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Kanada: Das Paläozoikum Südwest Ontarios. Teil 1: Hungry Hollow
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- Kategorie: Weitere Länder
- Veröffentlicht: Montag, 13. September 2010 00:19
- Geschrieben von Roger Furze
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English abstract:
This is the first of a three part series written after the author’s 4 week sojourn in his homeland in Ontario, Canada. Thanks to the willing and friendly help from his colleagues in the North American internet platform http://www.thefossilforum.com/ he was able to tag along with them and visit several interesting paleozoic fossil collecting sites. This report tells about Hungry Hollow near Arkona in the west of the province of Ontario, where Formations belonging to the Givet, or Middle Devon, are exposed. Directions to the site and a detailed description of the layers and finds to be made there are given below.
Hungry Hollow ist eine kleine Ortschaft nördlich der Autobahn 402 auf halbem Weg zwischen London und Sarnia. Man fährt von der Kleinstadt Arkona ca. 5 km. in östlicher Richtung auf die Landesstrasse 12 bis Sylvan Road. Links einbiegen und dann gleich wieder links in die Hungry Hollow Road fahren. Am Ende dieser Strasse kann man parken, denn dann ist das Ziel erreicht.
Die beiden Gruben sind seit Jahren nicht mehr in Betrieb, aber die weichen Schichten verwittern leicht und garantieren bei jedem Besuch deshalb reiche neue Funde. Das Sammeln ist dort freigegeben und wird sogar vom Fremdenverkehrsamt gefördert. Überrannt war die Fundstelle nach meinem Eindruck trotzdem nicht.
Schichten des mittleren Devons sind hier aufgeschlossen, genauer gesagt, fast das ganze Givet, die am Fluss eine Mächtigkeit von 12 Meter erreichen. Sie setzen sich zusammen, von unten nach oben aus dem oberen Arkona Shale, der Hungry Hollow Member und der unteren Widder Formation. Diese Schichten sind überwiegend aus weichem Tonschiefer und Tongestein mit einigen Hartgründen und mit zwei oder drei eingeschalteten bis 50 cm. mächtigen Kalkstein-Bänken aufgebaut. In der südlichen Grube sind nur die ersten zwei genannten Formationen, beim Fluss hingegen sind alle drei vorhanden. Ich hatte leider nicht die Zeit, die nördliche Grube zu besuchen. Gehen wir also erst zur südlichen Grube.
Rugose Korallen. Hungry Hollow Member.
Ein großer Favosites in Situ. Hungry Hollow Member.
Brachiopode im Fundzustand. Rhipodomella penelope. Breite 4 cm.
Jetzt im präparierten Zustand zeigt sich darauf die Koralle Aulopora ?microbuccinata.
Typische Stufe mit rugosen Korallen, Bryozoen, Crinoiden-Teilen, usw. 20x15cm.
Favosites ?emmonsi. Durchmesser 7 cm.
Rückseite
Heterophrentis sp. Länge 6 cm.
Favosites ?placenta. 9 x 8 cm.
Heliophyllum halli. Länge 4 cm.
Alveolites ?goldfussi. Durchmesser 5 cm.
Heliophyllum tenuiseptatum. Durchmesser 5 cm.
Favosites ?nitella. Bis 3 cm.
Eridophyllum ?subcaespitosum. Länge 6 cm.
Bryozoen sind auch in Hülle und Fülle zu finden. Hier sind vier Beispiele:
Fenestella sp. Breite 4 cm.
?Stictoporella sp. Durchmesser 3 cm.
Halopora sp. Länge 4 cm.
Loculipora perforata.6 x 4 cm.
Vollständige Trilobiten kommen nicht so häufig wie die Korallen vor, aber an einem Sammeltag kann man oft, außer den üblichen Bruchstücken und Häutungsresten, wenigstens einen davon finden.
Eingerollter Phacops rana milleri in Pyriterhaltung. 2cm. Ein Teil der hinteren Seite fehlt.
Brachiopoden sind sehr artenreich. Hier einige wenige Beispiele:
Innenseite vom Rhipodomella penelope. 3 cm.
Rhipodomella vanuxemi. 1,5 cm.
Strophodonta sp. 3,5cm.
Das letzte, was ich von der Grube zeige ist die Kleinfauna, die auch sehr artenreich ist. Erst eine so genannte „Hash plate“, wie die einheimischen Sammler diese pyritisierten Schichten nennen. Diese Funde stammen aus der Arkona Formation.
Tentaculites sp. auf Brachiopodenresten. Der größte misst 1,5 cm.
Goniatit Tornoceras arkonense. 1 cm.
T. arkonense. 8 mm.
Stengelglieder vom Crinoiden Arthroacantha carpenteri.
Bactrites sp. 12 mm.
Gastropoden Platyceras arkonensis. 1,5 cm.
Stachel von P.arkonensis auf Hash plate zwischen Tentaculiten und Crinoiden-Teilen. 12 mm.
So genannte „button coral“ Microcyclus thedfordensis. Durchmesser 1 cm.
Jetzt wandern oder - besser gesagt - waten wir zum Fundstelle am Fluss. Bald trifft uns dieser Anblick:
Auf dem Boden liegen die Korallen nur so herum:
Favosites sp.
Eridophyllum sp.
Die Aussichten auf gute Trilobiten Funde sind höher als in den Gruben, weil hier regelmäßig Gesteine aus dem anstehenden Klippen dem Hang hinunter poltern. Obwohl man hier auch die ganze Bandbreite der Fauna aus den Gruben finden kann, habe ich mich in erster Linie auf den „Bugs“ konzentriert. Die Grabspüren der urtümlichen Tiere sind überall zu sehen:
Es dauerte aber nicht lange, bis ich anfing, echte Spuren zu finden:
Blöcke mit Trilobiten-Teile, die meisten davon Pygidien.
Und dann kam der erste richtige Fund:
Greenops widderensis. Eingerollt 2 cm. breit.
So sah er aus als ich sein Pygidium entdeckte.
Ich war den ganzen Nachmittag dort und nahm unter anderem folgende Funde mit nach Hause, die ich jetzt in präpariertem Zustand zeigen möchte. Wenn nicht anders vermerkt, stammen sie aus der Widder Formation.
Mein zweiter ganzer Trilo: Eingerollter Phacops (Elredgeops) rana. Breite 3cm.
Rückseite.
Brachiopode Mucrospirifer thedfordensis. Breite 4cm.
Hash plate mit Mucrospirifer arkonensis. Breite 7 cm. Hungry Hollow Member.
Brachiopoden Pseudatrypa sp. 2 cm. (links oben), Atrypa ?reticularis (rechts oben), und zwei Cyrtina angularis unten im Bild.
Jetzt ist der 1. Teil zu Ende. Ich werde in nächster Zeit über meine Erlebnisse und Funde aus anderen kanadischen Fundstellen noch zu berichten haben.
Ich möchte mich hier ausdrücklich bei meinen kanadischen Sammlerkollegen Peter Lee und Kevin Kidd für den überaus freundlichen Empfang und die stete Bereitschaft, meine vielen Fragen zu beantworten, bedanken. Auch den Amerikanern Dave alias Shamalama und Joe Konieki danke ich für die Bestimmungshilfe in schwierigen Fällen. Alle vier sind in diesem überaus empfehlenswerten amerikanischen Fossilien Forum unterwegs:
http://www.thefossilforum.com/
Joe hat eine sehenswerte Website, auf der er seine Funde aus 35 Jahren Sammeltätigkeit in Arkona und an anderen paläozoischen Fundstellen zeigt. Enjoy!
http://www.crinus.info/index.html
Liebe Grüße, Roger.
Alle Abbildungen: Sammlung und Fotos R. Furze.