Nordrhein-Westfalen

Amaltheen aus Bielefeld-Jöllenbeck

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Leicht abgewandelter Auszug aus der Steinkern.de Galerie

Um die geäußerte Verwunderung zu beantworten – ja, in Jöllenbeck, welches heute zu Bielefeld gehört, gibt es natürlich jede Menge Amaltheen. Leider sind diese aber unter einer ca. 2 Meter starken Lehmüberdeckung verborgen, so dass Tagesbaustellen nichts hergeben. Lediglich in Tongruben wären gute Funde möglich. In den beiden, heute noch im Betrieb befindlichen Tongruben, werden jedoch seit Jahren nur die oberen verwitterten Tonsteine abgebaut. Fossilien kommen in den Schichten dieser beiden Tongruben selten vor und sind fast ausnahmslos ausgewittert. Bis in die Mitte der neunziger Jahre gab es bis zu 6 Tongruben gleichzeitig, in denen unterschiedliche Faunenhorizonte der fetten schwarzen Amaltheentonsteine aufgeschlossen waren.

Damals war Jöllenbeck ein durch Sammler gut frequentiertes Aufschlussgebiet und man musste früh aufstehen um am Ball zu bleiben. Und wenn man in den Aufschlüssen eine Weile suchte, hatte man anschließend auch seinen Ammoniten aus irgendeiner Kalkkonkretion. In Privatsammlungen älterer Sammler der Region und natürlich auch anderer Gegenden, befinden sich viele Einzelstücke. Selbst aus Holland wurden seinerzeit Reisebusse mit Sammlern angekarrt von denen keiner leer ausging. Mehrere Museen verfügen über Material aus diesem Gebiet. Der Verfasser verfügt selber über eine äußerst individuenreiche Sammlung, bestehend aus hunderten von Exemplaren aus Jöllenbeck. Alle erdenklichen Tier- und Pflanzengruppen sind darin vertreten.

Das meiste Material in den Sammlungen entstammt Geoden oder Kalkbänken. Die, je nach Art, bis um 50 cm durchmessend gefundenen Amaltheen, sowie alle Begleitammoniten, kamen darin als Steinkerne mit kalzitischen Innenwindungen vor. Sie waren überwiegend ziemlich dunkel, fast schwarz beschalt, genau so verhielt es sich auch mit der umfangreichen Begleitfauna. Im Tonstein selber war, bis auf Belemniten, fast alles flachgedrückt, wegen der Schalenerhaltung aber durchaus auch sammelnswert. Leider ist der Tonstein sehr pyrithaltig und quellfähig, weswegen er bei ungünstiger Lagerung über kurz oder lang zerfällt. Pyritkerne von Fossilien kommen nicht häufig vor und bleiben in den meisten Schichten im Millimeterbereich. Dafür zerfallen sie nicht so schnell wie die Tonsteine.

Diese Schichten betreffend, wird hier darauf hingewiesen, dass in der nächsten Ausgabe der in Münster erscheinenden Schriftenserie „Geologie und Paläontologie in Westfalen“ des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), der erste Teil einer Trilogie über die Amaltheenschichten der Herforder Liasmulde erscheinen wird. Ein erstes Richtprofil dieser gut gegliederten und mächtigen Tonsteine wird vorgestellt. Weitere Teile werden in Abständen folgen um die gesamte Fauna und Flora vorzustellen. Wegen der guten Gliederungsfähigkeit dieser Tonsteine, die sich durchaus mit den englischen Amaltheenschichten messen können, ist mit neuen Erkenntnissen in Bezug auf die Amaltheen zu rechnen.

Die nachfolgend abgebildeten Amaltheen repräsentieren nur einen kleinen Teil der Artenvielfalt dieser Schichten, die zu den jurassischen Tonsteinablagerungen der Herforder Liasmulde gehören. Viele Exemplare wurden noch nicht fertig präpariert, weil die Menge der Individuen zu groß war um genügend Zeit dafür übrig zu haben. In einem weiteren Bericht ist geplant einige zeitgleiche Begleitcephalopoden der Amaltheen vorzustellen.

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Abb. 1: Amaltheus stokesi (SOWERBY), 6,5 cm, beschaltes Exemplar. Geborgen in Pödinghausen, Randgebiet von Jöllenbeck. Diese Art stammt von der Basis der Amaltheentonsteine.

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Abb. 2: Amaltheus cf. stokesi (SOWERBY), 19 cm, mit Mundsaum, Fundort Jöllenbeck. Diese großen Amaltheen waren nicht selten und kamen in einer Kalkbank der mittleren Schichten regelmäßig vor. Sie wurden dort bis 30 cm groß.

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Abb. 3: Amaltheus cf. bifurcus (HOWARTH), 10,5 cm, beschaltes Exemplar einer großwüchsigen Form dieser Art aus Jöllenbeck. Diese Art erreichte Größen bis 20 cm.

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Abb. 4: Amaltheus cf. bifurcus (HOWARTH), 6 cm, mit Mundsaum, teilweise beschaltes Exemplar einer kleinwüchsigen Form dieser Art aus Jöllenbeck. Diese Art blieb klein, bis 6 cm.

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Abb. 5: Amaltheus wertheri LANGE, 2,3 cm. Nur echt mit Rostrum am Mundsaum und Suturdrängung, Fundort Jöllenbeck. Diese kleinen Amaltheen kamen regelmäßig mit A. cf. stokesi zusammen vor.

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Abb. 6: links Amaltheus milanovensis STEPHANOV, 5,3 cm, rechts daneben Amaltheus striatus HOWARTH mit glatter Wohnkammer, 3,5 cm, beide mit Rostrum am Mundsaum, Fundort Jöllenbeck. Weitere Arten aus den mittleren Schichten.

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Abb. 7: Eine Vorläuferform von Amaltheus striatus HOWARTH mit Rostrum am Mundsaum aus den unteren bis mittleren Schichten, 4,5 cm.

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Abb. 8: Amaltheus subnodosus (YOUNG & BIRD), 5 cm, beschalt, Fundort Jöllenbeck. Form mit unterentwickelter Bedornung aus den mittleren Schichten.

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Abb. 9: Amaltheus cf. margaritatus DE MONTFORT, 7,5 cm, Fundort Jöllenbeck. Diese Form kam regelmäßig zum Vorschein. Leider waren alle Exemplare über 15 cm Durchmesser zerstört, so dass man davon höchstens Wohnkammerreste fand.

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Abb. 10: Amaltheus cf. margaritatus DE MONTFORT, 6 cm, gröbere Berippung und ein Spiralstreifen auf der Flanke. Fundort Jöllenbeck. Diese Form aus dem oberen Bereich der mittleren Schichten war sehr variabel und wurde wohl bis um 25 cm groß.

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Abb. 11: Amaltheus gibbosus SCHLOTHEIM, 9 cm, beschalter Steinkern, Fundort Jöllenbeck. Solche Ammoniten waren seinerzeit begehrt und kamen aus den oberen mittleren Amaltheenschichten.

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Abb. 12: Amaltheus margaritatus DE MONTFORT, 14 cm, teilweise beschalter Steinkern, Fundort Jöllenbeck. Total glatte Innenwindungen mit zwei Dornen.

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Abb. 13: Amaltheus cf. gibbosus SCHLOTHEIM, 13 cm, beschalter Steinkern, Fundort Jöllenbeck. Diese Form war sehr häufig und wurde bis zu 23 cm groß.

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Abb. 14: Pleuroceras apyrenus (BUCKMAN), 4,5 cm, teilweise beschalter Steinkern, Fundort Jöllenbeck. Eine dort selten gefundene Art, wegen der geringen Mächtigkeit dieser Subzone.

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Abb. 15: Pleuroceras transiens FRENTZEN, 4 cm, loser Steinkern. Fundort Jöllenbeck. Diese Art war sehr selten wegen der geringen Mächtigkeit dieser Subzone.

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Abb. 16: oben rechts Pleuroceras solaris (PHILLIPS), 4 cm, unbeschalter kompletter Steinkern, unten links Pleuroceras hawskerense (YOUNG & BIRD), ca. 4 cm, unbeschalter Wohnkammerrest, Fundort Jöllenbeck. Eine in den unteren Schichten dieser Subzone in manchen Lagen häufige Art.

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Abb. 17: Amaltheus margaritatus DE MONTFORT, 31 cm, nur ! beschalter Phragmokon der größten Form dieser Art, unmittelbare Vorläuferform von Pseudoamaltheus engelhardti (D`ORBIGNY), Fundort Jöllenbeck. Von dieser Form sind aus dem vergleichbaren Horizont in den obersten Schichten der gibbosus-Subzone in Buttenheim große Exemplare von bis zu 80 cm Durchmesser gefunden worden. Diese habe ich selber in der Kollektion eines einheimischen Sammlers in der Nähe von Buttenheim gesehen.

Siegfried S. alias Geoderix