Sonstige Bundesländer
Als der Harz noch Südsee war: Eine Geschichte von Werden und Vergehen vom Untedevon bis zum Unterkarbon
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- Kategorie: Sonstige Bundesländer
- Veröffentlicht: Montag, 27. November 2023 00:00
- Geschrieben von Hartmut Huhle
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Zugegeben: Es ist schon etwas her, dass der Harz ein Teil der Südsee war. Auch war er da noch kein Gebirge, sondern ein flaches Meer und lag etwas südlich des Äquators. Ich meine die Zeit, als das Gebiet noch am Rande von Euramerika (auch als Old-Red-Kontinent bezeichnet; gebildet aus den Kontinentalplatten Laurentia und Baltika), einer Landmasse aus der in späterer Zeit Teile von Europa und Amerika hervorgingen, lag. Euramerika existierte vom Unterdevon bis zum Unterkarbon. Das Meer, aus dem in späterer Zeit der Harz herausgehoben wurde, war der Rheische Ozean (Rheic Ocean) zwischen den Großkontinenten Euramerika und Gondwana.
Im Laufe der Erdgeschichte verengte sich der Rheische Ozean immer mehr und unser Gebiet fiel immer öfter trocken – bis sich der Ozean im Oberkarbon weitgehend schloss und das Variskische Gebirge herausgehoben wurde.
Im Folgenden möchte ich einige Fossilien aus dem Harz vorstellen, beginnend mit der Entstehung der Flachmeere (im Unterdevon) bis zum Ende der Sedimentation in diesen (Unterkarbon).
Abb. 1 und 2: Karten aus dem Unterdevon und Unterkarbon. Wiedergabe auf Steinkern.de mit freundlicher Genehmigung von Frau Dr. Wiebke Salzmann, https://physik.wissenstexte.de/erdzeitalter.htm
Wir beschäftigen uns mit folgenden Schichten:
Schalker Schichten (etwa 395 Mio. Jahre, Unterdevon, jüngeres Oberemsium)
Vulkanit-Serie (389 – 387 Mio. Jahre, Mitteldevon, Eifelium und Givetium)
Hartenberg- und Krockstein-Marmor (387 – 385,5 Mio. Jahre, Mitteldevon, Givetium)
Riffschutt- und Lagunenkalk (385,5 – 372 Mio. Jahre, Mitteldevon und Oberdevon, Givetium und Frasnium)
Kellwasser-Abfolge (372 – 370 Mio. Jahre, Oberdevon, Famennium)
Riffschutt- und Lagunenkalk (370 – 361 Mio. Jahre, Oberdevon, Famennium)
Rhomboidea-Zone/ Selke-Schichten (etwa 365 Mio. Jahre, Oberdevon, Famennium)
Hangenberg-Ereignis (358,5 Mio. Jahre/ Grenze Oberdevon – Unterkarbon, Famennium und Tournasium)
Winterberg-Abfolge (350 – 345 Mio. Jahre, Unterkarbon, Tournasium und Visèum)
Rübeland-Abfolge (350 – 345 Mio. Jahre, Unterkarbon, Tournasium und Visèum)
Iberg-Abfolge (332 – 327 Mio. Jahre, Unterkarbon, Visèum)
Die nicht fett geschriebenen Schichten werden im Folgenden nicht gesondert beschrieben.
Die Rübeland-Abfolge aus dem Unterkarbon erbringt leider gegenwärtig keine Fossilien mehr.
Schalker Schichten (Alter etwa 395 Mio. Jahre, Unterdevon, jüngeres Oberemsium)
Die Abfolge beginnt mit den Schalker Schichten, einer Ablagerung aus dem Unterdevon. Es finden sich vor allem Fossilien in Steinkernerhaltung in sandigem Sediment.
Abb. 3: Spirifer hercyniae GIEBEL, FO: Schalker Teich, 1990, Größe der Spirifere: 50 mm, Schalker Schichten, Unterdevon/ jüngeres Oberems.
Später bildete sich eine echte „Südsee“ mit idealen Bedingungen für Korallen, was sich auch im Fossilbestand zeigt. Es treten vor allem Korallen und Stromatolithen auf. In Deutschland beginnen die Fundstellen in der Kalkeifel und enden im Harz. Wir werden uns im Folgenden mit Funden aus dem Harz beschäftigen.
Des Weiteren sind Schichten des Mittel- und Oberdevons aufgeschlossen und auch heute noch bei günstigen Bedingungen zu besammeln. Es sind vor allem zwei Bereiche, in denen die Devonschichten vorkommen und auch Ziel intensiver bergbaulicher Tätigkeiten sind: im Westharz um den Winterberg und den Iberg bei Bad Grund und im Ostharz in der Gegend um Elbingerode und Rübeland.
Hartenberg- und Krockstein-Marmor (Alter 387 – 385,5 Mio. Jahre, Mitteldevon, Givetium)
Abb. 4: „Marmor“ von Königshütte, mitteldevonischer Riffschutt aus Korallen, Stromatoporen und Seelilien, 75 mm x 65 mm, sogenannter Hartenstein- und Krocksteinmarmor, Givetium (Mitteldevon).
Riffschutt- und Lagunenkalk (385,5 – 372 Mio. Jahre, Mitteldevon und Oberdevon, Givetium und Frasnium)
Aus dieser Zeit finden sich in beiden Kalksteinabbaugebieten Fossilien aus der „Südsee“.
Abb. 5: Phillipsastrea sp., unbearbeitete Koralle / Bruchfläche, 105 mm x 75 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch. Winterberg, 25. Juli 2003.
Abb. 6: Phillipsastrea sp., Anschliff einer Kolonie, 115 mm x 65 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg, 2006.
Abb. 7: Frechastrea sp. (Naturpräparat), 82 mm x 56 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg, 18. August 2001.
Abb. 8: Frechastrea sp., Längsschliff, 85 mm x 49 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg.
Abb. 9: Frechastrea sp. (Naturpräparat), 95 mm x 87 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg, 17. Januar 2004.
Abb. 10: Einzelkoralle (Naturpräparat) Durchmesser: 19 mm, FO: Stadt Oberharz am Brocken, Vorfeld des Steinbruchs Elbingerode, Mitteldevon, Givetium, ca. 1986.
Abb. 11: Phillipsastrea sp., Naturpräparat, Breite: 55 mm, Fundort: Stadt Oberharz am Brocken, Steinbruch Elbingerode, Mitteldevon, Givetium, ca. 1986.
Abb. 12: Phillipsastrea sp., Naturpräparat, Durchmesser: 40 mm, FO: Stadt Oberharz am Brocken, Steinbruch Elbingerode, Mitteldevon, Givetium, ca. 1986.
Zwischen den Korallenstöcken wurden u. a. Brachiopoden eingebettet.
Abb. 13: Brachiopode der Familie Atrypidae, Breite: 14 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg, 500m-Sohle, 2014.
Neben den Fossilien kommen an den genannten Fundstellen auch Mineralien vor. An dieser Stelle seien zunächst nur einige Beispiele aus Elbingerode abgebildet. Tatsächlich suchen die meisten Sammler diese und andere Harzer Fundstellen wegen der Mineralien auf. Fossilien fallen eher nebenbei ab.
Abb. 14: Calcitdruse: FO: Stadt Oberharz am Brocken, Steinbruch Elbingerode, Bildbreite: 115 mm.
Abb. 15: Quarzkristalle (Bergkristall und Milchquarz): FO: Stadt Oberharz am Brocken, Steinbruch Elbingerode, Breite der Stufe: 55 mm.
Vor etwa 372 Mio. Jahren an der Frasnium-Famennium-Grenze im Oberdevon, war es dann „vorbei mit der Herrlichkeit”. Es ereignete sich das zweite von fünf großen Massenaussterben der Erdgeschichte; das als Kellwasser-Ereignis bezeichnet wird. Es starben 50 bis 75 % der Arten aus. Betroffen waren vor allem die Faunengemeinschaften flacher tropischer Meere.
Das Kellwasser-Event wurde nach der Lokalität „Kellwassertal“, einem Weganschnitt an der Oker-Talsperre nördlich Altenau benannt. Hier sind als Zeugnisse der Katastrophe aufgeschlossen: zwei bitumenreiche Kalksteinlagen.
Im Zuge des Kellwasser-Ereignisses kam es zur weiträumigen Vergletscherung der Südhalbkugel mit dem Südkontinent Gondwana. Die Flachwasserzonen verschwanden und damit hatten viele Korallen und Stromatolithen keinen Lebensraum mehr. Sie mussten sich in andere Biotope zurückziehen bzw. starben aus. Auch im Harzraum fielen große Bereiche des Rheischen Ozeans trocken. Es begann die Abtragung und Umlagerung der Schichten des Mitteldevons. Wir finden im Harzraum Spuren von Karstbildungen und keine fossilen Zeugen. Erst zu Beginn des Oberdevons kehrte mit dem Ende der Eiszeiten allmählich wieder Leben in die neu entstehenden Flachmeere zurück. Das Leben begann sozusagen nochmals von Neuem – es enstanden zahlreiche neue Arten.
Kellwasser-Abfolge (Alter: 372 – 370 Mio. Jahre, Oberdevon, Famennium)
Die Kellwasser-Abfolge entstand als Auswirkung mehrerer Eiszeiten auf der Südhalbkugel der Erde in Gondwana. Die Riffgebiete um den Winterberg und um Elbingerode waren trockengefallen. Es entstanden Karsthöhlen und -spalten, welche in der Folgezeit als Fossilfallen fungierten. Innerhalb der Kellwasser-Abfolge gibt es nur den Bereich zwischen den Bitumenlagen, welcher fossilienführend ist. Am Iberg wurde lediglich eine Sprengung mit Relikten davon gefunden. Ich habe davon nur einen Brocken bergen können.
Abb. 16: Athyris sp., Stufe 130 mm x 115 mm, Zone 6 aus der Schichtenfolge des mittleren Intervalls der Kellwasser-Abfolge, Steinbruch Winterberg/ Weiterführung Iberg, Oberdevon.
Riffschutt- und Lagunenkalk (Alter 370 – 361 Mio. Jahre, Oberdevon, Famennium)
Nach dem Kellwasser-Event brauchte die Natur nur wenige Millionen Jahre, um ihre frühere Diversität wieder zu erreichen. Es waren größtenteils neue Arten, die das neu entstandene Ökosystem ausmachten. Es bildeten sich wieder Korallen- und Stromatoporenriffe sowie Lagunen, in denen auch Brachiopoden und andere Tiergruppen ein Zuhause fanden. Ich habe mich für den vorliegenden Artikel vor allem auf die Tiere, die zwischen den Korallen lebten, beschränkt.
Abb. 17: Lagunen-Stromatopore Idiostroma sp., 140 mm x 70 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg, Riffschutt- und Lagunenkalk (Alter 385,5 – 372 Mio. Jahre, Givetium bzw. Frasnium, Mittel- bis Oberdevon) 130 mm x 120 mm.
Abb. 18: Brachiopode aus der Gruppe Spiriferida, 19 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg, 490m-Sohle, Riffschutt- und Lagunenkalk, Oberdevon, Frasnium, 3. April 2016.
Abb. 19: Brachiopode der Familie Atrypidae, 14 mm, FO: Bad Grund/ Steinbruch Winterberg, 490m-Sohle, Riffschutt- und Lagunenkalk, Oberdevon/ Frasnium, 3. April 2016.
Abb. 20: Murchisonia sp., FO: Stadt Oberharz am Brocken, Vorfeld des Steinbruchs Elbingerode, 41 mm lang, Oberdevon, Frasnium, 30. Mai 1999.
Abb. 21: Murchisonia sp., FO: Stadt Oberharz am Brocken/ Vorfeld des Steinbruchs Elbingerode, 41 mm lang, Oberdevon, Frasnium, 30. Mai 1999.
Im Tagebau Winterberg/Iberg lässt sich erkennen, dass die Flachwasserzonen durch Meeresspiegelschwankungen noch mehrfach trockengefallen sind. Ergebnis dieser Schwankungen sind die Ansammlungen von Seelilienstielgliedern, welche sich in Karstspalten erhalten haben.
Abb. 22: Crinoidenstielglieder, Naturpräparat, 80 mm x 50 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg, 15. Oktober 2006.
Abb. 23: Crinoidenstielglieder, Naturpräparat, 97 mm x 60 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg, 9/2005 Spaltenfüllung (369 Mio. Jahre, Oberdevon, Famennium).
Abb. 24: Crinoidenstielglieder, Naturpräparat, 50 mm x 40 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg, 6. August 2005.
Abb. 25: „Crinoidenkalk“, Anschliff, 230 mm x 130 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg, 390m-Sohle, 2012.
Neben der Korallenfazies der Devonriffe von Elbingerode und Winterberg/Iberg kommen als „Ablagerungen“ der „Südsee“ vor allem Grauwacken vor. Die Grauwacken bildeten sich durch Sedimentation von ins Meer eingespülten Kiesen, Sanden, Tonen und Schluffen. Sie beginnen im Oberdevon (Selke-Grauwacken) und haben im Unterkarbon (Tanner Grauwacken) die größte Ausdehnung.
Rhomboidea-Zone / Selke-Schichten (Alter: etwa 365 Mio. Jahre, Oberdevon, Famennium)
Jenseits der beiden großen Kalksteingebiete treten im Harz andere Devongesteine zu Tage. Es handelt sich um Grauwacken in den Randzonen von ehemaligen Vulkankegeln. Dort haben sich Turbidite (Trübströme) abgelagert. In einigen Bereichen, insbesondere in der Nähe von Diabas-Pipes haben sich Pflanzenreste erhalten, namentlich Reste von Bärlappgewächsen Cyclostigma sp.
Abb. 26: Cyclostigma sp., 79 mm, FO: Stadt Ballenstedt, Steinbruch Rieder, 20. Juni 2006.
Abb. 27: Cyclostigma sp., Stämmchen, wie vorher, Platte und Gegenplatte aufeinandergelegt. FO: Stadt Ballenstedt, Steinbruch Rieder, 20. Juni 2006.
Abb. 28: Cyclostigma sp., 46 mm, FO: Stadt Ballenstedt, Steinbruch Rieder, 20. Juni 2006.
Auch der Steintagebau in Rieder wird von Sammlern vor allem wegen seiner Mineralführung aufgesucht. Besonders gesucht wird das Mineral Clausthalit, welches in seinem Vorkommen nach meinen Erfahrungen an die Diabas-Pipes gebunden zu sein scheint.
Abb. 29: Clausthalit („Selenblei“) in Calcit, FO: Stadt Ballenstedt, Steinbruch Rieder, Breite der Stufe: 115 mm.
Abb. 30: Hämatit („Blutstein“), FO: Stadt Ballenstedt, Steinbruch Rieder, 27. November 2009, Breite der Stufe: 60 mm.
Als sich das Devon dem Ende entgegen neigte, kam es wieder zu einem Massenaussterben, dem sogenannten Hangenberg-Ereignis an der Grenze Oberdevon-Unterkarbon. Es wurde nach den Schwarzschiefersedimenten am Hangenberg im Rheinischen Schiefergebirge benannt. Das Ereignis wird auf 358,5 Mio. Jahre vor unserer Zeit datiert. Es führte zu einem Artenschwund von bis zu 75 Prozent und ist deshalb mit dem Kellwasser-Ereignis und den anderen vier großen Massenaussterben vergleichbar, wird aber dennoch nicht zu den sogenannten Big Five der Massenaussterben gerechnet. Die Ursache für dieses Massenaussterben ist noch nicht klar – hier besteht noch Forschungsbedarf.
Nach dem Hangenberg-Event stellte die Natur erneut unter Beweis, welche Kraft ihr innewohnt. Auch diesmal eroberte sich die Tierwelt innerhalb einiger Millionen Jahre die Weltmeere und ein hohes Maß an Biodiversität zurück.
Dass davon im Harz Zeugnisse gefunden werden konnten, verdanken wir dem Umstand, dass sich im Oberdevon Karsthöhlen und Spalten gebildet hatten, in welchen sich die fossilen Reste im Unterkarbon ansammeln konnten. Es ist davon auszugehen, dass die Höhlen nicht unbedingt Lebensraum der Tiere waren, sondern, dass diese nach dem Tod dort eingespült wurden sind. Beleg dafür sind die in Massen gefundenen Goniatitengehäuse, welche ausnahmslos ohne Wohnkammer überliefert wurden.
Winterberg-Abfolge (350 – 346 Mio. Jahre/ Unterkarbon/ Tournasium und Visèum)
Abb. 31: Cyrtoproetus sp. (Schwanzschild), Breite: 18 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg, 2012, Unterkarbon, oberes Tournaisium, Winterberg-Abfolge.
Iberg-Abfolge (332 – 327 Mio. Jahre/ Unterkarbon/ Visèum)
Die letzten Fossilien im Raum Winterberg/Iberg wurden im Visèum (Unterkarbon) abgelagert, wiederum in Karsthöhlen und -spalten.
Abb. 32: Fossil-Anschliff von Rhynchonellenkalk mit Brachiopoden der Gattung Ibergirhynchia, Schliff 90 mm x 70 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg, 500m-Sohle, 2014, Iberg-Abfolge, Goniatiten- und Rhynchonellenkalk (Unterkarbon, Oberes Visèum).
Abb. 33: Ibergirhynchia sp. 52 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg, 500m-Sohle, 2014, Goniatiten- und Rhynchonellenkalk (Unterkarbon, Oberes Visèum).
Abb. 34: Ibergirhynchia sp., 42 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg, 500m-Sohle, 2014, Goniatiten- und Rhynchonellenkalk (Unterkarbon, Oberes Visèum).
Abb. 35: Orthoconer Nautilide, 54 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg, 500m-Sohle, 2014, Goniatiten- und Rhynchonellenkalk (Unterkarbon, Oberes Visèum).
Nun noch einige Bilder der Charakterart des Goniatiten- und Rhynchonellenkalkes in verschiedenen Erhaltungs- und Präparationsformen.
Abb. 36: Goniatites crenistria, Bruchbild in einem Handstück, das aus einem Block mit dem Hammer geschlagen wurde, Durchmesser 40 mm, FO: Bad Grund/ Steinbruch Winterberg, 500m-Sohle, 2014, Goniatiten- und Rhynchonellenkalk, Unterkarbon, Oberes Visèum.
Abb. 37: Goniatites crenistria, Breite: 44 mm, freigeschliffenes Exemplar mit deutlich sichtbarer goniatitischer Lobenlinie, FO: Bad Grund, Steinbruch. Winterberg, 500m-Sohle, 14. Januar 2014, Unterkarbon, oberes Visèum, Iberg-Abfolge.
Abb. 38 und 39: Polierter Goniatitenkalk mit zahlreichen Fragmenten von Goniatites crenistra, 240 mm x 120 mm, oben: Vorderseite, unten: Rückseite, FO: Bad Grund/ Steinbruch Winterberg, 500m-Sohle, 2014, Iberg-Abfolge (332-327 Mio. Jahre) Unterkarbon/ Visèum.
Auch an dieser Stelle seien noch ein paar Minerale gezeigt, welche der eigentliche Grund für viele Sammelexkursionen in den Steintagebau Winterberg waren. Fossilien wurden oft nur als „Beifänge“ mitgenommen und sind dadurch erst unter Fossiliensammlern bekannt geworden.
Abb. 40: Malachit (sekundär) auf Kupferkiesbrocken, Bildbreite: 50 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg, 15. April 2017.
Abb. 41: Bergkristall-Doppelender in Calcitdruse, 11 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg, 28. September 1996, Größe des Kristalls: 15 mm.
Abb. 42: Calcitstufe, Bildbreite: 20 mm, FO: Bad Grund, Steinbruch Winterberg.
Im Unterkarbon war dann die Meeresbedeckung des Harzraumes Geschichte. Das Variskische Gebirge hob sich heraus und es wurden in diesem Gebiet zunächst keine Meeressedimente mehr abgelagert. Dazu kam es erst wieder im Perm (Rotliegend und Zechstein). Zuerst entstanden in einer Randsenke des Weltmeeres Rotliegendkohlen und dann in einem Randmeer Kupferschiefer und Zechsteinsedimente.
Aktuelle Fundsituation
Allem vorangestellt: Die abgebildeten Fossilien und Mineralien sind das Ergebnis vieler Sammeltouren in den letzten 40 Jahren: manche davon mit guten Funden, andere ohne einen Fund. Viele Funde sind Beifunde, die mir freundlicherweise von Mineraliensammlern überlassen wurden. Durch diese wurden Fossiliensammler erst aufmerksam und haben dann die Bereiche intensiver begangen.
Die aktiven Abbaustellen im Winterberg/Iberg und in Elbingerode gehen vor allem im devonischen Massenkalk um. Dort etwas zu finden, hat schon sehr viel mit Glück zu tun. Manchmal waren die Korallen schwarz gefärbt. Diese Schwarzfärbung stammt von ehemaligem, zu Impsonit umgewandeltem Erdöl. Dann konnte man sie auch im Massenkalk und im Anbruch erkennen. Die besten Funde traten dann auf, wenn der Kalk oberflächennah anstand und Mutter Natur in Form von Verwitterung schon etwas Präparationsarbeit geleistet hatte.
Die Steintagebaue gehören zu der Fels-Werke GmbH in Goslar (Kalkstein) und Mitteldeutsche Baustoffe GmbH (Grauwacke). Sie dürfen nur mit Erlaubnis begangen werden, die in der Vergangenheit meist erteilt worden ist.
Auf S. 22 und 23 seines Buches „Wackersteine, Wald und Wüste – unterwegs im Harz“ stellt Hartmut Knappe unter der Rubrik: „Wer sucht, der kann auch finden – Exkursionsziele“ für die devonischen/ unterkarbonen Fundstellen/Fundpunkte vor. Dort sind einfache Anfahrtsbeschreibungen angeführt.
Ebenfalls gute Dienste leisten bei der Suche nach Fundstellen, nicht nur für Fossilien aus Devon und Karbon, die Landmarken-Flyer des Geoparks Harz-Braunschweiger-Land-Ostfalen. Ein Blick in diese hilft oft schon weiter
Dank
Vielen Dank an dieser Stelle an Ursula und Dieter(†) Grobelny aus Wolfenbüttel für viele der Fossilien aus dem Tagebau Winterberg. Sie haben den Bruch regelmäßig besucht und nur so wurde es mir möglich Unterkarbon-Fossilien, welche nur sehr kurzfristig aufgeschlossen waren, zu erhalten und abzubilden. Weiterer Dank geht an Thomas Haufe aus Blankenburg für die Naturpräparate aus dem Vorfeld des Tagebaues Elbingerode aus dem Jahre 1986.
Literatur
Buchholz, P., Trapp, E. und Wachendorf, H. (1996): Das Devon des nordwestlichen Oberharzes, in: Ber. Naturhist. Ges. Hannover, 138, S. 7 – 35, Hannover.
Knappe, H. (2012): Wackersteine, Wald und Wüste – unterwegs im Harz, Wanderungen in die Erdgeschichte, 28, Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München.
Knappe, H. (2021) Höhlen, Südsee, Marmorstein – unterwegs im Harz, Wanderungen in die Erdgeschichte, 39, Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München.
Kowalski, H. (1976): Versteinerungen aus dem unteren Emsium (Unterdevon) von Oberstadtfeld/Eifel, in: Der Aufschluss, 27, S. 229 – 245, 17 Abb., Heidelberg.
MacLeod, N. (2016): Arten sterben – Wendepunkte der Evolution, Artensterben im späten Devon, 240 S., S. 102 – 108, WBG, Darmstadt.
Schindler, E. (2021): Kellwasser – der Name eines Harzer Baches steht weltweit für ein globales Massensterbe-Ereignis im Devon, in: Gaussiana, Schriftenreihe des Geoparks Harz Braunschweiger Land Ostfalen, 1, S. 8 – 17.
Hartmut Huhle (Seegebiet Mansfelder Land, OT Röblingen am See)
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