Frankreich

Le Clapier und St. Paul-des-Fonts in den Causses/Südfrankreich, Toarcium

Kurzer Bericht über die Fundstellen von Le Clapier und St. Paul-des-Fonts in den Causses/Südfrankreich, Toarcium

von Thomas Förster

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Einige Tage nach unserem Besuch in der Unterkreide der Provence haben meine Familie und ich am 11. Oktober 2009 die Mergelhänge von Le Clapier in der Causse du Larzac südlich von Millau „heimgesucht“. Es handelt sich um Schichten des mittleren und oberen Toarciums, die Auswahl des Fundpunktes erfolgte nach Studium des Buches von Gero Moosleitner und eines Tipps von Sönke.
Wer im Kalender nachsieht, stellt fest, dass wir an einem Sonntag anrückten. Damit waren einige Besonderheiten verbunden. Zum einen gingen die Franzosen an diesem freien Tag dem Erwerb eines Wanderer-„Breviers“ nach, an der Stelle, die Herr Moosleitner zum Abstellen des Wagens empfiehlt, war ein Stand mit Erfrischungen für die gar nicht so wenigen Wanderer aufgebaut. Zum anderen war es Herbst, und ein weiteres Viertel der Franzosen nutzt dann seine Freizeit, um auf die Jagd zu gehen, in unserem speziellen Fall war Wildschweinjagd angesagt. Das macht das Fossiliensammeln noch etwas spannender.
Am ersten Aufschluss sind wir gleich vorbeigegangen, wir wollten die pick-nickenden Wanderer nicht unnötig stören. Der Weg zum zweiten Aufschluss wurde unendlich lang, denn im Weg waren die ersten Hildoceraten zu finden, was ein spontanes Absinken der Marschgeschwindigkeit zur Folge hatte…
Zu unserem Vorteil erwies es sich, dass wir zwei Tage vorher am Mittelmeer ein schweres nächtliches Gewitter erlebt hatten, das in das Landesinnere abgezogen war, um uns einige Fossilien freizuwaschen. Glücklicherweise waren die Flächen inzwischen aber so weit abgetrocknet, dass auch hier keine „Rutschpartien“ erfolgten. Bis auf unseren Sohn, der seine Überlegenheit in Form des geringeren Körpergewichtes ausspielen und schneller die Hänge hoch wollte. Ist auch schnell wieder heruntergekommen...
Trotzdem hat Roman immer die größten Ammoniten aufgelesen, er war halt wirklich schneller hoch.
Mehrstündiges Suchen ergab eine Ausbeute von etwa 2,5 kg Fossilien, ohne die größeren Faziesstücke, die wir auch noch mitgenommen haben. Angenehm im Vergleich zu den Unterkreidefunden war die bessere Erhaltung und größere Menge der Funde, auch hatte das Gelände den Charme, recht unbewachsen zu sein. Während in den Rinnen der Ton noch bergfeucht war, blies der Wind von oben ständig abgetrocknete Tonschuppen herab. Das Rascheln war das einzige Geräusch an diesem Sonntagnachmittag, abgesehen vom Jagdlärm und gelegentlichen „Wo seid Ihr?“-Rufen.
Nachdem wir einen Hangkomplex abgesucht hatten, wollten wir eigentlich zum Auto zurück. Wenn mir meine Frau nicht einen kleinen Steinbrocken von etwa 8 x 15 cm Größe gezeigt hätte, der voller Belemnitenrostren steckte. Glücklicherweise konnte sie mir auch noch zeigen, wo sie den gefunden hatte. Er entstammte einem härteren Band im oberen Bereich des Hanges, dabei handelt es sich wohl um das von Herrn Moosleitner erwähnte Kalkband, das auch Ammoniten enthält. Ich habe auch auf Anhieb gleich Ammoniten gefunden, allerdings sehr schlecht erhalten.
Aus den bereits im Carniol-Bericht genannten Gründen brachen wir die Suche ab, um uns in Millau auf einen Camping zu stellen.
Am nächsten Tag haben wir dann noch die Fundstelle von St. Paul-des-Fonts besucht. Die von Moosleitner beschriebene erste Stelle haben wir ausgelassen, augenscheinlich war die Weide, die man queren musste, mit Vieh besetzt. Um „diplomatische Verwicklungen“ zu vermeiden, sind wir weiter zur nächsten Stelle, die einige 100 Meter östlich vom Dorf liegt. Der Einstieg erfolgte durch einen Bach, der trocken lag und die Schichten der bekannten „Schistes carton“ querte. Arg abgesuchte Hänge dieses Papierschiefers ließen nur wenige Funde flachgedrückter Ammoniten zu. Interessanter waren da die Kalkkonkretionen im Bachbett, noch in ihrer Entstehungslage. Sie lagen auch nur deshalb dort, weil sie zum Mitnehmen zu groß waren.

Oberhalb der Schistes carton stiegen wir in die Hänge ein und sammelten dort dann wieder körperlich erhaltene Fossilien. Nicht in so großer Zahl wie in Le Clapier, aber in derselben Qualität. Dazu kamen hier noch Schnecken.
Nach einiger Zeit hatten wir unser Revier abgegangen und wollten noch einen weiteren Hangkomplex erkunden. Dummerweise versperrte uns ein Dickicht den Zugang. An einem Feldrand entlang versuchten wir, das obere Ende dieser Hänge zu erreichen. Auf dem Acker fanden sich etwa 1 cm große berippte Brachiopoden, die recht grimmig dreinschauten. Wir haben sie trotzdem mitgenommen. Eine doppelklappige Muschel, die in einem Brocken steckte, fand auch noch ihren Weg in meinen Sammelbeutel.
Obwohl wir uns redlich mühten, mussten wir doch vor unserem Gegner, dem Buschwerk, kapitulieren. Es war kein Durchkommen! Und plötzlich standen wir kurz oberhalb des Dorfes. Also marsch, marsch, zurück. Mit Abkürzung durch einen weiteren Mergelhang. Der sich als fossilleer erwies. Dafür kamen weiter unten wieder fossilhaltige Stellen, die wir noch absuchten.
Inzwischen hatten wir einige Stunden mehr als am Tag zuvor gelaufen, mit etwas weniger Ausbeute. Folglich stellte sich jetzt auch wieder der Hunger ein, dem wir mit einigen Apfeltaschen im Bus entgegenwirkten. Schmeckten irgendwie nach Liaston…
Genau wie die anderen Fossilien wurden unsere Funde dicht verpackt, wegen der Menge diesmal in Waffeleimern. Die flachen Ammoniten aus den Schistes carton wurden einzeln in Gefrierbeutel verpackt und abgepolstert oben auf die anderen Funde in den Freiraum eines Eimers gelegt, Deckel drauf, zu Hause heile angekommen, trotz der elenden Rüttelei im VW-Bus und zweimaligen Umpackens jeden Tag.
Derart vorgereinigt, war nur noch Wässern und Abbürsten der Stücke nötig. Dabei bedurfte es nicht so großer Vorsicht wie bei den Unterkreidefunden, auch sehe ich die Gefahr des Ausblühens für die Le Clapier/St.Paul-Funde bei weitem nicht so groß. Allein das Aufarbeiten der oben erwähnten Belemniten-Packs bereitet mir etwas Kopfzerbrechen. Die Härte ist sehr unterschiedlich, kann man einmal arbeiten wie in Butter, ist daneben das Fossil so innig verbacken, dass man nur noch einen Negativabdruck behält.
    
Abschließend wieder einige Bilder zu den Fundstellen und der eine oder andere Fund. Die Bestimmung habe ich wieder anhand der Abbildungen im Buch von Herrn Moosleitner und in der steinkern-Galerie vorgenommen. Für eventuelle Berichtigungen bin ich dankbar.
 

Literatur:
Moosleitner, G.: Fossilien sammeln in Südfrankreich

Ein weiterer Causses-Bericht auf Steinkern.de:
Simonsen, S. (2006): Mittleres und oberes Toarcium der südfranzösischen Grands Causses, Rubrik: Fundorte/Frankreich


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Ansicht der Mergelhänge östlich von Le Clapier. Dunkle Tone laden zum Suchen ein. Doch die Funde auf dem Weg bremsen das Vorankommen bereits.

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Wurzeln über gewachsenem Ton, alles bergfeucht, und nur noch mit dem Taschenmesser eine Tonschuppe abheben, dann liegt das Hildoceras frei.

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Nochmals ein Größenvergleich: Roman hat den Hang erklommen, die Rinnen haben hier beachtliche Tiefen. Auf den Rücken der Hänge liegen Kleinfossilien, vornehmlich kleine Ammoniten und Schnecken.
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Wie im Bildtext vorher beschrieben: jedes Klümpchen auf dem Hangrücken ein Fossil.

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Die trockenen Tonschuppen werden vom Wind über die Hänge geblasen und ruscheln dann in die Rinnen. Bevor sie das Hildoceras verschütten, stecke ich es lieber ein.

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Jetzt in St. Paul-des-Fonts: diese Konkretionen schleppt keiner weg, was hier wie eine Ingwerwurzel im Bachbett aus den Schistes carton ragt, ist größentechnisch im Meterbereich anzusiedeln. Ich habe keine offensichtlichen Fossileinschlüsse gesehen, aber wie der Abdruck rechts erkennen lässt, ist ein Teil bereits verschwunden.

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In den Schistes carton dann flachgedrückte Ammoniten, wobei die besten Stücke schon weggesammelt sind.

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Als Abschluss der Tour unser Schattenriss auf fossilleerem Hang.

Nun ein paar Bilder von den Funden...

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So kann es aussehen nach dem Waschen: Über 200 Fossilien von 3 bis 20 mm trocknen auf Küchenpapier vor sich hin. Das kann in Arbeit ausarten!

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Mikado im Lias: Teilweise habe ich geschwitzt, um diese Belemnitenrostren halbwegs  heile freizulegen. Zumal sie wunderbar „vorgebrochen“ im Gestein liegen. Das Stück stammt aus dem im Text erwähnten „Kalkband“ in Le Clapier, Länge des horizontal liegenden Rostrum in Bildmitte etwa 85 mm.

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Die ersten Funde in Le Clapier waren Hildoceras bifrons, die schon auf dem Weg im Ton steckten. Hier einige Exemplare nach dem Säubern, Größe etwa 18 bis 27 mm.

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Den hat Roman gefunden, weil er als Erster oben war: etwa 50 mm messendes Peronoceras,
welches offen und obenauf lag. Es ist nicht immer schlecht, übersehen zu werden. Dann finden die Förster mehr… Die Bestimmung hat mir Sönke Simonsen abgenommen (Danke nochmals!). Mir kamen die Stege/Stacheln/Dornen, die über die Windung hinausgreifen in die nächste Windung, seltsam vor. Das war dann auch ein ausschlaggebendes Kriterium. Registriert und archiviert!

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Dieser „Kugelrudi“ stammt ebenfalls aus Le Clapier, Größe 24 mm. Die auffällige wohlgerundete Form deutet auf ein Paroniceras hin.

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Ein etwa 45 mm messendes Harpoceras subplanatum. Hat ebenfalls Roman gefunden, wie gesagt, er war wegen seiner „Größe“ immer als Erster oben…

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Versammlung mehrerer kleiner Harpoceras subplanatum von 20 bis 30 mm Durchmesser fast im Fundzustand. Sie sind nur gewaschen, mit Steinpflege eingelassen und abgebürstet.

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Zuerst habe ich den Kerle unten links für eine Haselnuss gehalten, allein, dort standen keine Nusssträucher. Dann habe ich ihn als Nautiliden in den Sammelbeutel einsortiert. Er sollte als Cenoceras sp. durchgehen, meine ich. Die beiden anderen Kameraden möchte ich nach den Abbildungen bei Moosleitner als Paroniceras sternale ansprechen. Alle aus Le Clapier.

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10 bis etwas über 30 mm messen diese Ammoniten. Ich halte sie für Collina gemma, wenn ich mir die Abbildung bei Moosleitner ansehe. Was man dort nicht sieht, ist auf meinem Bild zu erahnen. Die Rippen spalten sich auf dem äußeren Umbug auf und ziehen über den Venter. Die Windungsbreite nimmt nicht stark zu, beim Präparieren neigen die Kameraden dazu, sich in die Einzelwindungen zu zerlegen.

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6 kleine Kerle von 8 bis 15 mm Durchmesser, die ich für Phymatoceras robustum halte, wenn ich die Bilder bei Moosleitner in Betracht ziehe.

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Diese 10 bis 15 mm großen, etwas „angerosteten“ Ammoniten könnten Catacoeloceras sp. sein. Sie nehmen in der Windungsdicke stärker zu, zerlegen sich aber noch lieber als die Collina

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Meiner unmaßgeblichen Meinung nach ebenfalls einige Catacoeloceras, etwas größer als die vorherigen, und etwas bauchiger.

Nachdem bislang hauptsächlich Fossilien aus Le Clapier zu sehen waren, nun noch ein paar Stücke aus St. Paul des Fonts.

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Von der Natur prima formatiert, hat dieses Tonplättchen von 33 x 40 mm ein Dactylioceras in zweidimensionaler Ausführung „aufgeprägt“ bekommen.

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Der Übergang zu vollkörperlicher Erhaltung: Diese Überreste von Hildoceras bifrons sind eigentlich als „Blech“ zu bezeichnen. Man erkennt die Risse, an denen entlang das Gehäuse geborsten ist, als es „geplättet“ wurde. Größe etwa 25 und 30 mm.

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Ein ganzer Erdnussbutterglasdeckel voller mehr oder minder verkommener Amberleya sp.

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Vier Schnecklein, davon drei Amberleya sp. und eine Pleurotomaria? sp., die sich von unten zeigt.  

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Die im Text erwähnte Muschel als Lohn für die Mühen beim Durchschlupf suchen.

Thomas Förster