Frankreich

Carniol und Opedette in der Provence/Südfrankreich

Kurzer Bericht über die Fundstellen von Carniol und Opedette in der Provence/Südfrankreich, Aptium


Im Oktober 2009 fand unser verschobener Sommerurlaub statt, Ziel war Südfrankreich, damit das mit dem Sommer auch noch klappte.
Durch geschickte Wahl der Reiseroute war ein Besuch der Unterkreide-Fundstellen in Carniol und Opedette möglich. Hier will ich kurz meine Eindrücke und eine Beschreibung der Situation, wie sie sich mir darstellte, wiedergeben.

Am 6.Oktober kamen wir nachmittags an der von Gero Moosleitner in seinem Buch „Fossilien sammeln in Südfrankreich“ beschriebenen westlichen Fundstelle bei Carniol an. Sie liegt auf der Westseite des Höhenzuges, auf dessen anderer Seite sich der Ort Carniol befindet.
Es handelt sich dabei um Schichten der Unterkreide, oberes Aptium, Gargasium. Die namensgebenden Orte liegen alle „um die Ecke“ von der Fundstelle.
Erstmal gab es ein Problem, einen Stellplatz für den VW-Bus zu finden, was wir lösten, indem wir uns an einem „Feldweg“ links auf eine steinige Fläche quetschten. Das dezente und unbehindernde Parken ist nicht unbedingt so einfach in dieser Gegend, die Straßen sind recht schmal und Seitenräume nicht vorhanden. Auf jeden Fall konnte an unserem Wagen jeder vorbeikommen, auch mit größeren Fahrzeugen, und die Expedition konnte beginnen.
Von der Strasse aus (hier die D18) sind bereits die Mergelhänge zu sehen, die sich in einer von Hecken und Zäunen durchzogenen Fläche entlang des Höhenzuges hinziehen. Von der Strasse sind die Hänge nicht direkt zu erreichen. Wenn Tiere auf den Weiden sind, muss man etwas weiter laufen. Wir hatten Glück, keine Schafe und kein Strom auf dem Zaun. Vom Pilzesammeln kann man ja über gewisse Erfahrungen im Umgang mit Stacheldraht und E-Zäunen verfügen, und wir haben weder an den Klamotten noch an den Zäunen Schäden zu beklagen.
Im Aufschluss angekommen zeigte sich zwischen den Hängen eine Tonmasse, die in wurstförmigen Wülsten die ganze Fläche im flachen Bereich bedeckte. Rätsels Lösung: zur Wasserversorgung des Weideviehs legen die Landwirte in den Hängen kleine Teiche an, von denen Leitungen zu den Tränken auf den Weiden führen. Einer dieser Teiche war wohl geplatzt und der Schlamm hat die ebenen Flächen des Aufschlusses verschüttet.
Trotzdem gab es genug zu sammeln. In den Rinnen zwischen den Hängen konnten Ammoniten, Belemniten, Schnecken und Muscheln gesammelt werden. Auch der eine oder andere Zahn fand seinen Weg in unsere Beutel. Auffallend war die meines Erachtens hohe Zahl an entrollten Ammoniten, leider alles nur Bruchstücke.
Da es länger nicht geregnet hatte, waren die Fossilien recht festgebacken auf kleinen Tonbuckeln, teilweise musste ich die Funde mit dem Taschenmesser lösen. Vorteil der Trockenheit: die Hänge waren sehr gut begehbar, die Verschmutzung von Ausrüstung und Suchern blieb in engen Grenzen. Das Mitnehmen von größeren Wasservorräten erwies sich als richtig, obwohl nur etwa 500 Meter vom Auto entfernt (Luftlinie), waren die Kehlen recht schnell trocken… Es sollte ja auch ein Sommerurlaub sein.
Nach 4 ½ Stunden hatten wir für eine nur als Erkundung geplante Tour genug gesammelt, außerdem machte die früh einbrechende Dämmerung die baldige Campingplatzsuche nötig.
So machten wir uns auf, unsere Schätze zum Bus zu tragen.
Am nächsten Tag, nach einen frühen Start und dem Besuch der Ockerbrüche von Rustrel, die aufgelassen und per Wanderweg erschlossen sind, haben wir nachmittags den Aufschlüssen von Opedette noch einen Besuch abgestattet. Es handelt sich hier um dieselben Schichten wie bei Carniol. Das Problem, einen VW-Bus nicht störend abzustellen, war hier nicht unbedingt geringer.
Die Aufschlüsse waren nicht so einfach zu finden, auch sind die einzelnen Hänge kleiner als bei Carniol. Also konnte hier nicht ein Basislager mit abgelegten Rucksäcken errichtet werden, sondern letztere blieben auf ihren den Namen entsprechenden Plätzen, nämlich unseren Rücken. Nun drücken einige Liter Wasser nach 3 Stunden gebücktem „Suchgehenschleichen“ in ständig geneigter und buschbewachsener Landschaft recht ordentlich! Aber auch hier wieder eine positive Seite: um durch ein Wacholderdickicht einem Wildpfad zu folgen, ist es schon ratsam, rückwärts zu gehen. Mit dem Rucksack voraus! Und Abstand halten, sonst tut das nächste Mal Gesicht waschen weh…
Insgesamt waren wir von Opedette etwas enttäuscht. Die Erhaltung der Funde war nicht sehr gut, zu Hause fingen die ersten Stücke gleich nach dem Auspacken das Blühen an. Allerdings hatte es auch schon lange nicht geregnet, siehe oben, und überall waren Stiefelabdrücke zu sehen, die nicht von uns stammten. Diese Stelle schien mehr begangen zu sein als die Stelle vom Vortag. Höhepunkt an Funden war ein Zahn, den sich unser Sohn in den Finger gepiekst hatte. Ich suche eigentlich anders…
Am Rande des Aufschlusses war dann noch ein Jungfossil zu finden, auf einer Wiese stand ein sehr ausgeschlachteter Citroen Ami, der auf seine Wiederauferstehung wartet…Den haben wir da gelassen.
Für die weitere Reise haben wir die Funde in eine Frischhalte- und eine Keksbox verpackt, Kleinstfunde habe ich in einer Filmdose verstaut. Zettel brauchten keine dazu, so viele Fundorte waren es ja nicht.
Nach weiteren 10 Tagen Fahrt waren die Fossilien durch die Erschütterungen der Fahrt gut vorgereinigt, kurzes Wässern und vorsichtiges Abbürsten ergaben brauchbare Ergebnisse. Den Zerfall versuche ich durch Einlegen der Kandidaten in ein Steinpflegemittel auf Wachsbasis und Trocknen über einer Wärmequelle zu verhindern. Nach dem Trocknen werden die Fossilien noch einmal vorsichtig aufgebürstet, fertig.

Abschließend einige Bilder zu den Fundstellen und der eine oder andere Fund. Die Bestimmung habe ich anhand der Abbildungen im Buch von Herrn Moosleitner und in der Steinkern-Galerie vorgenommen. Für eventuelle Berichtigungen bin ich dankbar.

 
Literatur:
G. Moosleitner, Fossilien sammeln in Südfrankreich


21817.jpg
Abb. 1: Ansicht der Mergelhänge westlich von Carniol vom nördlichen Ende. Im rechten Bildteil ist ein Rohr zu sehen, das zur Trinkwasserversorgung der Weiden dienen sollte.

21819.jpg
Abb. 2: Trockenrisse, tote Zweige, Wacholderbeeren und Fossilien. Typische Bodenszene, die Ammoniten liegen im Durchmesser zwischen 3 und 10 mm.

21822.jpg
Abb. 3: Kein Fossil, aber meine erste in freier Wildbahn: Eine Gottesanbeterin teilt ihr Biotop mit uns.

21823.jpg
Abb. 4: Größenvergleich: Roman im Gelände. Im Mittelgrund links erkennt man die „Schlammwürste“ aus dem Teichbruch, am oberen Bildrand die D18.

21860.jpg
Abb. 5: Wer Carniol besucht, sollte sich Zeit für den Besuch der Ockerbrüche von Rustrel nehmen. Solche Farben sind absolut fantastisch, man kommt aus dem Staunen nicht heraus.

21879.jpg
Abb. 6: Zu jung, um Fossil genannt zu werden. Citroen Ami im abgespeckten Zustand.

22236_1.JPG
Abb. 7: Etwa 25,5 mm im Durchmesser misst dieses skulpturlose Exemplar. Den Abbildungen im o.g. Buch von Gero Moosleitner zufolge könnte es sich um Melchiorites melchioris D’ORBIGNY handeln.

22232_1.JPG
Abb. 8: Ein etwa 20 mm messendes Eotetragonites sp.

22234_1.JPG
Abb. 9: Holcophylloceras sp. , etwa 22,5 mm Durchmesser


22190.jpg
Abb. 10: Diverse Dufrenoyia furcata D’ORBIGNY in unterschiedlichen Erhaltungszuständen.


22191.jpg
Abb. 11: Hypophylloceras teils mit Pyrit-„Stoppeln“

22192.jpg
Abb 12: Links oben könnte ein Colombiceras crassicostatum D’ORBIGNY sein, etwa 12 mm groß, die beiden anderen halte ich für kleinere Dufrenoyia furcata   

22193.jpg
Abb. 13: In Massen (und ungegurtet): Belemnitenrostren, mehr oder minder gebrochen

22194.jpg
Abb. 14: 5 recht putzige Kerlchen: das rechte obere Exemplar hat etwa 21,5 mm Durchmesser, hätten sie nicht die leicht groben Dornen, sähen sie der Abbildung von Cheloniceras cornulianum D’ORBIGNY bei Moosleitner sehr ähnlich.

22195.jpg
Abb. 15: Bruchstücke von Toxoceratoides sp., das größte hat eine Länge von 25,5 mm.

22196.jpg
Abb. 16: Hamites-Puzzle, Länge des Teiles unten rechts etwa 15 mm

22197.jpg
Abb. 17: Mageres Belegstück für Baculites sp., etwa 10 mm.

22201.jpg
Abb. 18: Kleine Auswahl von Schnecken, größte Länge etwa 11 mm.

22198.jpg
Abb. 19: Zähne? Eher Belemniten-Phragmokone. Nach kurzer Beratung mit Andreas Mölder ist das die logischste Erklärung, auch wenn die gebogene Form einen Zahn vorgaukelt. Auffällig ist die Querstreifung und die Längsrillen auf den breiten Seiten, im breiten Teil sind auch feine Riefen zu erkennen.

22199_1.JPG
Abb. 20: Dieser etwas über 7 mm Länge messende Zahn steckte mit der Spitze plötzlich im Finger unseres Sohnes. Das spricht für ein Raubtier als Erstbesitzer.

22202_1.JPG
Abb. 21:
Kleiner Zahn von etwa 3 mm Länge.

Thomas Förster