Bayern

Geologie und Fossilien der ICE-Trasse Eierberge - Teil 1: Allgemeines zum Tunnel und Lias Epsilon

In dem mit 3756 m längsten Tunnel des bayerischen Streckenabschnittes wurde aufgrund seiner Länge neben der Nord- und Südseite auch aus der Mitte, dem Zwischenangriff gearbeitet. Genau genommen wurde im Zwischenangriff im Juli 2010 mit dem Vortrieb nach Norden begonnen, nachdem vom März bis Juni 2010 die Baugrube ausgehoben wurde.

 

Foto1

Abb. 1: Luftbild Blick auf den Zwischenangriff, im Hintergrund die Deponie Eierberge. Dorthin wurde der gesamte Ausbruch aus dem Tunnelvortrieb und den Voreinschnitten Nord und Süd verbracht.

 

Dabei wurde das Tunnelprofil in drei Ebenen, der Kalotte (oben), der Strosse (Mitte) und der Sohle (unten) herausgesprengt. Begonnen wird mit der Kalotte, die Strosse wurde erst nach 500 m Vorlauf angeschnitten und Sohle ebenfalls mit hundert Metern Abstand. Mit einer Abschlagtiefe von 1,20 m wurde in jeder Ebene mit unterschiedlichen Mengen an Sprengstoff ca. 4 – 5 Mal in 24 Stunden gesprengt. Der Vortrieb lief Tag und Nacht. In der Bauüberwacherzentrale am Zwischenangriff konnte schon an der Stärke der Sprengungen die aktuell bearbeitete Arbeitsebene abgeschätzt werden.

Parallel lief der Aushub des Voreinschnitts Nord zwischen Stadel und Püchitz. Der Vortrieb von hier nach Süden auf den Zwischenangriff begann zwei Monate später als im Zwischenangriff im August 2010. Als letzter Abschnitt wurde der Vortrieb vom Zwischenangriff nach Süden und der Aushub des Voreinschnitts Süd im Juni 2011 begonnen. Im August 2011 brachen die Tunnelbauer dann hier durch.

 

Foto2
Abb. 2: Nach der letzten Sprengung: Licht ! (Blick aus dem Tunnel in den Voreinschnitt Süd)

 

Durch die Abbauarbeiten wurde ein Profil vom Lias zeta (Oberes Toarc) bis zu den obersten Kalkbänken des Lias gamma (Unteres Pliensbach) angeschnitten.

Der Tunnel verläuft in etwa S - N Richtung nach N hin mit 0,925 % ansteigend , wobei die Tunnelachse bogenförmig von NNW auf NNE schwenkt. Die Schichtenabfolge liegt nahezu söhlig, mit 2 – 6 ° Grad Einfallen in südliche Richtungen. Da die Schichten aber trotzdem steiler als der Tunnel einfallen, taucht der Tunnel in die Schichtenabfolge ein. Relativ zügig wurde gerade der obere, fossilreichere Abschnitt des Lias delta durchörtet.

.

 

Abb 1Tunnel Eierberge Geologie

 

Skizze 1: Geologischer Längsschnitt durch den Tunnel Eierberge:
Hellbraun: Dogger alpha und Lias zeta
Dunkelgrau: Lias epsilon
Hellgrau: Lias delta
Rosa: Lias gamma
Hellrosa: Lias alpha und beta (nicht aufgeschlossen)

 

Durch den Termindruck beim Tunnelvortrieb bedingt war aber an eine feinstatigraphische Aufnahme des geologischen Profils inklusive Bergung paläontologischer Fundstücke nicht zu denken. Nach der Sprengung musste zunächst abgewartet werden, bis die Staubkonzentration sich etwas gelegt hatte. Dann wurde das freigesprengte Gestein mittels Radlader auf die Dumper verladen und auf die Halde verbracht. Ca. 1 Std. nach der Sprengung kann der Tunnelgeologe an das freigesprengte und freigefräste Profil heran. Dann blieben ihm maximal 15 Minuten, um die Schichtgrenzen zu erfassen, die Hauptklüfte mit dem Kompass zu messen (aus der Ferne anpeilen, direkt an der Wand sollte wegen dem Nachfall nicht gearbeitet werden), Wasserzuflüsse abschätzen und 4 – 5 Fotos mit dem Stativ von der Aufschlusssituation zu machen. Zeit und Platz musste man sich auch mit der Vermessung teilen. Im Hintergrund scharrt schon der „Spritzbüffel“, die mobile Spritzbetonpumpe (Foto 3) ungeduldig mit den Hufen. Zur Vermeidung von Nachfall wurde die Abschlagswand so schnell wie möglich mit einem schnellabbindenden Beton verfestigt.


Foto3

Abb. 3: Ortsbrust Kalotte Tunnel Eierberge Zwischenangriff; Vortrieb nach N bei Tunnel m 0+21: Anstehend die obersten 1,5 – 2 m des Lias delta (grau), darüber im Hangenden dann der Lias e (braun). Die härteten Kalksteinbänke der Leithorizonte zeichnen sich hellbraun ab. Gut erkennbar die m-großen Siemensi-Geoden an der Basis des Lias e sowie die Inoceramenbank und die Höckerbank ca. 2,5 – 3 m darüber in der Firste. Gesamthöhe ca. 8 m.

 

Foto4-Spritzbueffel-im-Einsatz

Abb. 4: Mobile Spritzbetonpumpe („Spritzbüffel“) im Einsatz. Und schon ist das schöne Profil wieder verschwunden.

 


Der Tunnelanfang: Lias epsilon

Das Toarcium wurde gleich zu Beginn der Arbeiten durch den Aushub des Zwischenangriffs, später durch den Tunnelvortrieb Richtung Süden und den Voreinschnitt Süd großflächig angeschnitten. Das durch SCHIRMER (1970) veröffentlichte Profil Trimeusel, ein benachbarter Prallhang des Mains, konnte hervorragend zur Orientierung herangezogen werden und wurde durch eine Profilaufnahme des Lias epsilon und des unteren Lias zeta im Voreinschnitt Süd bestätigt.

Die Schichtmächtigkeit des Lias e liegt bei ca. 10 - 11 m. Eine genaue Festlegung der oberen Schichtgrenze zum Lias z ist schwierig, da die Posidonienschieferfazies bis in die unteren Lagen des Lias z (variabilis-Zone) reicht.

Die Fossilführung des Lias epsilon war im Baufeld des Tunnels Eierberge eher mäßig. Dafür, das doch recht große Mengen an Material zutage kamen, wurden nur vereinzelte Wirbeltierfunde gemacht. Beim Aushub des Zwischenangriffes im Frühjahr 2010 wurde durch den Präparator des Museum Bamberg, Thomas Bechmann, ein zerfallenes Ichthyosaurierskelett geborgen. Später kamen durch den Sprengvortrieb im Tunnel bedingt nur Teilstücke der Tiere zutage.

 

 

Foto5-Saurierzahn-Lias-e

Abb. 5: Saurierzahn Plesiosaurus sp.

 

Foto6-Rippenknochen-Saurier-Lias-epsilon
Abb. 6: Rippen, (Steneosaurus bollensis ?)

 

Foto7
Abb. 7: Dipl. Geol. Christian Heine mit den Teilen eines Ichthyosaurierschädels (Temnodontosaurus trigonodon ?)

 

Foto8-Ichtyosaurierschaedel-Eierberge
Abb. 8: Der Ichtyosaurierschädel von oben.

 

Der Saurierschädel ist inzwischen dem Museum Bamberg übergeben worden.

In den Siemensi-Geoden sind nur sehr selten kleine Ammoniten aufgetreten. In den Monotisbänken konnten im Querbruch ab und zu Ammoniten erkannt werden. Am Mainufer habe ich eine Platte 40 x 40 cm mit einem halben Dutzend mehr und minder gut freigewitterter, dreidimensional erhaltener Dactylioceraten geborgen. Diese ziert jetzt meinen Garten.

Die Wirbeltierfunde stammen überwiegend aus dem Bereich der Knochenschicht oberhalb der Monotisbänke.

Immerhin fanden sich in den Posidonienschiefern zwar flachgepresste, aber schön pyritiserte Ammoniten, seltener auch Seelilien und Krebse.

 


Foto9-Lias-e

Abb. 9: Ammoniten aus dem Lias e - vermutlich Hildoceras sp.


Foto10

Abb. 10: Seelilien Pentacrinus sp., ca. 25 cm


Foto-11-Krebs-Eyron-hartmanni-Lias-e

Abb. 11: Krebs Eyron hartmanni, ca. 20 cm, gefunden von Fritz Lang.

 

Sofern nicht anders vermerkt, stammen die oben gezeigten Stücke aus der Sammlung Ch. Heine.

 

Fortsetzung folgt!

 

Alexander Türk

 

 

Weitere Berichte über die ICE-Trasse Eierberge auf Steinkern.de:

 

Claus, W., Franzke, L. & Knoch, U. (2011): Fossilfunde vom Bau der ICE-Trasse in Oberfranken, in: Steinkern.de / Fundorte / Bayern.

 

Simonsen, S. (2012): Die aktuelle Fundsituation auf den Halden der ICE-Trasse bei Bad Staffelstein, in: Steinkern.de / Berichte für Abonnenten.

 

Simonsen, S. (2012): Funde von der ICE-Trasse bei Bad Staffelstein, in: Steinkern.de / Berichte für Abonnenten.