Kurioses und Humor

Ein Märchen aus dem Devon

 

Das Märchen vom Froschkönig“ oder „Warum nicht alle marokkanischen Trilobiten komplette Fälschungen sind

Es begab sich eines Tages zu Zeiten des Devons in den Jahren des Oberems, als ein kleiner, 6 cm großer Froschkönig mit Namen Phacops granulatus CATTERTON et al. 2006 etwas verträumt durch den Schlamm des Meeresbodens kroch. Unvorsichtig wie er war, bemerkte er nicht, dass die böse Hexe Turbidita sich rasch von hinten angeschlichen hatte und ihn zu Stein verwandelte und vergrub (in umgekehrter Reihenfolge).

So harrte denn der kleine verwunschene Froschkönig etliche Jahre aus, bis er wieder das helle Licht der Welt erblicken durfte. Als die Sonne in seine Augen schien, sah er dass auch sein gesamter Hofstaat dasselbe Schicksal erlitten hatte und gerade um ihn herum aus den Mergeln in einer unwirtlichen Wüste witterte. Aber im Gegensatz zu ihm hatten sie die Hexe kommen gesehen und sich schützend zusammengerollt. Was sich aber als nutzlos erwiesen hatte.

Da kam dann nun eine Karawane vorbei, deren Anführer, ein grimmig blickender Mann aus dem Morgenland, den König unsanft vom Boden riss und ihn in einen Korb warf… Später am Abend, im rauchigen Schein des nächtlichen Feuers, belegte dieser Mann, der wohl ein unerfahrener Zauberlehrling war, den armen Froschkönig mit allerlei seltsamen Zaubersprüchen und Mittelchen und wickelte ihn dann, wie eine Mumie, in Streifen von bedrucktem Papier.

Nach einigen Monaten der Reise in ferne und dunkle, verregnete Länder erwachte der Froschkönig im gleißenden Licht von Halogenstrahlern. Seine Sicht war etwas verschwommen, als hätte man ihm Schuhcreme in die Augen geschmiert, aber er konnte um sich herum dutzende geschnitzte Figuren erkennen, die beinahe wie er selber, aber auf eine ungesunde Weise anatomisch falsch, aussahen. Er merkte auch an seinem Bauch ein unangenehmes Gefühl, nicht wie weicher Mergel sondern eher hart und rau.

Da streifte nun ein Gelehrter der tiefen Erdwissenschaften aus dem Abendland über diesen Basar, und erblickte den mit Zaubern belegten Froschkönig, erkannte aber nicht sein wahres Wesen. Für ihn war er nur das am besten gelungene Kunstwerk des ansonsten etwas unfähig erscheinenden bärtigen Künstlers, da der Kalkblock, auf dem der König saß, einfach zu perfekt schien.. Nach etlichen Stunden des Feilschens wechselte alsdann der verwunschene Froschkönig für wenig Geld (12 Taler) den Besitzer.

Nachdem wiederum 5 Jahre ins Land gezogen waren, bekam der Gelehrte Besuch von einem Freund, der ebenfalls gelehrt war und außerdem über mächtige Zauberwerkzeuge und -kräfte verfügte.
Nach einer kurzen Weile entspann sich ein Disput darüber ob der Froschkönig nur eine perfekte Skulptur oder ein verwunschenes Wesen sei. Nach etlichen Stunden und Litern wohlschmeckenden Gebräus entschlossen sich die beiden den Froschkönig in die geheime Zauberhöhle zu bringen, dort zu suchen ob ein Bann vorlag, und ihn gegebenenfalls zu brechen….

Nach dem Einsatz von Zaubermitteln wie einem Gebräu namens Aceton, und dem anblasen mit Zauberstaub sowie diverser Zauberformeln und dem Gebrauch eines Zauberstabes in Form einer Nadel und nachdem beide Gelehrte jeweils häufiger ihre Meinung revidierten gelang es Ihnen den König von seinem Bann zu befreien. Nur der steinerne Sockel des stümperhaften morgenländischen Zauberlehrlings ist ihm als Mahnung für seine Unvorsichtigkeit geblieben. Und so regiert er nun in einem gläsernen Palast in den Gemächern des ersten Gelehrten, der sich an seinem Anblick erfreut….

The End

Phacops_Oberems_Marokko_1.jpg
Abb. 1: Der "Froschkönig"

Phacops_Oberems_Marokko_2.jpg
Abb. 2: Der "Froschkönig" in Frontalansicht. Deutlich erkennbar der gelbliche Mergel, der absichtlich auf der Glabella gelassen wurde und die Klebenaht zwischen Fossil und untermontierter Kalkstein-Matrix.


Es spielten:

Der Froschkönig (Phacops granulatus CHATTERTON et al. 2006)
Die Böse Hexe Turbidita (Der Schlamm)
Der Hofstaat (diverse andere eingerollte Phacopiden aus marokkanischen Oberemsmergeln)
Der Karawanenführer (Ein marokkanischer Präparator)
Der erste Gelehrte (Der Tapir)
Der zweite Gelehrte und Zauberer (Jens K.)


Abspann:

Phacops granulatus CHATTERTON et al. 2006
Timrhanhart Formation
Oberems
Ibel Gara el Zguilma
Aus gelben Mergeln nachträglich auf grauen Oberemskalk aufgesetzt
Montiert von einem unbekannten marokkanischen Präparator
Nachpräpariert von Jens K.



Literatur:

CHATTERTON, B., FORTEY, R., BRETT, K., GIBB, S., and McKELLAR, R. (2006): Trilobites form the Lower to Middle Devonian Timrhanrhart Formation, Jbel Gara el Zquilma, southern Morocco.- Palaeontographical Canadiana 25.