Das Landesmuseum setzt sowohl bei den fossilen als auch bei den rezenten Exponaten immer wieder regionale Schwerpunkte, räumt gleichwohl aber auch weltweiten Themen genügenden Platz ein, und gibt Einblick in unterschiedliche Lebensräume rund um den Globus. Die Gliederung orientiert sich an den eingangs beschriebenen „Welten“ (Wasser, Land, Küste, Luft), in die wiederum räumlich gegliedert regionale oder thematische Schwerpunkte integriert wurden. Die einzelnen Themenabschnitte sind optisch klar gegeneinander durch die farbliche Gestaltung der Wände und Vitrinen abgehoben.

 

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Abb. 11: Hier findet sich der Sammler wieder: Eine Vitrine mit Exponaten aus dem Hannoverschen Campan (außer dem großen Sonnenschwamm rechts oben, zu dem leider kein Fundort bekannt ist).

 

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Abb. 12: Stücke wie sie in der Kreide von Hannover jeder finden kann, ein Micraster ist es auf jeden Fall (das Fragezeichen kann man sicherlich streichen), bei der Art muss ich passen.

 

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Abb. 13: Eines der ansprechendsten Campan-Exponate in der Vitrine ist in meinen Augen dieser Schwamm mit aufgewachsenem Röhrenwurm.

 

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Abb. 14: In der Nähe der Campan-Vitrine stoßen wir auf diesen Barrakuda-artigen Raubfisch der Gattung Enchodus. Die Beschriftung im Museum ist hier bislang noch etwas knapp, allerdings ist das Exemplar ein Abbildungsoriginal zum APH-Heft 1/2011. Im Artikel von Udo Frerichs "Fossile Fische aus den unterturonen Schwarzschieferschichten der ehemaligen Mergelgrube HPCF II" http://www.ap-h.de/download/2011_1.pdf kann man mehr über diesen und weitere Funde aus dem Schwarzschiefer erfahren.

 

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Abb. 15: Eine Vitrine mit rezenter Fauna der Nordsee, deren Markenzeichen das Wattenmeer ist.

 

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Abb. 16: Die Mittelmeer-Vitrine wird beherrscht von einer großen Steckmuschel (Pinna).

 

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Abb. 17: Ein etwas überschaubareres "Meer", aber dafür unweit von Hannover gelegen, ist das Steinhuder Meer. Die Vitrinen zeigen Tiere, die dort beheimatet sind. Nebenan kann man sich auch über die Lüneburger Heide und ihre Tier- und Pflanzenwelt unterrichten.

 

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Abb. 18: Nein – dies ist nicht die Angebotspalette eines globalen Fliesenhändlers. Diese "Station" des Rundgangs gibt Aufschluss über diverse Gesteinstypen, die den Oberkategorien Sedimentgesteine (Sedimentite) und Umwandlungsgesteine (Metamorphite) angehören.

 

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Abb. 19: Der "Paläo-Karibik" wird im Landesmuseum die moderne Karibik gegenüber gestellt. Das Bild zeigt Ammoniten, Belemniten und Brachiopoden aus dem Oberjura des heute bebauten Lindener Bergs und des Tönniesberges in Hannover – die Lokalitäten müssen somit leider mehr oder weniger als erloschen betrachtet werden. Das Wissen um die Fundstellen und das Zusammentragen des Sammlungsbestands ist dem Fossiliensammler Carl E.F. Struckmann (1833-1898) zu verdanken, wie wir dem Begleittext zur Vitrine entnehmen können. Sein Verdienst für die regionale Paläontologie wird unter dem Text sogar mit einem Konterfei gewürdigt.

 

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Abb. 20: Eine der herausragendsten Versteinerungen aus der Sammlung Carl Struckmanns ist das Skelett der Brückenechse Kallimodon pulchellus vom Lindener Berg, dem verdientermaßen eine geschmackvolle Einzelpräsentation – integriert in die "Paläo-Karibik-Vitrine" gewidmet wurde.

 

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Abb. 21: Wir wechseln den Kontinent – Willkommen in Südamerika! Hier wird ein Einblick in die Artenvielfalt des "Dschungel Eldorados" gegeben, aber auch Mineralien und Fossilien werden gezeigt.

 

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Abb. 22 a und b: Dieser rezente Leguan kann von seinem erhöhten Aussichtspunkt aus einen Blick auf seinen frühen permzeitlichen Verwandten Eryops megalocephalus in einer benachbarten Vitrine und die Museumsbesucher werfen, durch die er sich nicht aus der Ruhe bringen lässt.

 

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Abb. 23: Dr. Annette Richter gibt Erläuterungen zu einer Platte aus der Unterkreide (Berriasium) von Münchehagen, die den Fußabdruck eines Iguanodonten und eines Raubsauriers trägt, direkt daneben wird auch die Gegendruckplatte präsentiert.

 

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Abb. 24: Dieser Raubdinosaurier Neovenator könnte ein möglicher Verursacher der Raubdinosaurierfährte auf der zuvor gesehenen Platte gewesen sein. Die Rekonstruktion befindet sich halb im Inneren des Gebäudes im Bereich der LandWelten und halb außerhalb. Abermals eine ausgezeichnet umgesetzte Idee, durch die drinnen etwas vom kostbaren Platz gespart werden konnte, insbesondere aber wurde für den Innenhof des Museums – der im Sommer inklusive Restauration zum draußen sitzen einlädt – eine Attraktion geschaffen, die Lust darauf macht, sich die Ausstellung im Inneren des Hauses anzusehen, speziell Besuchern der anderen Abteilungen des Museums, die durch die Glasfassade vom Innenhof aus einige Expponate der LandWelten sehen können.

 

Wenn bei den Abbildungen in diesem Bericht bevorzugt Fossilien gezeigt werden, dann liegt das nicht an einer Unausgewogenheit der Ausstellung, sondern ausdrücklich daran, dass ich diesen Aspekt für den Steinkern-Bericht bewusst in den Fokus gerückt habe. Die Paläontologie kommt in dem neuen Ausstellungskonzept aber auch unabhängig davon durchaus gut zur Geltung. Natürlich hätte Frau Dr. Annette Richter gerne noch "vieeeeeel mehr" Exemplare aus dem reichhaltigen Archiv (ausgestellt sind nur wenige Prozent der Sammlung) in die Ausstellung einbezogen, aber räumlich sind gewisse Grenzen vorgezeichnet – und sehr viel mehr könnte das Auge auch an einem Tag gar nicht aufnehmen.

 

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Abb. 25: Aus dem Obernkirchener Sandstein (Berriasium, Unterkreide) kennt man vor allem Saurierfährten. Was weniger bekannt ist, sind Skelette der Fährtenverursacher selbst, was dem hierfür suboptimalen Überlieferungsmilieu geschuldet ist. Allerdings wurden im Obernkirchener Steinbruch beim Zurichten von Gesteinsplatten durch den Werksbetrieb bemerkenswerte in Hohlraumerhaltung vorliegende Krokodilreste gefunden und mittlerweile erfreulicherweise dem Landesmuseum überlassen. Das Foto zeigt die Unterkieferspitze und einen Wirbel von Goniopholis sp.

 

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Abb. 26: Wo es an Platz fehlt, wird man In Hannnover erfinderisch. Unter der Wirbelsäule eines ausgestorbenen Reptils (Plateosaurus engelhardti, es handelt sich hierbei um einen Abguss) ist immer noch genug Platz für quicklebendige Streifenköpfige Bartagamen (ebenfalls zu den Reptilien gehörig), die in Australien heimisch sind.

 

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Abb. 27: Eine Vitrine kurz vor dem Ausgang zeigt Fossilien aus dem Oberjura von Oker (Langenberg), hierbei handelt es sich u.a. um Knochenmaterial des verzwergten Langhalsdinosauriers Europasaurus holgeri. Die Exponate aus dieser Vitrine sind Leihgaben des Vereins zur Förderung der Niedersächsischen Paläontologie e.V.

 

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Abb. 28: Abschließend noch ein Foto einer Voliere aus den LuftWelten. Da es konservatorische Bedenken gegen eine Dauerbeleuchtung gab, wurde eine "Spotlight-Schaltung" eingerichtet, die die unterschiedlichen Vögel abwechselnd und jeweils nur kurzzeitig anstrahlt.

 

In der Umgebung der Voliere sind einige besonders seltene zoologische Exponate ausgestellt, beispielsweise auch von Vogelarten, die der Mensch ausgerottet hat und von denen nur wenige Exemplare in historischen Sammlungen konserviert vorliegen (so z. B. ein Riesenalk, ein flugunfähiger Vogel, von dem leider um 1800 die letzten Exemplare von Menschen getötet wurden).

Pflanzenfossilien vom Piesberg – Niedersachsens karbonzeitlichem "Paläo-Dschungel" – werden übrigens genauso gezeigt, wie Pflanzenfossilien aus der Unterkreide der Region. Auch der Paläobotaniker kommt also auf seine Kosten!

Im Bericht habe ich mich bei der Auswahl von 287 Fotos bewusst auf rund ein Zehntel beschränkt. Dies dürfte für einen kleinen Einblick – der hoffentlich Lust auf mehr macht – genügen, nimmt aber gleichzeitig einem eigenen Besuch noch nicht zuviel vorweg.

Der Reichtum des Großraums Hannover an Fossilien wird vorwiegend anhand von Exponaten aus Kreide und Oberjura präsentiert. Unter den Ausstellungsstücken waren für mich einige Überraschungen, wie z. B. Krokodilreste aus dem Berriasium (Unterkreide) von Obernkirchen und vielfältiges Fossilmaterial aus dem Unteren Korallenoolith des Tönniesberges bei Hannover, von deren Vorhandensein ich keine Kenntnis hatte. Mit der Präsenz der erst in den letzten Jahren geborgenen Dinosaurierfährten aus dem Obernkirchener Sandstein und der Hannoverschen Oberkreide hatte ich dagegen fest gerechnet und wurde nicht enttäuscht. Eines der herausragenden Exponate ist für mich der Barrakuda-artige Raubfisch Enchodus aus dem unterturonen Schwarzschiefer der ehemaligen Mergelgrube HPCF II bei Hannover, auf dessen Besichtigung ich mich schon gefreut hatte, wusste ich doch, dass sich dieser fast einen Meter lange Fisch im Besitz des Landesmuseums befindet. Internationale Schaustücke, wie z. B. der Ichthyosaurier aus Somerset (England) oder eine große Fächerpalme von Monte Bolca (Italien) runden das Bild einer sehenswerten Schau ab.

Als Fossiliensammler würde ich mir wünschen, wenn es sich irgendwie und irgendwann einmal räumlich ergibt (der Platz ist fraglos begrenzt), dass noch eine Vitrine mit den Fossilien der Niedersächsischen Unterkreide eingerichtet wird (Resse, Engelbostel, Sarstedt, Sachsenhagen, Vöhrum - die Liste der Fundorte ist lang). Hier existiert in Privatsammlungen hervorragendes Material (vielleicht auch im Archiv des Landesmuseums), das m.W. noch kein Museum in größerem Umfang in einer Dauerausstellung zeigt und das einen weiteren regionalen Eckpfeiler der Ausstellung darstellen könnte. Das Fossilmaterial aus diesen Schichten ist so exzellent erhalten, dass es einen hohen Schauwert hat, auch und gerade für den Laien.

 

Fazit

Das Niedersächsiche Landesmuseum bietet mit seinen NaturWelten eine modern gestaltete Dauerausstellung, die aus meiner Sicht jederzeit einen Besuch wert ist und zwar sowohl für Kinder, Schüler interessierte Laien und Fossiliensammler als auch für Wissenschaftler. Zu dem gelungenen zukunftsweisenden Konzept und dessen guter Umsetzung kann man allen Beteiligten nur gratulieren!

Wie sehen andere Besucher die „NaturWelten“ und das neue Konzept – gewöhnungsbedürftig oder gelungen? Den Vergleich zur früheren Ausstellung kenne ich z. B. leider nicht und konnte ihn daher nicht in den Bericht einfließen lassen, wie fällt dieser aus? Eine Diskussion im Steinkern.de Forum zu diesen und anderen Punkten ist gerne erwünscht.

 

Dank

Mein herzlicher Dank gilt Frau Dr. Annette Richter (Niedersächsisches Landesmuseum) für die Einladung und unterhaltsame Führung durch die NaturWelten und die Erlaubnis zum Fotografieren sowie Herrn Dr. Rainer Ebel (Arbeitskreis Paläontologie Bünde), der mich auf die sehenswerte neue Ausstellung aufmerksam gemacht und den Kontakt vermittelt hatte.

 

Informationen über Öffnungszeiten, Anreise etc:

www.landesmuseum-hannover.niedersachsen.de