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Kanada: Das Paläozoikum Südwest Ontarios. Teil 2: Gamebridge
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- Kategorie: Weitere Länder
- Veröffentlicht: Donnerstag, 23. September 2010 00:23
- Geschrieben von Roger Furze
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English abstract:
Gamebridge is located on the northeastern shores of Lake Simcoe, a few hundred kilometres north of Toronto, not far from the town of Orillia. A quarry run by the James Dick Company is on the outskirts of the town. One may request permission for collecting here at the administration office, otherwise it is not possible to gain entry.
The Ordovician layers exposed here belong to the Verulam Formation, which correspond to the internationally recognized Katian Stage. In this report, the author describes the stratigraphic conditions and presents a good cross section of the fauna which can be found here. Some of his own finds can be seen, but the majority of the photos have been supplied by collectors who have taken years to amass their very fine collections from here.
Diesmal möchte ich euch auf einen Ausflug ins Ordovizium mitnehmen. Wie im ersten Beitrag beschrieben, streichen diese Schichten auf einem breiten Streifen von der Georgian Bay über den Lake Simcoe schräg Richtung Südosten bis zum Ufer des Ontariosees aus.

In der James Dick Quarry ist die gesamte Verulam Formation aufgeschlossen. Sie setzt sich primär aus tonigen grob- und feinkörnigen Kalksteinen zusammen. 1-10 cm dicke schiefrige Tonlagen (shaly beds), die leicht verwittern, sind zwischen die Kalkstein-Bänke eingeschaltet. Hier sind die meisten gut erhaltenen Fossilien zu finden. Es wird vermutet, dass diese Faunen-Reste durch Sturmereignisse zusammengeschwemmt und abgelagert worden sind.
In dieser Darstellung werde ich auch Funde aus der Bobcaygeon Formation mit einbeziehen, denn die Fauna und die biostratigraphischen Verhältnisse aus beiden Schichten sind einander sehr ähnlich. Zur Zeit der Sedimentierung lag Südontario unter den Gewässern eines Schelfmeeres am Rande des Iapetus-Ozeans ca. 15-20° südlich des Äquators, wo subtropische Verhältnisse herrschten. Die Schichten der Bobcaygeon Formation wurden vermutlich näher an der Küste abgesetzt als diejenigen der Verulam Formation.
Wie man in den obigen Abbildungen sehen kann, ist dieser Bruch sehr weitläufig. Glücklicherweise dürften wir unsere Fahrzeuge benutzen und man kam auf diese Weise gut durch den Bruch.
Mein Mietauto fühlte sich auch wohl hier.
Wir fingen mit diesem frischgesprengten Material an.
Auf frischer Tat ertappt.
Typisches Bild: ein Brachiopoden Pflaster.
Diesen Block mit Crinoiden ließ ich wegen seines hohen Gewichts liegen. Inzwischen bedaure ich die Entscheidung.
Brachiopoden sind allgegenwärtig. Hier ist ein exemplarischer Fund von der 3. Sohle:
Die größeren heißen Rafinesquina alternata, unten rechts und oben mittig sind Sowerbyella sericea zu sehen, und die anderen kleineren heißen Paucicra rogata. Größe der Platte: 12 x 7 cm.
Jetzt einige Gastropoden:
Hormotoma trentonensis (rechts), Fusispira nobilis (links) und zweimal Liospira vitruvia in der Bildmitte.
Die Bryozoen sind auch gut vertreten. Prasopora z.B., ist überall zu finden:
Prasopora sp. von oben. Durchmesser 5 cm.
Von unten.
Mit Aufwuchs. Sie können alle möglichen Formen annehmen, von flach bis stark gewölbt.
Dieses Exemplar könnte entweder Phyllodictya sp. oder Athrophragma sp. sein. Fund an der 3. Sohle, 5 cm breit.
Stictopora sp. Länge 2 cm.
Diese Platte, wie auch die folgenden, stammt aus dem Haufwerk der unteren Sohle, und ist sehr typisch. Man kann die zusammengeschwemmten Reste von mindestens 15 Faunen-Arten darauf zählen:
13 x 10 cm.
Wenn man genauer hinschaut, sieht man oben links und unten rechts sternförmige Gebilde, die Crinoiden-Kronenplatten darstellen:
Carabocrinus ?vancortlandi. Durchmesser der Platten ca. 8 mm.
Hier ist ein Bild von einen vollständigen Krone:

Bobcaygeon Formation, Brechin. Länge 10cm. Sammlung & Foto: Joe Koniecki.
Dieses Stängel-Teil habe ich auch gefunden:
Länge 9,5 cm.
Er könnte von Praecupulocrinus oder Reteocrinus stammen, aber da bin ich mir überhaupt nicht sicher. Hier sind sie in ihrer voller Pracht aus Joes Sammlung abgebildet. Anschließend sind einige andere schöne Exemplare der Crinoiden Fauna zu sehen.

Praecupulocrinus conjugans. Die Krone ist ca 4cm. lang. Bobcaygeon Formation, Brechin. Sammlung & Foto: Joe Koniecki.

Reteocrinus stellaris. Krone 4cm. Bobcaygeon Formation, Brechin. Sammlung & Foto: Joe Koniecki.

Glyptocrinus ramulosus. Krone 15cm. Bobcaygeon Formation, Brechin. Sammlung & Foto: Joe Koniecki.

Hybocrinus tumidus. 2,5cm. Verulam Formation, Gamebridge. Sammlung & Foto: Joe Koniecki.

Diabolocrinus sp. auf 25cm. breite Platte. Bobcaygeon Formation, Brechin. Sammlung & Foto: Joe Koniecki.
Untenstehenden Abbild zeigt eine von insgesamt 21 zusammenhängenden Platten, die aus der Bobcaygeon Formation in Brechin stammen. Es sind insgesamt 17 im Durchschnitt 8cm. messenden Kronen auf dieser einzigen Platte!

Cupulocrinus humilis. Bobcaygeon Formation, Brechin. Sammlung & Foto: Joe Koniecki.
Die Echinodermata sind auch in diesen Schichten gut repräsentiert:

Edrioasteroid Edrioaster bigsbyi. 3cm. Verulam Formation, Gamebridge. Sammlung & Foto: Joe Koniecki.

Seestern Sternaster salterii. 3cm. Bobcaygeon Formation, Brechin. Sammlung & Foto: Joe Koniecki.

Cystoiden Glyptocystites multiporus. Bobcaygeon Formation, Brechin.
Sammlung & Foto: Joe Koniecki.
Jetzt sind für mich die eigentlich Hauptdarsteller dran: die Trilobiten. (Das ist natürlich aber Geschmacks Sache

Isotelus gigas. Vollständig wäre er 9 cm. lang. Der Abdruck des Hypostoms, ein Teil seines Mundwerkes, ist unten sichtbar.
Es folgen Teile des Tieres, die ich zuvor schon selbst im Haufwerk gefunden hatte:
Links das Hypostom, rechts Teile vom Cranidium.
So sieht der Riese vollständig aus:

Länge 12cm. Bobcaygeon Formation, Brechin. Sammlung & Foto: Joe Koniecki.
Es liegen überhaupt unzählige Teile von den verschiedensten Trilobiten Arten auf diesen Platten, nur ein vollständiges Exemplar fiel mir an dem Tag nicht in die Hände, wie es anscheinend auch den erfahrenen Sammler an diese Stelle manchmal geht. Es war aber trotzdem interessant und auch eine kleine Herausforderung für mich, die gefundenen Teile zu bestimmen. Hier sind einige Beispiele:
Durchmesser 3 cm. Das hier ist die Vorderteil von der Cephalon (Kopf) von Thaleops laurentia, wie man auf dem folgenden Foto erkennen kann.

Kevin fand dieses Exemplar am gleichen Tag oben an der Brecheranlage. Sammlung & Foto: Kevin Kidd.
Das Hinterteil vom gleichen Tier habe ich auch gefunden:
Breite 2,5 cm. Das Pygidium (Rumpf) sieht man auch deutlich im nächsten Bild.

Verulam Formation, Gamebridge. Sammlung & Foto: Joe Koniecki.
Ich habe das Cephalon von Flexicalymene senaria in zwei gut erhaltenen Exemplaren gefunden:
Außen. Breite 2,5cm.
Innen. Breite 2cm.
Hier ist jetzt ein vollständiger Fund eines eingerollten Flexicalymene aus Kevins Sammlung:

Mein letztes Beispiel anhand eines Eigenfundes:
Man sieht links unten zwei Gebilde, die sich an das große Cephalon von Thaelops laurentia in der Bildmitte anschmiegen. Unten ist ein Cephalon und oben ein Pygidium. Sie gehören beide den unten abgebildeten Trilobiten an.

Calyptaulax callicephalus. 4cm. Bobcaygeon Formation, Brechin. Sammlung & Foto: Joe Koniecki.
Hier sind noch einige andere Trilobiten Arten aus Joes Sammlung abgebildet:

Ceraurus plattinensis. 5cm. Bobcaygeon Formation, Brechin. Sammlung & Foto: Joe Koniecki.

Raymondites spiniger. 5cm. Bobcaygeon Formation, Brechin. Sammlung & Foto: Joe Koniecki.

Gabriceraurus dentatus. 10cm. Bobcaygeon Formation, Brechin. Sammlung & Foto: Joe Koniecki.
Zum Schluss dieses Teils möchte ich mich noch mal bei den Sammlerkollegen Kevin Kidd und Joe Konieki für ihre Hilfe und auch für die Erlaubnis, ihre Abbildungen hier zu veröffentlichen, bedanken.
Liebe Grüße, Roger.
Alle Abbildungen, wenn nicht anders vermerkt:
Fotos & Sammlung Roger Furze.