Buchvorstellungen

Buchrezension: Aus Holz wurde Stein: Fossiles und „versteinertes“ Holz aus Wetterau, Vogelsberg, Spessart, Rhön und Franken

Holzbuch Cover ---

Aus Holz wurde Stein:
Fossiles und „versteinertes“ Holz

aus Wetterau, Vogelsberg, Spessart, Rhön und Franken

- über 250 Jahre Foschungen -

 

Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Museums der Stadt Aschaffenburg

Band 31

Herausgegeben von Joachim Lorenz

 

Katalog zu einer temporären Ausstellung

 

Format: 22 x 30 x 3 cm, 430 Seiten mit 1281 Abbildungen

Hardcover, klassische Buchbindung

Gewicht. 2,55 kg

ISSN: 0939 - 1944

ISBN: 978-3-00-077708-0

 

Preis: 49,95 €

 

 

„Der erste Eindruck ist entscheidend.“ – dieser Spruch wird häufig verwendet und trifft oft auch inhaltlich zu. So war es jedenfalls bei diesem Buch. Angekündigt als Ausstellungskatalog, hielt ich nach dem Auspacken des Pakets ein großes, schweres Buch mit stabilem Kartoneinband und metallverstärkten (vergoldeten!) Ecken in der Hand. Aufgeschlagen, ging es bereits mit der ersten Innenumschlagseite fulminant los: Diese zeigt Impressionen aus dem Petrified Forest National Park in Arizona (USA).


Im Inhaltsverzeichnis erhält man anschließend einen Überblick über die Themenfülle und Schwerpunkte des Buches. Es folgen die Vorstellung der Autoren, das Vorwort und nach einem kurzen Abstecher – wieder in den Petrified Forest National Park in Arizona – nehmen uns die Autoren mit in die faszinierende Welt der Pflanzen.


Eingangs erfolgt eine ausführliche Einführung in die Anatomie, Fossilisation und Entwicklungsgeschichte der Pflanzen.

 


Holzbuch 39 40 Doppelseite 860px

Auf dieser Doppelseite (S. 39/40) wird eindrucksvoll in Wort, Bild, Skizzen und Rekonstruktionen ein Einblick in Teile der Devon-Flora vermittelt.

[Die in der Rezension wiedergegebenen Auszüge aus dem Buch dürfen mit freundlicher Erlaubnis des Autors auf Steinkern.de gezeigt werden und können durch Anklicken vergrößert werden.]

 

Weiter geht es mit Informationen über die verschiedenen Erhaltungszustände von fossilem Holz sowie einer ausführlichen Abhandlung der Pseudomorphosen von Mineralien nach Holz.


Vollgestopft mit sehr viel Grundwissen und mit zahlreichen Informationen versorgt, wenden wir uns jetzt dem eigentlichen Katalog der Fundorte für fossile Hölzer zu:


Holzbuch 133 134 Doppelseite 860px

Auf dieser Doppelseite (S. 133/134) wird die Karte des Einzugsgebietes der besprochenen Lokalitäten gezeigt.

 

Danach werden auf über 200 Seiten die fossilen Hölzer der einzelnen Lokalitäten nach Zeitalter erschöpfend in Wort und Bild behandelt.

 

Holzbuch 195 196 Doppelseite 860px

Diese Doppelseite (S. 195/196) vermittelt einen Eindruck über Aufbau und Vielfalt des Katalogs der Kieselhölzer.

 

Es werden zahlreiche Kieselhölzer im unbearbeiteten Zustand, als Anschliffe, in Form von Digitalmikroskop-Fotos und darüber hinaus auch sehr viele Dünnschlifffotos gezeigt. Der Autor Joachim Lorenz widmet sich insbesondere sehr intensiv der zerstörerischen Arbeit von Pilzen und deren Erscheinungsbild in Kieselhölzern. Unzählige Dünnschliffe werden abgebildet und ausgewertet. Auch chemische Analysen fehlen nicht und werden tabellarisch dargestellt.

 

Holzbuch 317 318 Doppelseite 860px

Doppelseite 317/318: Auf der linken Seite werden ein Längs- und ein Querschliff gezeigt, welche Fäulnisbildungen am Kieselholz schon mit bloßem Auge erkennen lassen. Auf der rechten Seite werden diese Bildungen anhand von Dünnschliffen dem Leser eindrucksvoll vorgestellt und ausführlich erklärt.

 

Nach diesem wirklich beeindruckenden und sehr umfangreichen Kapitel wendet sich der Autor in mehreren kurzen Kapiteln weiteren Themen zu. Über Klimaaussagen (Paläoklima), fossile Hölzer aus aller Welt, Museen, Wirtschaft (Bearbeitung, Verwendung, wirtschaftliche Bedeutung und Handel mit fossilen Hölzern) bis zum Sammeln (Sammler und deren Sammlungen). Es folgen die Danksagung an all die Helfer und Freunde, die zum Gelingen des Buches beigetragen haben und eine 17-seitige(!) Literaturaufführung, die abschließend nochmals aufzeigt, wieviel Recherchearbeit in diesem Werk steckt.


Wer jetzt denkt, man ist am Ende des Buches angelangt: weit gefehlt! Weiter geht es mit dem Kapitel Methodik, worin die Verfahren zur Erstellung der Beiträge in diesem Buch vorgestellt und erläutert werden. Mit einem aufschlussreichen Epilog und einem groben Wörterverzeichnis kommt man dann doch zum Schluss und mit den Bildern auf der Buchrückseite ist dieses wundervolle Buch dann tatsächlich zu Ende.

 


Fazit

„Aus Holz wurde Stein: Fossiles und „versteinertes“ Holz“ ist ein umfassendes Werk, welches weit über einen gewöhnlichen Ausstellungskatalog hinausgeht. Die Qualität und Aufbereitung der Bilder ist für meine Begriffe sehr gut. Auch wurde sauber lektoriert, zumindest sind mir im Rahmen meiner Rezension keine Schreibfehler aufgefallen.

Es ist weder ein Bilderbuch, noch ist es ein Bestimmungsbuch für Kieselhölzer. Wie der Autor selbst richtig anmerkt: Um Bestimmungsfehler zu vermeiden, sollte die detaillierte Anleitung zur Bestimmung von Hölzern Spezialisten in Einzelpublikationen vorbehalten bleiben.
Stattdessen geht der Autor einen Weg, der noch (im wahrsten Sinne des Wortes...) recht steinig ist und auch erst seit kurzer Zeit von der Wissenschaft begangen wird: Er befasst sich mit der Erforschung und Darstellung des zerstörerischen Werkes von fäulniserregenden Pilzen in Kieselhölzern. Durch die vielen gezeigten Dünnschliffe und Fotos mit dem Digitalmikroskop im Vergleich bzw. Zusammenhang mit der optischen Ansicht eines Kieselholzes wird sehr verständlich vermittelt, wie vielfältig diese Überlieferungsformen und Details der Holzzerstörung sind. Ich hätte mir deshalb ein eigenes zusammenfassendes Kapitel über Pilze gewünscht und nicht die Unterbringung unter den Pseudomorphosen (Quarz-Holz).
Diskutabel ist für mich die Frage, ob man das Kapitel 6 über die nacheiszeitliche Waldentwicklung des Spessarts nicht lieber in einer anderen Publikation untergebracht hätte? Oder die Beschreibungen von Pseudomorphosen (z. B. „Cola-Wood“) sowie die Museen und Fundplätze von Kieselhölzern aus aller Welt, die nicht vorrangig mit dem Fundgebiet in Verbindung stehen, lieber hätte weglassen sollen, um das Werk nicht zu überfordern? Anderseits zeigt es, dass der Autor sein ganzes Herzblut und ein langes Sammelleben in diesen wunderschönen Katalog gesteckt hat.
Die Breite des Werkes kann sich letztlich insbesondere für junge Sammler und Neueinsteiger auszahlen, die sich mit dem Sammeln von Kieselhölzern beschäftigen wollen. Das umfangreiche Werk kann, auch über den inhaltlichen Schwerpunkt der Publikation hinausreichend, viele Fragen beantworten. Das ist ein großer Vorteil des breiter gefächerten Themenspektrums! Auch der langjährige Sammler wird durch die neue Sichtweise auf die Überlieferung der holzzerstörenden Pilze seine Freude an diesem Buch haben.


Abschließend noch einige Worte zu den unschlagbaren Preis von unter 50 €: Als Buch-Fan kann ich nur darüber staunen, wie kundenfreundlich hier kalkuliert wurde. Somit ist das Buch auch für junge Sammler erschwinglich. Es eignet sich meines Erachtens auch gut als Geschenk für Fossiliensammler, die nicht nur Kieselhölzer als ihr Hauptsammelgebiet verstehen. Eines ist sicher: Es ist eine wundervolle Lektüre für lange Winterabende eines jeden Kieselholzsammlers, auch außerhalb der vorgestellten Region.

 

Bezugsquelle:

Erhältlich ist das Buch u. a. beim Helga Lorenz Verlag, Graslitzer Str. 5, 63791 Karlstein a. Main, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Die Versandkosten (als Paket) betragen 6,50 €.

 

 

Rezension: Werner Gehlert (Lichterfeld) für Steinkern.de

 

 

 


Im Steinkern.de Forum kann über die Rezension und das Buch diskutiert werden:

https://forum.steinkern.de/viewtopic.php?f=3&p=345147