Nordrhein-Westfalen

Lindlarer Grauwacke im Oberbergischen Land

Im Oberbergischen Land östlich von Köln, im Gebiet der Städte Wiehl und Lindlar, stehen mächtige mitteldevonische Sandsteine an, die den Mühlenberg-Schichten zugeordnet werden (unteres Mitteldevon, Eifel-Stufe). Ihre Mächtigkeit reicht von etwa 300 Metern im Westen über 300 bis 700 Metern in der Region Wiehl bis zu 750 Metern bei Drolshagen im Osten.

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Steinbruch in der "Lindlarer Grauwacke" in Lindlar/Oberbergisches Land

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Rippelmarken als Zeichen bodenberührenden Wellenganges, aufgenommen im Steinbruch auf dem Foto oben

 

Interessant an diesen Sandsteinen sind nicht nur die oft massenhaft enthaltenen Fossilien - leider sind es ganz überwiegend nur Seelilienstielglieder - auch im Kölner Stadtgebiet findet sich diese sogenannte "Lindlarer Grauwacke" nahezu überall: Sie ist ein hochwertiger Baustein und wird für die Herstellung von Pflastersteinen, Bordsteinen und Gehwegplatten verwendet.

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Die Mühlenberg-Schichten lassen sich grob in zwei lithologische Einheiten gliedern. Zum einen sind dies blau-graue, fein- bis mittelkörnige Sandsteine und Schluffsteine, die mit schluffig-sandigen Tonsteinen abwechseln. In diesen Schichten findet sich eine besser erhaltene und artenreichere fossile Fauna als in den Mühlenberg-Sandsteinen.

Die hier nur kurz vorgestellten Mühlenberg-Sandsteine bestehen aus einem blaugrauen, sehr dichten und festen Sandstein, sind meist feinkörnig und Feldspat-führend mit einzelnen kalkigen, sehr versteinerungsreichen, braungelb-mulmig verwitternden Bänken. Seit über 300 Jahren werden diese Sandsteine als Werkstein abgebaut. Als Handelsbezeichnung hat sich der Begriff "Lindlarer Grauwacke" durchgesetzt, obwohl die Bezeichnung "Grauwacke" für diesen Sandstein streng petrographisch nicht korrekt ist. In der geowissenschaftlichen Literatur werden sie auch als "Grauwackensandsteine" bezeichnet.

Für den Fossiliensammler interessant sind die oben erwähnten braungelb verwitternden Bänke, die oft über viele Quadratmeter mit Crinoidenstielgliedern übersäht sind. In diesen Verwitterungszonen ist der Calcit der Crinoidenstielglieder bereits weggelöst, so dass lediglich die Negative erhalten sind. Für den Fossiliensammler sind dies nun keine Raritäten für die Sammlung, aber sie bieten dennoch dekorative Platten, die einfach in eine Devonsammlung hineingehören.

 

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Zerbrochene und zusammengeschwemmte Stielglieder von Seelilien (vermutlich Ctenocrinus sp.) aus den Mühlenbergschichten.

 

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Pflasterstein mit teils herausgelösten/gewitterten Stielgliedern.

Leider muß erwähnt werden, dass in diesen Schichten trotz der Unmenge an Crinoidenstielgliedern die Funde von Crinoidenkelchen ausbleiben.

Wandert man nun durch die Ortschaften des Oberbergischen Landes, aber auch durch das Kölner Stadtgebiet, und senkt man den Blick zu Boden, so sieht man immer wieder Pflastersteine voller Crinoidenstielgliedern, die aus der Lindlarer Grauwacke stammen. In den Gärten werden aus diesen Steinen Mauern und Gehwege gebaut, ebenfalls oft voll mit Seelilienstielgliedern.

Die Fotos der Pflastersteine wurden am Rudolphplatz im Zentrum von Köln aufgenommen.

 

 

Literatur

GRABERT, H. (1970):  Erläuterungen zur Geologischen Karte von NRW 1:25.000. Blatt 5011 Wiehl. Krefeld.

GRABERT, H. (1980):  Oberbergisches Land - zwischen Wupper und Sieg. Sammlung Geologischer Führer, 68. Stuttgart.

SCHMITZ, K. (1974):  Erdgeschichte des Oberbergischen. Gummersbach.

 

 

Sammlung und Fotos: Sven von Loga