Dänemark

Mit dem E-Bike auf Fossilsuche in Jütland (Dänemark)

Im August 2021 startete ich zu einer 17-tägigen, 1400 km langen Rundreise mit E-Bike und Zelt (Abb. 1) von Flensburg aus entlang der gut beschilderten Nationalen Radwege Nr. 8 und 5 (Østersørute und Østkystruten) nordwärts und von Skagen den Nationalen Radweg Nr. 1 (Vestkystruten) Richtung Westen bzw. Süden mit einem Abstecher nach Hesselbjerg (Mors).

 

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Abb. 1: Neben einem Hochpreisauto das E-Bike zu laden, ist schon etwas Besonderes.

 

Über Kolding, Aarhus, Horsens, Grenaa und Udbyhøj radelte ich nach Dalbyover, meiner ersten Station für eine intensive Fossiliensuche. Eine kleine Tafel am oberen Rand der Kalkgrube informiert Besucher über Fundmöglichkeiten, Suchmodalitäten und zeitliche Einordnung der Fossilien.

 

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Abb. 2: Dalbyover, Blick vom Hang aus auf die Infotafel und die Grube.

 

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Abb. 3 und 4: Ausschnitte aus der Infotafel in Dalbyover.

 

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Abb. 5: Geologische und evolutionäre Entwicklung – dargestellt auf einer Infotafel in Dalbyover.

 

Leider hatte es den Tag und die Nacht vorher stark geregnet, so dass ich nur auf der herunterführenden Rampe und den vorhandenen Wegen suchen konnte und nicht an den Grubenhängen. Ich war erstaunt, wie viele Fossilien ich in zweieinhalb Stunden besonders in den ausgewaschenen Regenrinnen finden konnte. Schnell war daher meine ursprüngliche Intention, mich aus Gewichts- und Platzgründen auf Kleinfossilien zu beschränken, verworfen: Die zahlreichen freigespülten Seeigel konnte ich nicht liegenlassen. Der freiliegende beschädigte Trichterschwamm war mir dann allerdings zu groß, zu schwer und auch zu fragil.

 

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Abb. 6: Seeigel Echinocorys sulcatus. Der größte Seeigel misst 6,3 cm, der kleinste 4 cm.

 

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Abb. 7: Muschel Pycnodonte sp., Größe 5,2 cm.

 

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Abb. 8: Trichterschwamm im Gelände.

 

Fünf Tage später erreichte ich nach dem obligatorischen Besuch von Skagen das zweite Ziel für die Fossiliensuche, den Bulbjerg. Dieser ist ein Felsen aus Dan-Kalk und -Flint, der überlagert wird von quartären Sedimenten. Im Frühjahr und Sommer brüten dort Dreizehenmöwen.

 

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Abb. 9: Sicht auf den Bulbjerg.

 

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Abb. 10: Dreizehenmöwen brüten am Bulbjerg.

 

Auf dem Felsen und auf großen Brocken waren neben den massenhaft vorkommenden Bryozoenbruchstücken auch Tylocidaris-Stacheln und Coronen von Seeigeln mit bloßem Auge zu erkennen.

 

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Abb. 11: Bulbjerg: Strandfund mit Bryozoenbruch und Stacheln von Tylocidaris sp.

 

Da es verboten ist, den Felsen zu beschädigen, sammelte ich mit meinem Esslöffel aus Plastik den Schutt und kleinere Gesteinsbrocken ein. Zuhause wurden die Brocken zunächst per Eissprengung zerkleinert. Der so erhaltene und der eingesammelte Schutt wurde anschließend in Soda gekocht, mit Wasser gewaschen und gesiebt. Mit dem Binokular (Wild Heerbrugg M8) wurden die Kleinfossilien ausgelesen und mit einer Canon EOS 1300D-Kamera fotografiert. Neben den Bryozoen wurden in deutlich geringerer Stückzahl Foraminiferen, Wurmröhren, Brachiopoden, Muscheln und Stachelhäuter(-teile) gefunden.

 

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Abb. 12: Bulbjerg: Erster Blick durch das Mikroskop: Bryozoen, Brozoen und nochmals Bryozoen...

 

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Abb. 13: Bulbjerg: Foraminiferen.

 

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Abb. 14: Bulbjerg: Kalkröhrenwürmer und Muscheln.

a, b: Kalkröhrenwürmer, 3 mm, c, d – Juvenile Muscheln (vermutlich Austern) – Länge: 1,6 mm bzw. 1,2 mm).

 

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Abb. 15: Bulbjerg: Brachiopoden.

a: 2,7 mm, b: 2,1 mm, c: 2 mm, d: 2,4 mm, e: 1,6 mm, f: 2,2 mm, g: 1,8 mm, h: 1,8 mm.

 

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Abb. 16: Bulbjerg: Stachelhäuter I.

a: Seelilienstielglieder (1,2 mm und 1 mm), b: Seestern-Marginale 1,1 mm, c: Seestern-Terminale, 1,1 mm, d: Schlangenstern-Armplatte 1,8 mm, e: Bruchstück einer Seeigel-Corona, 5 mm, f: Seeigel-Ambulakralplatte, 1,9 mm, g: Seeigel-Genitalplatte, h: Mundwerkzeug eines Seeigels, 2,6 mm.

 

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Abb. 17: Bulbjerg: Stachelhäuter II, Seeigelstacheln.

a: Tylocidaris, 9 mm, b: Tylocidaris 15 mm, c: Tylocidaris 6,5 mm, d: 8,5 mm, e: 5,1 mm, f: 2,2 mm, g: 3 mm, h: 1,1 mm.

 

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Abb. 18: Bulbjerg: Stachelhäuter III, Seeigelcoronen.

a: Salenia sp., 2,9 mm. b: Salenia sp., 1,4 mm.

 

In Vigsø habe ich dann – wie auf der ganzen Tour natürlich – den dortigen Strand vor der Übernachtung im Zelt inspiziert und in dem weißen Gestein, das für Hanstholm und Umgebung charakteristisch ist, auch Fossilien entdeckt.

 

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Abb. 19: Vigsø: Das typische weiße, teilsilikalisierte Kalkgestein aus der Umgebung von Hanstholm und die an der Küste Jütlands allgegenwärtigen Bunkerreste.

 

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Abb. 20: Seeigel auf teilsilikalisiertem Kalkgestein, 4,3 cm, FO Vigsø.

 

Anschließend ging es von der Nordseeküste hinüber zur Westküste des Limfjords und auf die Insel Mors, um in Hesselbjerg im Moler nach Fossilien zu suchen. Leider war bei meiner Ankunft das dortige Molermuseum schon geschlossen und mir stand nur eine Stunde vor Anbruch der Dunkelheit zu Verfügung, um in der benachbarten Grube ohne Erfolg nach Fossilien zu suchen.

 

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Abb. 21: Das Molermuseum von Hesselbjerg mit grandioser Aussicht auf den Limfjord.

 

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Abb. 22: Der Autor bei der vergeblichen Fossilsuche in der Molergrube in Hesselbjerg.

 

Mit erfreulich starkem Rückenwind ging es dann in vier Tagen die Nordseeküste südwärts bis nach Niebüll und von dort mit dem Zug in meine Heimatstadt Bad Oldesloe.

 

Dank

Ich danke Dieter Ketelsen herzlich für die Überlassung einer kleinen Probe vom Bulbjerg.

 

Axel Reichert für Steinkern.de

 

 


 

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