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Die Gondelsheimer-Schichten (Eifel-Stufe, Mitteldevon) der Prümer Mulde

Die Prümer Mulde ist die breiteste und tiefste der Eifeler Kalkmulden, als einzige der mitteldevonischen Kalkmulden in der Eifel weist sie in ihrem Kern einen oberdevonischen Anteil auf.

Interessant – weil recht fossilhaltig – sind die „Gondelsheimer Schichten“ in der Prümer Mulde. Direkt vorweg – die stratigraphische Bezeichnung „Gondelsheimer Schichten“ ist nicht mehr korrekt. HAPPEL & REULING (1937) beschreiben diese Schichten aber ausführlich und in vielen älteren Arbeiten werden die von ihnen benutzten Schichtbezeichnungen verwandt.

Die stratigraphische Tabelle zeigt deshalb die Gliederung nach HAPPEL & REULING vergleichend mit der aktuellen Gliederung, so dass man alte und neue Texte bzw. Karten miteinander vergleichen kann.



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Der spiriferide Brachiopode Chimaeothyris sp. - hier noch in Fundstellung
Größe : 3,5 cm
Junkerberg-Schichten, Fundort Gondelsheim




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Chimaerothyris sp. - Armklappe

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Chimaerothyris sp. - Stielklappe





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Lebensbild aus dem Mitteldevonmeer.
Diese Rekonstruktionszeichnung stammt aus dem Buch PALÄOÖKOLOGIE von W.S.McKerrow, Franckh´sche Verlagshandlung.
Im Hintergrund schauen einige Spiriferen aus dem Substrat.






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Das Hänselberg-Member ist ein brachiopodenreicher Mergel mit 5-10 Metern Mächtigkeit. In der Prümer Mulde ist die Abgrenzung zwischen Hänselberg-Member und Mussel-Member sehr schwierig – im Gegensatz zu Hillesheimer Mulde und Adorfer Mulde, wo diese Abgrenzung deutlich ist.

Sehr deutlich hingegen ist die Abgrenzung zum Hangenden hin : das Atrypa-Lager gehört bereits ins Rechert-Member.


 



Der Rechert-Nims-Horizont besteht aus Mergeln und grauen Kalken. An seiner Basis befindet sich ein an Atrypiden reicher Mergelstein, das sog. „Atrypenlager“. Die Mächtigkeit schwankt zwischen 8 Metern bei Gondelsheim und 20 Meter bei Schwirzheim. Hier, im NW-Teil der Prümer Mulde lässt sich dieser Horizont nicht weiter aufgliedern, während auf dem Südflügel der Mulde eine deutliche Untergliederung in Rechert-Member und Nims-Member möglich ist.

Das etwa 7,5 Meter mächtige Rechert-Member besteht unten aus Mergeln und Mergelkalken, die nach oben hin zunehmend rein kalkig werden und Stromatoporenbänke enthalten.

Das ca. 24 Meter mächtige Nims-Member besteht aus Mergeln mit leicht spätigem Kalk.


 



Der Giesdorf-Horizont wird auch heute noch bei Sammlern eher mit seinem alten Namen ostiolatus-Horizont bezeichnet - benannt nach seinem Leitfossil Spinocyrtia ostiolata. einem großwüchsigen Brachiopoden, der dort in großen Mengen vorkommt und auch nahezu gesteinsbildend auftreten kann. Die Mächtigkeit dieses sehr fossilreichen Horizontes schwankt zwischen 0,3 und 20 Metern, die „gefühlte Mächtigkeit“ ist aber besonders im nördlichen Bereich der Prümer Mulde noch deutlich größer. Mehrere tektonische Störungen und Aufschiebungen lassen den Giesdorf-Horizont – wie natürlich die anderen Schichten auch – 3 mal hintereinander an die Oberfläche treten.

 

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Spinocyrtia ostiolata (SCHLOTHEIM) - das Leitfossil des Giesdorf-Members
Größe : 4 cm - Fundort : Gondelsheim






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HAPPEL & REULING erwähnen den Korallen-Horizont in der Prümer Mulde als die Schicht, die große und schöne Korallenstöcke liefert, die mit dem Fundort „Eifel“ in allen Sammlungen und Museen der Welt liegen.

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Fossilien sammeln auf einer Ackerfundstelle in der Prümer Mulde






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Ein typisches Fundgebiet in den Junkerberg-Schichten der Prümer Mulde





 

Die Prümer Mulde ist ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Das hat Auswirkungen auch für den Fossiliensammler, Fossilien lassen sich oft auf den Äckern einsammeln. Bei der stratigraphischen Einordnung der Funde ist dann allerdings Vorsicht geboten. Nur weil man ein Leitfossil in den Händen hält, heißt das noch lange nicht, dass dieses Fossil auch genau hierhin gehört, wenn doch, heißt es nicht, dass alle anderen Fossilien auch in diese Schicht gehören. Die bereits erwähnte, besonders häufige Spinocyrtia ostiolata ist ein solches sehr charakteristisches Leitfossil, sammelt man sie aber auf dem Acker auf, ist es noch lange nicht gestattet, jetzt alle Funde in den Giesdorf-Horizont einzuordnen, man darf seine Funde lediglich in die Junkerberg-Schichten einordnen. Denn die Pflüge der Landwirte verschleppen die Fossilien von Horizont zu Horizont und vermischen sie im Laufe der Jahre. Nur Fossilien, die man aus dem Anstehen birgt, dürfen exakt stratigraphisch eingeordnet werden.


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Brachiopode Desquamatia sp.   -   Größe : 4,5 cm
Junkerberg-Schichten, Fundort : Schwirzheim






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Pantoffelkoralle Calceola sandalina 
Der Korallendeckel links ist 2,3 cm lang.
Junkerberg-Schichten, Fundort : Gondelsheim






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Letaena ?depressa DALMAN 1828   -   Größe : 2,2 cm
Junkerberg-Schichten, Fundort : Gondelsheim






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Brachiopode Xystostrophia umbraculum (SCHLOTHEIM 1820)
Größe : 2,3 cm
Junkerberg-Schichten, Fundort : Gondelsheim






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Brachiopode cf. Atrypa mit freigelegtem, atrypiden Armgerüst
Größe : 2,7 cm
Junkerberg-Schichten, Fundort : Schwirzheim 1984






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Plectospira ferita (v.BUCH 1834)
Größe : 0,8 cm, Fundort : Schwirzheim






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Athyris sp. - ein recht häufiger Brachiopode im Mitteldevon
Größe : 3,5 cm, Fundort : Gondelsheim







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Vier Exemplare der Brachiopoden-Gattung Arduspirifer, leider fahlen denen meist die "Arme". Das Exemplar rechts ist 3,5 cm groß.
Junkergberg-Schichten, Fundort : Gondelsheim






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Schizophoria schnuri junkerbergensis STRUVE 1965
Größe : 4,5 cm, Fundort : Gondelsheim
Junkerberg-Schichten





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Schizophoria schnuri STRUVE 1965
Größe des unteren Exemplare : 3 cm
Junkerberg-Schichten, Fundort : Gondelsheim





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Primipilaria sp.
Größe : 2 cm
Junkerberg-Schichten, Fundort : Gondelsheim





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Einige Beispiele für Brachiopoden der Gruppe Atrypa. Dieser Brachiopode ist im Mitteldevon sehr häufig und mit vielen Arten und Unterarten vertreten, die Bestimmung ist deshalb eine recht schwierige Sache.
Größe des Exemplares unten links : 2,3 cm
Junkerberg-Schichten, Fundort : Gondelsheim






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Leptaena ?depressa DALMAN 1828
oben : Armklappe
unten : Stielklappe
Größe : 2,5 cm
Junkerberg-Schichten, Fundort : Gondelsheim





Die abgebildeten  Brachiopoden stellen nur eine  kleine Auswahl  dar, die tatsächliche Artenfülle ist erheblich größer.

Fotos und Sammlung : Sven von Loga
Literatur



 

Geologisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.)
(2005) : Geologie von Rheinland-Pfalz. - Stuttgart


Happel, L. & Reuling, H.T.  (1937) : Die Geologie der Prümer Mulde. - Abhandlung der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, 438. - 94 Seiten, 4 Karten, 10 Tafeln. - Frankfurt/M.



Jungheim, H.J.
(2000) : Eifel-Brachiopoden. - 128 Seiten, 885 Abbildungen. - Korb



Meyer, W.
(1994) : Geologie der Eifel. – 3. Auflage. Stuttgart



Struve, W.
(1961) : Zur Stratigraphie der südlichen Eifeler Kalkmulden (Devon: Emsium, Eifelium, Givetium). - Senckenbergiana lethaea, 42: 291-345, 1 Abb., 2 Tab, 3 Tafeln. - Frankfurt/M.



Werner, R.
(1980) : Geologische Wanderungen zwischen Prüm und Schönecken. – 48 Seiten, 58 Abb., 2 Tab., 1 geol.Übersichtskarte. – Prüm