Portugal

Portugal: Die Algarve - eine Reise wert, auch der Fossilien wegen

Anfang Dezember machten wir Urlaub an der Algarve, in Olhos de Agua unweit Albufeira. Mal so ganz relaxt, ohne Fossiliensammeln oder -klopfen, einfach raus aus dem Grau der Heimat in sonnigere Gefilde. Doch ganz ohne das geliebte Hobby ging es nicht, irgendwie war der Pickhammer plötzlich im Rucksack und so ein paar kleine Tips auf Spickzettel von Dirk Dettmers lockten.

Fundstelle 1: Fischerstrand unterhalb der Altstadt Albufeiras
Eine Fundstelle entdeckten wir unmittelbar unterhalb von Albufeira Altstadt, alter Fischerstrand, westlich neben dem Neubau eines Fahrstuhls in 2,50 - 3,0 m Höhe, nicht erreichbar tertiäres Kalkgestein mit Lagen von Muscheln und Austern. Aus dem Hanggeröll nahmen wir eine größere Auster 140 x 120 x 65 mm als Belegstück mit. Im Nachhinein ein Treffer, denn in der Matrix fand sich zu Hause beim Waschen ein Zähnchen, mit nur 4 mm mit bloßem Auge kaum zu erkennen (Abb. 3). Auf der alten Mole Wasserseite entdeckten wir dann etliche größere Klüfte mit verschiedenfarbigen Mineralien, vermutlich Calcite.

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Abb. 1: Albufeira, alter Fischerstrand mit Blick zur Fundstelle in Richtung Westen.

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Abb. 2: Die Fundstelle neben dem Fahrstuhl.

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Abb. 3: Zähnchen von 4 mm Größe auf Gesteinsmatrix - erst zu Hause auf der Rückseite einer Auster entdeckt. Für die Anfertigung der Fotografie danken wir Karsten Witteck.

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Abb. 4: Mit Kristallen (vermutlich Calzit?) ausgefüllte Kluft.

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Abb. 5: Eine weitere Kluft mit Kristallen anderer Färbung.


Fundstelle 2: Albufeira West
Den 2. Aufschluss entdeckten wir nach einer gut 3 km langen Wanderung ab Albufeira Mitte über die Promenade westlich über den neuen Fischerhafen, nach dem Umgehen der neuen Marina zurück zur Wasserseite durch einen Hohlweg runter in die Bucht zur Mole. Dort fragten wir einige Angler, ob wir stören und etwas von der dort anstehenden ca. 4 m hohen Muschelbank abklopfen dürften. Wir durften, erhielten freundlich Erlaubnis, sollten aber den Rest der Wand stehen lassen. Also ran, aber das Zeugs war sowas von hart und es dauerte, bis das erste Stück abgeschlagen war. Nach gut einer Stunde Kletterei und harter Arbeit an der kalkigen Schillwand kam eine nicht erwartete Vielfalt zusammen. Auch dieser Aufschluss ist nach meiner Information Känozoikum/Tertiär. Bei mehr Zeit und Aufwand dürfte hier weiteres interessantes Material zu bergen sein.

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Abb. 6: Blick von der Promenade zur Fundstelle über Fischerhafen, rechts davon liegt die Marina.

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Abb. 7: In der Bucht liegende Fischerboote, von hier aus sind es nur noch 100 m zur Fundstelle.

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Abb. 8: Belegstück mit Muscheln und Schnecken, 130 x 110 mm.

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Abb. 9: Schnecke, Oberteil, 24 mm Durchmessser, vermutlich von Conus.

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Abb. 10: Schnecke (12 mm); umgeben von weiteren Schnecken und Bryozoen.

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Abb. 11: Knapp 11 cm lange Koralle.


Fundstelle 3- Weißjura
Die 3. Fundstelle ist gut zu erreichen ab Albufeira Mitte, Spaziergang ca. 2 km NW über die Avenida dos Descobrimentos bis Kreisel - N 395 Estrada das Ferreiras nach 250 m westlich der Repsol Tankstelle ein Hang mit etwa 2 m mächtigen Mergelkalken. Nur absammeln, arbeiten am Hang unmittelbar an der Straße ist nicht möglich.
Geologische Bemerkung: nach vorliegenden Unterlagen soll es sich um das südwestlichste Vorkommen des Kimmeridge in Beckenfazies handeln. Die Bestimmung der beiden Ammoniten war/ist nicht einfach. Beide ließen sich sehr gut ins Oxfordium (Malm Alpha 3) einordnen. Abb. 15 ist ein typischer Phylloceras aus der Gruppe um Sowerbyceras tortisulcatum. Abb. 14 stellt einen Perisphincten dar. Gattungen wie Passendorferia oder Kranaosphinctes kämen in Frage. Leider liegen keine weiteren Funde vor, die helfen würden, eine genauere Bestimmung vorzunehmen. Für seine Bestimmungshilfe danken wir Victor Schlampp.

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Abb. 12: Hang mit Mergelkalken des Weißjura.

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Abb. 13 a und b: Gebankte Schichtung. Die Einblendung zeigt zwei im Lockermaterial aufgelesene Ammoniten.

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Abb. 14: Perisphinctide mit auf der Innenwindung aufsitzender Schnecke (auf 6 Uhr).

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Abb. 15: Ein Phylloceratide, möglicherweise der Morphospezies Sowerbyceras tortisulcatum zugehörig.

Fundstelle 4 - Im Tertiär an der Praia dos Arrifes
Die 4. Fundstelle erreichten wir ab Albufeira Mitte mit einem Taxi für 8,- €
ca. 6km W in Sao Rafael an der Praia dos Arrifes. Es waren nur zwei weitere Personen in der Bucht, so dass wir ungestört in den hellen, z. T. mürben Kalken und Mergeln des Tertiärs pickern konnten. Später ging es bei herrlichem, sonnigen Wetter, 18° über den Klippenweg zurück nach Albufeira. Immer wieder in den Buchten Sammelmöglichkeiten. Diesen etwas anstrengenderen Tag haben wir richtig genossen und abends besonderen Appetit gehabt.

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Abb. 16: Sao Rafael, Praia dos Arrifes.

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Abb. 17: Anstehendes mit reichlich Mollusken.

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Abb. 18: Gut 3 cm messende Pecte auf Gesteinsmatrix.

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Abb. 19: Agassizia scrobiculata 22 mm - Familie: Schizasteridae. Wir danken Klaus Vöge für die Bestimmung.


Zum Schluss noch etwas Sightseeing und Rezentmaterial
Östlich von Albufeira zwischen Olhos de Agua und Vilamoura wechselt das felsige Erscheinungsbild in feste und lockere sandige, fossielleere Küstenablagerungen. Die Farbspiele sind immer wieder reizvoll.

Aber auch sonst gibt es für aufmerksame Beobachter immer wieder etwas zu entdecken.

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Abb. 20: Hangrutsch, bei Flut holt sich das Meer seinen Teil.

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Abb. 21: Kalkschulp einer Sepia mit deutlicher Kammerung des Phragmokons.

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Abb. 22: Seegurke (Holothuroidea), auch Seewalze genannt.

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Abb. 23: Auch pflanzliches gab es zu bestaunen, hier eine Strelitzie.

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Abb. 24: Bewachsene, erosiongezeichnete Hänge, etwa 400 m vom Meer entfernt.

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Abb. 25: Farbenfrohe Küstenformation

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Abb. 26: Schlangensterne wie dieser wurden ab und an bei Flut an den Strand getragen.

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Abb. 27: Rezente Muschelvielfalt vom Strand.

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Abb. 28: Weiteres Rezentmaterial gab es auch auf dem Markt von Loule.

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Abb. 29: Und noch mehr frisches Tentakeliges.

Ein Bericht von Hedda & Heribert Schwandt