Dänemark

Fossilien vom Limfjord / Teil 5 Vögel und Haie

 

 

Hallo Steinkerner,

diesmal geht es ausschließlich um „Exoten“, also um Funde, die man sehr selten macht bzw. „nur einmal alle Jubeljahre“.

Ausgesprochene Raritäten sind fossile Reste von Vögeln.

Ein besonderer Schatz in unserer Sammlung wäre ein Vogelkopf mit Knochen und Federn (CollNr. 0316) gewesen, wenn wir ihn nicht im Rahmen des „Danekrae“-Gesetzes dem Geologischen Museum in Kopenhagen übergeben hätten (was wir aber gern getan haben). Uns bleibt als Erinnerung ein Foto, dessen Qualität leider mangelhaft ist, weil ein altes Dia abgescannt werden musste.

Außerdem haben wir in Ejerslev auf Mors im Laufe der Jahre drei recht gut erhaltene Vogelbeine gefunden und sie nach der Präparation nach Kopenhagen geschickt.

Auch hier schmücken nur noch die Fotos unsere Sammlung.

 

Etwas häufiger, aber auch noch recht selten sind Haizähne zu finden.

Die soll es im MOLER eigentlich nur als Aussenabdruck geben. Dennoch haben wir in unserer Sammlung drei in Moler eingebettete körperlich erhaltene Haizähne.

Im harten ZEMENTSTEIN tauchen Haizähne dagegen öfter mal auf.

Apropos „harter“ Zementstein“. Er fordert auch „harte“ Sammler heraus.
Nicht allein wegen der beim Aufschlagen doch nicht immer ganz unvermeidbaren blauen Daumennägel und durch Steinsplitter verursachten mehr oder weniger kleinen Wunden in der Haut.

Nein, er fordert auch eine recht hohe Frustrationsschwelle hinsichtlich der quantitativ doch recht übersichtlichen Ausbeute.

Wer Mengen von Fossilien bei einem kurzen Besuch im Moler oder Zementstein erwartet, der wird bitter enttäuscht.


Als alter Statistiker hat Karsten einmal errechnet, wieviele Funde wir durchschnittlich pro Person in einem zweiwöchigen Sammlerurlaub mit täglich 4-6 Stunden „Arbeit“ im Aufschluss gemacht haben:

9 Insekten
5 Fische
1,5 Schlangensterne
1 (gute) Pflanze
0,5 Haizähne
0,5 Muscheln oder Schnecken
0,5 Spurenfossilien
0,3 Vogelfragmente.

Das ist nicht viel, aber wir sind glücklich.

Zu den Fundstellen am Limfjord können wir nach über 20 Jahren Sammeln sagen, dass es dort keine „Geheimtipps“ gibt.
In allen Bereichen der Nordküste (außer im nordöstlichen Teil) kann jeder alles finden. Die Chancen sind überall gleich.


Halbtages-Exkursionen in den Moler bietet das Fur-Museum während der Saison 2 x wöchentlich an.

Auf Mors ist der Besuch des Molermuseums für den interessierten Sammler ein absolutes MUSS. Dort könnt Ihr auch die Fundstellen erfahren.

 

Mit den besten Sammlergrüssen

Solveig und Karsten

 

 

 

Als Einstimmung wieder drei Fotos der Fundstellen:

 

Im Molerbruch Ejerslev auf Mors wird ständig intensiv abgebaut. Moler wird übrigens für Schamottsteine, für die Düngemittelindustrie und für Katzensand verwendet.


Wenn man nach einem Jahr wiederkommt, dann erinnert kaum noch etwas an das Vorjahr.

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Abb. 1: Molergrube Ejerslev auf Nordmors.





Im Bild links ist die Grube mit einem Binnensee zu sehen.

Rechts neben dem Molerhügel ist gleich der Limfjord.

Auch dort kann man am Strand gut sammeln.
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Abb. 2: Westseite der Molergrube Ejerslev auf Nordmors.

 

Die Molerbetreiber haben in enger Zusammenarbeit mit den staatlichen Stellen ein langfristiges Renaturierungsprogramm aufgestellt.

Mitten auf der Insel Fur fügen sich die nach jahrzehntelangem Abbau aufgelassenen Gruben wunderschön in die Landschaft ein.

Die Natur hat sich – wie man auf dem Foto sieht - sicherlich nicht zu ihrem Nachteil verändert.

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Abb. 3: Blick über die Insel  Fur mit einem aufgelassenem und renaturierten Molerbruch

 

 

Beginnen wir mit unserem Vogelkopf, auf den wir mit Sammlerstolz blicken.

Er gehört in die Ordnung „Charadriiformes“ und kann mit den Regenpfeifern verglichen werden.

Nach dem Gutachten des „Geologisk Museum“ der Universität Kopenhagen ist dieser Fund eines der bedeutendsten Vogelfossilien, die im Moler gefunden wurden.

Guterhaltene Federabdrücke kennt man auch von Messel, aber diese Fossilien sind 5-10 Mio. Jahre jünger. 

Wie schon erwähnt haben wir lediglich ein altes Dia zur Verfügung; deshalb die schlechte Qualität des Bildes.

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Abb. 4: Kopf vom „Regenpfeiffer“ / Charadriiformes / dänisch: fuglehoved /
Fundort: Fur / Material Zementstein  / Fundjahr: 1996 / Länge: 3,6 cm /Coll Nr. 0316 / Danekrae Nr. 200

 

Unser erstes Vogelbein.

Oben rechts auf der Platte ist noch ein dünner Riss zu erkennen.

Hier hat Karsten den Stein – vielleicht aus Frust, weil er nichts vernünftiges gefunden hatte - die Platte im Querbruch aufgeschlagen. Dabei wurde auf beiden Seiten jeweils ein millimeterdickes Loch sichtbar.

Das hielten wir zunächst für ein „Wurmloch“, was es dort allerdings garnicht gibt. Bei näherer Betrachtung war das Loch von irgendeiner harten Schicht umhüllt. Ein Vogelknochen ?


Bei der Präparation mit Stichel, Nadel und Säure kamen nach und nach Oberschenkel, Unterschenkel und Lauf sowie die Ansätze der Zehen zum Vorschein.

Könnt Ihr Euch vorstellen, wie aufregend die Präparation war?

Die Bruchstelle  in der Mitte des Oberschenkels ist nicht etwa ein durch ungeschickte Präparation verursachter Lateralschaden; sie entstand bereits beim Aufschlagen der Platte vor Ort.


Der Vogel ähnelt Watvögeln (Laufhühnchen oder Wachtel); konnte aber bisher noch nicht genau bestimmt werden.

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Abb. 5: Vogelbein, noch nicht bestimmt
Fundort: Ejerslev, Mors / Material Zementstein  / Fundjahr: 2000 / Länge: 8,4 cm / Coll Nr. 1006 / Danekrae Nr. 494

 

 

Unser zweites Vogelbein
haben wir schon in unserem Bericht „Fossilien des Limfjord Dänemark“ vorgestellt.

 

Da aber aller guten Dinge drei sind,

hier unser drittes Vogelbein:

Dieser Fund ist wohl der Ordnung Galliformes (Hühnervögel) zuzurechnen.

Er passt aber nicht in die bisher beschriebenen Familien der eozänen Hühnervögel und repräsentiert  möglicherweise eine ganz neue Familie!  

Der Vogel wird derzeit von einem Paläoornithologen der Universität Kopenhagen bearbeitet.

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Abb. 6: Vogelbein  noch nicht bestimmt 
Fundort: Ejerslev,Mors / Material Zementstein  / Fundjahr: 2007 / Länge: ca. 8 cm / Coll Nr. 2277 /
Danekrae Nr. 504

 

 

 

Auch Vogelfedern mit ihren zarten Fahnen werden bis ins Detail im Zementstein abgebildet.

Sie sind meist so groß, dass man sie nach dem Aufschlagen des Steins gut erkennen kann.

Sie sind zwar selten, wenn man aber eine gefunden hat, kann man sie nicht übersehen (wie das bei den Insekten oft der Fall ist).

Nachfolgend zwei Fotos von den beiden wichtigsten Federarten: den Konturfedern, die den Körper des Vogels  bedecken und den Daunen, die das Unterkleid bilden.

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Abb. 7: Konturfeder eines nicht bestimmbaren Vogels 
Fundort: Ejerslev, Mors  / Material Zementstein  / Fundjahr: 2003 / Länge: 1,5 cm / Coll Nr. 1691 

 

 

 

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Abb. 8: ? Daunenfeder eines nicht bestimmbaren Vogels 
Fundort: Fur /  Material Zementstein / Fundjahr: 2002 / Länge: 2 cm / Coll Nr. 1445

 

 

 

Nun kommen wir zu den bei uns Sammlern so beliebten Haizähnen:

Die Erhaltung ist abhängig von der Matrix: im Zementstein sind die Zähne meist körperlich erhalten, im Moler dagegen „eigentlich“ nur als Außenabdruck.

Der Haizahn von Abb. 9 ist eingebettet im „stribet Cementsten“, dem gestreiften Zementstein. Er ist von dunkelgrauen Flecken durchsetzt und beinhaltet oft Holz, Knochen und Zähne.


Die Platte ist im Querbruch aufgeschlagen worden und der Zahn kam völlig unbeschädigt zutage (rechts daneben ein Stück Holz im Querbruch).

Karsten hat die Platte wieder mit Sekundenkleber zusammengefügt und den Zahn danach mit Druckluftstichel, Essigsäure und Nadel von oben freigelegt.

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Abb. 9: Sandhai / Carcharias acutissimus / dänisch: sandtigerhaj /
Fundort: Fur / Material: Zementstein / Fundjahr: 2003 /      Länge: 24mm / CollNr. 1703



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Abb. 9a: CollNr. 1703 nach der Präparation

 

 

Auch der nächste Haizahn ist eingebettet im „stribet Cementsten“, dem gestreiften Zementstein.

Dieses besondere Gestein ist, wie wir inzwischen herausgefunden haben, sehr „haizahnhaltig“.

Wenn man also ein derartiges Gestein findet: „immer draufhauen“!!

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Abb. 10: Sandhai / Carcharias sp. / dänisch: sandtigerhaj/
Fundort: Fur / Material: Zementstein / Fundjahr: 2003 /      Länge: 15 mm /CollNr 1301

 

Nun ein Haizahn im Moler.

Auf den ersten Blick sieht er nach körperlicher Erhaltung aus.

Aber der Schein trügt:es ist nur ein Außenabdruck. Haizähne soll es im Moler “eigentlich” immer nur als Außenabdruck, niemals aber in körperlicher Erhaltung  geben, dennoch …....


Eine genaue Bestimmung ist hier nicht möglich, weil nicht viele Details sichtbar sind. Vielleicht gehört der Zahn zu einem odontaspididen Hai (Heringshai). Die kamen im Paläozän / Eozän recht häufig vor.

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Abb. 11: Haizahn, nicht bestimmbar, Aussenabdruck ,
Fundort: Fur / Material: Moler / Fundjahr: 2000 / Länge: 24 mm / CollNr 1007

 

 

 

Der nächste Haizahn, auch als Außenabdruck im Moler erhalten, zeigt deutliche Unterschiede im Vergleich zu seinem Gegenstück.

Man denkt, da wäre ein ganz anderer Zahn drin. Das liegt daran, dass die Molerplatte nicht in der Mitte gespalten ist und von einem Stück mehr oder weniger als vom anderen Stück zu sehen ist.

Man vergleiche die folgenden beiden Fotos vom selben Haizahn;

einmal mit schlanker Wurzel, einmal mit breiter Wurzel. Die Furche in der Wurzel ist natürlich nur auf einer Seite zu sehen.

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Abb. 12a: unbestimmter Haizahn,  möglicherweise Odontaspidae /
Fundort: Mors / Material: Moler / Fundjahr: 2006 / Länge: 15 mm /CollNr. 1935 

 

 

Hier das Gegenstück des selben Zahns

5 1935 rechts FURFOSSIL

Abb. 12b: unbestimmter Haizahn, möglicherweise Odontaspidae /CollNr. 1935 

 

Wie schon gesagt kommen Haizähne im Moler "eigentlich" nur als Außenabdruck und nie in Körpererhaltung vor.

Aber: keine Regel ohne Ausnahme.

Dieser Haizahn ist tatsächlich körperlich erhalten.

Solveig hat ihn im Molerbruch gegenüber dem Museum in Skarrehage gefunden. Er war nahezu vollständig im Moler eingebettet, und nur die Wurzelspitzen schauten heraus.

Wir hatten nicht den Mut, den kleinen Molerblock selbst zu spalten und haben ihn sicherheitshalber Henrik Madsen vom Molermuseum zur Feinarbeit übergeben.

Dann folgte eine Prozedur, die etwa 20 Minuten konzentrierter Arbeit erforderte.

Zunächst glättete Henrik die Kanten des kleinen Molerblocks mit einer Rasierklinge, um so die vielen millimeterdicken Schichten freizulegen.

Dann fand er einen kleinen Riss in der Schicht, der präzise in der Höhe des Haizahns lag.

Wir hätten den Block von diesem Riss her aufgespaltet. Henrik tat aber genau das Gegenteil; er verfolgte die Schicht bis zur Gegenseite und setzte die Rasierklinge genau gegenüber dem Riss an. So verhinderte er, dass der Block unkontrolliert gespalten wurde.

Das Ergebnis ist unten zu sehen.

Der Zahn war allerdings so brüchig, dass er schon vor Ort mit wasserverdünntem Ponal gefestigt werden musste.

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Abb. 13: Haizahn, unbestimmt ;  möglicherweise Odontaspidae /
Fundort: Skarrehage,Mors / Material: Moler/ Fundjahr: 2001 / Länge: 24 mm /CollNr 1292

 

 

 

Zum Abschluss ein zweiter ebenfalls körperlich erhaltener Haizahn aus dem Moler. Der Außenabdruck der Wurzel ist nur zu ahnen.

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Abb. 14: unbestimmter Haizahn /
Fundort: Mors / Material: Moler / Fundjahr: 2006 / Länge: 7 mm /CollNr. 1942